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0073 - Gegen eine ganze Stadt

0073 - Gegen eine ganze Stadt

Titel: 0073 - Gegen eine ganze Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gegen eine ganze Stadt
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Bereitschaftsdienst zu alarmieren. Eine telefonische Meldung geht sofort in unser Hotel und an den Sheriff. Ist das klar?«- »Yes, Sir.«
    »Haben Sie irgendeinen Hinweis, der uns für die Aufklärung des Mordes von Nutzen sein könnte?«
    »No, Sir.«
    Ich seufzte.
    »Na schön. Sie wissen Bescheid. Kommen Sie und Ihre Leute Ihren Pflichten nicht nach, werde ich einen so geharnischten Bericht nach Washington senden, dass diese Stadt sich die Anwesenheit von Truppen wird gefallen lassen müssen. Merken Sie sich eines, Lieutenant: Die USA sind ein großes Land, dessen Verfassung jedem Bürger gewisse Grundrechte garantiert. Wir sind durchaus imstande, diese Garantie auch gegen den Willen einer bornierten Stadteinwohnerschaft durchzusetzen. Leben Sie wohl, Lieutenant.«
    Wir verließen sein Office.
    Ich war auf hundertachtzig. Dass ich hier immer wieder über Dinge diskutieren musste, die für jeden sauber und anständig denkenden Menschen pure Selbstverständlichkeiten waren, brachte mich in Rage.
    Als wir vor dem Polizeigebäude standen, spuckte der Sheriff aus.
    »Verstehen Sie jetzt, was ich hier in meinem Leben schon für Schwierigkeiten hatte?«
    »Ich verstehe es nicht nur, Sheriff, ich wundere mich, dass Sie noch nicht an einem Gallenleiden gestorben sind. Kommen Sie, ich möchte mal zu diesem Schuldirektor. Ich möchte mir die Schule mal ansehen. Nur, um zunächst einen Eindruck zu gewinnen…«
    »Da müssen wir wieder zurück. Die Schule liegt genau in der entgegengesetzten Richtung.«
    »Okay. Also los!«
    Wir fuhren mit dem Jaguar zurück. Der Sheriff ließ sich von uns bei seinem Office absetzen, weil er noch einige dienstliche Angelegenheiten zu ordnen hatte. Er beschrieb uns den Weg, und wir fuhren weiter.
    Als wir in die Einfahrt zum Schulgelände einbogen, sahen wir schon die Menschenmenge.
    Aber noch deutlicher hörten wir sie. Sie brüllten nur ein Wort, aber das brüllten ungefähr zweitausend Kehlen. Im Sprechchor.
    Uns jagte eine Gänsehaut über den Rücken. Denn sie brüllten: »Aufhängen! Auf hängen! Aufhängen!«
    Wir stoppten den Jaguar rechts von ein paar Haselnussbüschen auf einem kurz geschnittenen Rasen, weil kein anderer Platz da war.
    Das gesamte Gelände vor dem Hauptgebäude der Schule war von ungefähr zweitausend Menschen besetzt, die in wilder Verzückung die Hälse nach vorn renkten.
    Wir sahen auf den ersten Blick, dass hier der Teufel los war.
    Es gab keinen einzigen normalen Menschen mehr. Mordgier, Blutrausch stand in allen Augen.
    Mit einem Blick verständigten wir uns. Dann drängten wir uns durch die Menge.
    Wir gebrauchten rücksichtslos unsere Ellenbogen. Trotzdem kamen wir kaum vorwärts.
    Aber bis zu der großen Freitreppe vorn, bis zum Portal der Schule, waren es mindestens dreißig Yards.
    Und oben auf der Treppe standen sie. Ungefähr acht junge Burschen von vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahren.
    In der Mitte stand ein Neger. Gleichaltrig. Seine Augäpfel waren vor Todesangst so verdreht, dass man kaum noch die Pupillen sehen konnte. Sein Gesicht wirkte aschgrau.
    Irgendetwas brüllten die jungen Burschen jetzt auf der Treppe.
    Die Menge antwortete mit pausenlosem Gebrüll.
    »Auf hängen! Auf hängen! Auf hängen!«
    Sie betonten jede Silbe gleichmäßig. Es kam wie der dumpfe Rhythmus einer zerstörenden Maschine. Immer wieder dieses gleiche Wort, jede Silbe mit der gleichen monotonen Betonung.
    Als wir ungefähr die Hälfte des Weges hinter uns gebracht hatten, verfolgt von den Blicken der stutzig gewordenen Leute, an denen wir uns eben brutal vorbeigedrängt hatten, ging ein gellender Schrei durch die Menge.
    Wir rissen die Köpfe hoch und sahen, was die Erregung auf den Siedepunkt getrieben hatte: Irgendeiner hatte von irgendwoher eine Wäscheleine aufgetrieben.
    Jetzt jagte er die Freitreppe hinauf und zeigte der Menge den Strick. Sein Gesicht war verzerrt, ein wildes Feuer loderte in seinen unnatürlich weit aufgerissenen Augen.
    Ich blieb stehen und riss Phil am Ärmel dichter zu mir heran.
    »Lauf zurück!«, rief ich ihm ins Ohr. »Den Sheriff und den Lieutenant anrufen! Mit allen verfügbaren Leuten hierher! Tränengasbomben, Maschinenpistolen und Wasserwerfer!«
    Phil wollte etwas erwidern, als von Neuem das Gebrüll der Menge einsetzte. Da sah er ein, dass es nicht anders zu machen war.
    Er nickte nur und versuchte, sich seinen Weg zurückzubahnen.
    Ich boxte mich weiter nach vorn. Während ich rücksichtslos Leute zur Seite stieß, sah ich, wie

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