0074 - Die Geister-Braut
ich wartete, schaute ich mich immer wieder nach beiden Seiten um, doch kein Zombie ließ sich blicken. Erst beim zweiten Klingeln hörte ich Schritte. Um der Sache eine höhere Dringlichkeit zu geben, hämmerte ich mit der Faust gegen das Holz.
Endlich öffnete Suko.
Er stand im Morgenmantel vor mir, bekam große Augen und sagte nur ein Wort: »Du?«
»Ja, zum Teufel. Zieh dich an!«
Der Chinese schaltete schnell. »Was ist passiert?«
»Im Haus versteckt sich ein Untoter!«
Suko machte auf dem Absatz kehrt, und verschwand in seinem Apartment. Ich blieb draußen stehen, nicht weil ich mich nicht in die Wohnung traute, ich wollte nur vermeiden, daß der Untote entwischte, falls er sich meine Wohnung als nächstes Ziel vorgenommen hatte. Denn daß er mich töten wollte, stand außer Zweifel.
Suko redete mit Shao. Sie tauchte auch kurz auf und winkte mir zu. Ich lächelte zurück.
Dann kam Suko. Er hatte sich in Windeseile angezogen und hielt seine Waffe in der Hand. Er überprüfte sie während des Gehens. »Ich habe Shao eingeschärft, daß sie auf keinen Fall öffnen soll, wenn sich irgend etwas tut.«
Ich nickte. Das war ganz in meinem Sinne. Seit Shao ihr schreckliches Abenteuer als verkleinerte Person hinter sich hatte, beschützte Suko sie wie ein Vater.
Verständlich, denn er empfand das gleiche für Shao wie ich für Jane Collins. Nur ließ sich die Detektivin nicht in ihren Kram hineinreden.
»Wie gehen wir vor?« fragte Suko.
»Einer muß das Treppenhaus übernehmen, der andere hält unten Wache.«
»Wo?«
Ich überlegte. Suko hatte mit seiner Frage gar nicht so unrecht. Der Zombie konnte gut und gern durch die Tiefgarage fliehen, dort war er ja auch schließlich ins Haus gekommen. Aber daran glaubte ich nicht. Das wäre etwas zu umständlich gewesen. »Dann nehme ich mir das Treppenhaus vor«, entschied ich mich.
Der Chinese war einverstanden. Er hatte noch eine berechtigte Frage: »Wie sieht er eigentlich aus?«
»Er ist ein Rocker. Lederjacke, Jeanshose und die übliche Bewaffnung, Messer und Fahrradkette.«
Suko nickte und verschwand.
Ich orientierte mich in Richtung Treppenhaus. Wie ich schon erwähnte, die Notbeleuchtung brannte, dennoch gab es genügend schattige Ecken und Winkel, in denen der Zombie lauern konnte.
Sieben Etagen sind eine Menge. Zum Glück waren die Stufen breit, und ich brauchte keine Angst zu haben, über meine eigenen Beine zu fallen. So leise wie möglich bewegte ich mich voran. Die mit Silberkugeln geladene Beretta hielt ich in der rechten Hand. Auf jeden Absatz befand sich ein Lichthof.
Dahinter jedoch gähnte jetzt die Dunkelheit.
Irgendwo oben schlug eine Tür. Unwillkürlich blieb ich stehen. Ich dachte mit Schrecken daran, daß sich dieser Zombie auch leicht eine Geisel nehmen konnte.
Dann sah es böse aus. Hoffentlich kam er nicht auf den Gedanken. Weitet führte mich mein Weg nach unten. Noch nie bin ich in diesem Apartamentgebäude durch das Treppenhaus geschlichen und dazu noch zu nachtschlafender Zeit. Ich kam mir fremd im eigenen Haus vor.
Aber es geschah nichts.
Kein Zombie lauerte auf mich, keiner griff mich an.
Der fünfte Stock.
Ich ging jetzt schneller, bemühte mich auch nicht mehr, unbedingt lautlos zu sein.
Den vierten Stock ließ ich hinter mir und auch den dritten. Dann gelangte ich in den Zweiten.
Und da hörte ich den Schrei.
Gleich darauf peitschte der Schuß!
***
Hinter Suko fiel die Lifttür ins Schloß. Der Chinese hatte sich schon in der kurzen Zeit einen Plan zurechtgelegt. Er wollte mit dem Aufzug die einzelnen Etagen durchfahren, in jeder anhalten und jeweils in den Flur schauen.
Zuerst fuhr Suko nach oben.
Es war eine langweilige Arbeit, aber sie mußte getan werden. Der Chinese blickte in jeden Flur, bemerkte jedoch nichts Verdächtiges. Den Zombie sah er jedenfalls nicht, nur einmal schlurfte ein Mann im Schlafanzug gähnend über den Flur.
Suko fuhr wieder nach unten. Diesmal in einem Rutsch bis in die siebte Etage.
Dann wiederholte er das Spiel nur in der entgegengesetzten Richtung. Auch in den unteren Etagen fand der Chinese die Flure leer. Langsam wurde er sauer. Dieser untote Rocker schien doch schlauer zu sein, als man angenommen hatte.
Erste Etage.
Noch immer nichts.
Der Lift fuhr weiter.
Erdgeschoß Schluß.
Suko drückte die Tür auf. Er schaute in die Halle, und sein Blick wanderte automatisch hin zu dem kleinen Glaskasten, in dem der Nachtportier saß und las.
Der Chinese war beruhigt.
Der
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