0073 - Gegen eine ganze Stadt
atmosphärische Störung, aber sie behinderte die Verständigung nicht wesentlich.
Um sechs stellten wir einen Dienstplan auf. Kurz darauf gingen wir in trauter Gemeinsamkeit essen.
Dem Kollegen, der in der Funkleitstelle zurückblieb, ließen wir ein Abendbrot schicken.
Die Telefongesellschaft hatte ihre Telefone in das uns zugewiesene Zimmer schon gelegt, bevor wir ankamen. Sie hatte zwei Leitungen gelegt, obgleich ich nur eine gefordert hatte. Neben dem zweiten Apparat stand ein Reklameaschenbecher der Gesellschaft, an dem ein Zettel lehnte:
Wir haben uns gestattet, Ihnen zwei Leitungen zu legen. Eine führt ins hiesige Ortsnetz, die zweite hat direkte Leitung zum Fernamt. Sollte Ihnen die zweite Leitung wirklich unerwünscht erscheinen, bauen wir sie kostenlos wieder ab, wenn sie tatsächlich von Ihnen nicht benutzt wird. Hals- und Beinbruch für Ihre Arbeit wünscht Ihnen - Your Bell Telephone Company.
Wir fanden es nett von den Leuten.
Punkt sieben Uhr nahmen unsere Männer den genau ausgearbeiteten Streifenplan auf.
Von dieser Minute ab rollten in ununterbrochenem Einsatz vier Streifenwagen des FBI durch die Straßen der Stadt.
Die beiden anderen standen zur Reserve vor dem Rathaus. Desgleichen mein Jaguar.
Um sieben Uhr zehn stand ich vor dem Greanschen Haus und klingelte. Mr. Grean öffnete mir selbst.
Ich zeigte meine Marke und sagte knapp: »Cotton, Federal Bureau of Investigation. Ich brauche Sie zu einem Verhör. Kommen Sie bitte mit zum Rathaus. Wir haben dort unser Office.«
***
Er versuchte Schwierigkeiten zu machen. Ich stellte ihn vor die Wahl, entweder freiwillig mitzukommen oder von mir auf der Stelle wegen Verdunkelungsgefahr vorläufig festgenommen zu werden. Kraft meiner Sondervollmachten, die der Oberste Bundesrichter der USA ausgestellt und unterschrieben hatte.
Er gab klein bei.
Als ich mit ihm zurückkam, hatte Phil bereits Mr. Merain geholt.
Inzwischen war von einem anderen Kollegen der Sheriff aufgesucht und um ein paar Stühle gebeten worden.
Er hatte es sich nicht nehmen lassen und selbst zwei herübergetragen, während unser Kollege ebenfalls zwei schleppte.
Wir platzierten die beiden Herren in unserem Office auf die Stühle und bedeuteten ihnen, dass sie sich eine Viertelstunde zu gedulden hätten.
Mr. Grean wurde aufsässig.
»Ich denke nicht daran!«, schrie er erbost! »Erst tun Sie so, als ginge es um Minuten, und dann soll ich hier eine Viertelstunde herumsitzen! Ich gehe!«
»Sie werden hübsch hierbleiben«, sagte ich ungerührt.
»Beschweren werde ich mich! Bei Ihrem höchsten Vorgesetzten!«
»Dieser Weg steht Ihnen zu jederzeit frei, Mr. Grean«, sagte ich gelassen.
»Jedenfalls werden Sie trotzdem hier auf meine Rückkehr warten. In einer Viertelstunde bin ich wieder da!«
Abermals machten sich Phil und ich auf den Weg. Ich in meinem Jaguar, Phil in einem der zur Reserve zurückgebliebenen Streifenwagen.
Ich holte Mr. Miller, dessen Adresse uns Steve Grean ausgeplaudert hatte, Phil holte einen gewissen Mr. Bruce, dessen Sohn ebenfalls zu diesem jugendlichen Kleeblatt aufgehetzter Rowdys gehörte.
Nach zwölf Minuten war ich wieder zurück.
Phil kam anderthalb Minuten später.
Wir baten auch die beiden letzten Gentlemen, Platz zu nehmen. Verwundert starrten sie sich gegenseitig an.
»Well, Gentlemen«, sagte ich und sah sie der Reihe nach an. »In dieser Stadt sind in den letzten Tagen folgende Verbrechen begangen worden, die wir Ihnen jetzt genau zur Kenntnis bringen wollen…«
»Was soll der ganze Quatsch?«, schrie Mr. Grean. »Meinen Sie, wir sind zu dumm, um eine Zeitung lesen zu können?«
Ich wandte meinen Kopf in seine Richtung und sagte ganz ruhig: »Ich verbitte mir jede Unterbrechung, Mr. Grean. Sie sind hier zu einem Verhör, nicht zu einem Kaffeeklatsch.«
Er lief rot an, schwieg aber.
Ich nickte Phil zu. Mein Freund nahm ein vorbereitetes Blatt Papier zur Hand und las vor: »In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch dieser Woche wurde an den sechs Eichen die sechzehnjährige Wanda, Familienname unbekannt, von mindestens drei Tätern durch insgesamt vierunddreißig Stiche mit Taschenmessern brutal ermordet. Es steht fest, dass mindestens einer der Täter anatomische Kenntnis gehabt haben muss. Dieser Fall ist ein eindeutiger Mord…«
Er machte eine Pause. Ich sah Mr. Merain an.
Er nagte nervös an seiner Unterlippe. Außerdem war er merklich blasser geworden.
Phil fuhr fort: »In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag dieser
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