Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0073 - Gegen eine ganze Stadt

0073 - Gegen eine ganze Stadt

Titel: 0073 - Gegen eine ganze Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gegen eine ganze Stadt
Vom Netzwerk:
Sie, Lieutenant, scheinen mir bisher nicht genug dagegen getan zu haben. Wir sind G-men, wie Sie wissen. Keine Angehörigen der Arkansas State Police. Wir sind also nicht direkt befehlsberechtigt, das wissen Sie so gut wie ich. Aber Sie wissen auch, dass Sie jedem G-man bei seiner Arbeit jede erdenkliche Unterstützung schuldig sind. Well, es ist so weit. Wir brauchen für gewisse Dinge Ihre unmittelbare Unterstützung.«
    Der Lieutenant nickte, erleichtert über die Tatsache, dass sein Name nicht in einem negativen Bericht bis an einen höchsten Vorgesetzten kommen würde. Eilfertig versicherte er uns: »Ich stehe Ihnen rückhaltlos zur Verfügung, Sir!«
    »Freut mich«, sagte ich trocken. »Dann wollen wir mal gleich mit der Sache anfangen, die uns alle bewegt. Da ist zunächst dieser Mord, begangen an der minderjährigen Waise Wanda.«
    Der Lieutenant stutzte.
    »Aber das war doch nur eine schwachsinnige Negerin!«
    Phil und mir verschlug es die Sprache.
    Für einen Augenblick war ich so verdattert, dass mir jede Erwiderung fehlte. Für uns, die wir aus dem Norden kamen, war ein solches Argument so unfassbar, dass wir einen Augenblick lang gar nichts darauf zu erwidern wussten.
    Als ich mich von meinem Schreck erholt hatte, sagte ich scharf: »War es allein darum kein Mord, weil es sich um eine Farbige handelte? Sind Sie etwa der Meinung, dass die Polizei nur für die weißen Bürger dieses Landes da ist?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber…«
    Ich schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab.
    »Es gibt überhaupt kein ›Aber‹! Wenn in dieser Stadt mit zweierlei Maß gemessen wird, Lieutenant, dann ist es Ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Gerechtigkeit wieder hergestellt wird, indem man alles nach einem Maß beurteilt, nämlich allein danach, ob es Recht oder Unrecht ist, und zu dieser Beurteilung spielt die Hautfarbe der Beteiligten überhaupt keine Rolle! Ich bin es leid, in dieser Stadt überall ein sogenanntes Rassenproblem diskutieren zu müssen.«
    Ich stützte mich auf die Schreibtischkante und sah dem Lieutenant scharf in die Augen.
    »In meinen Augen gibt es kein Rassenproblem. Ich bin G-man, also Polizist, als solcher habe ich jeden Bürger dieses Landes ebenso wie jeden Ausländer vor Verbrechen zu schützen. Haben Sie mich verstanden?«
    Der Lieutenant hob trotzig den Kopf.
    »Sir, Sie kennen unsere Probleme nicht. Sie sind aus dem Norden, da ist es vielleicht anders. Die Verbrechen, die bei uns von den Negern verübt werden…«
    »Sind nicht mehr als die, die von Weißen begangen werden! Kommt man deshalb gleich auf den Gedanken, alle Weißen auszurotten? Sie zu ermorden, zu terrorisieren, ihre Geschäfte zu zerschlagen und sie halb tot zu prügeln? Zum Donnerwetter, Lieutenant, prägen Sie sich ein, dass ich nicht solche albernen Vorurteile hören möchte! Wo war die Polizei, als der Mord an Wanda bekannt wurde? Wo blieben Sie? Ich habe Sie nicht ein einziges Mal am Tatort gesehen!«
    »Ich wusste ja, dass die Mordkommission alarmiert war.«
    »Bleiben Sie jedes Mal zu Hause, wenn Sie wissen, dass ein Mord begangen, aber die Mordkommission schon alarmiert wurde?«
    Er senkte den Kopf.
    »No. Aber - well, es wäre sinnlos gewesen, einem meiner Leute einen Befehl zu erteilen, wegen einer ermordeten Negerin. Sie hätten den Befehl nicht ausgeführt.«
    »Und Sie sind nicht imstande, sich hier Respekt zu verschaffen? Sind Sie nun der Lieutenant oder nicht? Heute Nacht wurde ein Negerehepaar halb tot geprügelt. Der Lärm war durch die halbe Stadt zu hören. Wie kam es dann, dass abermals kein Polizist auftauchte?«
    Er druckste eine Weile herum, schließlich aber gab er zu, dass es niemand von seinen Leuten, die den Nachtdienst versahen, für notwendig gehalten hätte, wegen eines Negers den Lieutenant zu Hause anzurufen und aus dem Bett zu klingeln.
    Ein Cop auf Streife hatte den Lärm gehört, hatte festgestellt, wo es war, und war dann achselzuckend weitergegangen.
    Ich war einer Explosion verdammt nahe. Polizisten, die weitergingen, wenn andere Leute halb totgeschlagen wurden!
    »Ich habe schon verschiedenen Leuten klargemacht, dass sie ihre Uniform sofort ausziehen können, wenn sie derart weiter ihren Dienst versehen. Ich mache Sie dafür verantwortlich, Lieutenant, dass auch Ihre Leute diese Einstellung erfahren.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Sie werden ab heute Nacht bis auf Weiteres die Streifen verdoppeln. Kommt es irgendwo zu Ausschreitungen gegen farbige Mitbürger, so ist unverzüglich der

Weitere Kostenlose Bücher