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0074 - Söldner des Teufels

0074 - Söldner des Teufels

Titel: 0074 - Söldner des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Zombies tatsächlich auf sich hatte, würde er auf diese Weise nicht einmal in Andeutungen erfahren.
    Man müßte freie Hand in diesem Hause haben, dachte er. Man müßte sich überall umsehen können, ohne daß man dabei gestört wird.
    Die Überlegung war einen Versuch wert, fand Bill. Er stand auf und ging zur Tür. Dann drückte er die Klinke nach unten und zog die Tür vorsichtig auf.
    Sein Blick fiel sofort auf die breiten Rücken der beiden Männer seines Empfangskomitees.
    Sie drehten sich um.
    »Ist etwas, Mister Fleming?« fragte der eine.
    »Äh, nein«, antwortete Bill. »Ich wollte nur fragen, wie lange es noch dauert.«
    »Gleich, Mister Fleming, gleich. Noch ein paar Augenblicke Geduld.«
    Bill nickte und kehrte zu seinem Sessel zurück.
    Soweit die Möglichkeiten, sich frei im Tempel bewegen zu können.
    Dann, eine kurze Weile später, öffnete sich die Tür. Wider Willen mußte Bill lächeln. Der Typ, der da das Zimmer betrat, war geradezu ein Musterbeispiel der Sorte alerter, junger Dynamiker. Nicht einmal das weiße Gewand, das er wie alle hier trug, vermochte diesen Eindruck abzuschwächen.
    Und schon fing der Bursche an, ihm die Good Will- und Reklametrommel um die Ohren zu hauen. Freundliche, beinahe herzliche Begrüßung im Namen eines obskuren Großen Lichtgeistes, ölige Phrasen von Glück und Frieden, jede Menge Schmus und Schaumschlägerei ohne echte Substanz.
    Es war für Bill gar nicht so einfach, auch mal zu Wort zu kommen, denn der Mann redete wie eine niemals versiegende Wortquelle.
    Schließlich jedoch gelang es ihm, dem Sektierer klarzumachen, daß er all die vielen Worte sehr schön fand, daß er sich aber für Worte nicht viel kaufen könne, da er lieber etwas sehen statt hören würde.
    Überraschenderweise erklärte sich sein Gastgeber auf Anhieb bereit, ihn im Tempel herumzuführen, damit er sich mit eigenen Augen ein Urteil bilden könne.
    Die Führung begann. Bill bekam allerlei Nettigkeiten zu sehen. Büroräume, in denen ganz normal an Schreibtischen gearbeitet wurde.
    Kulträume mit Sonnensymbolen aller Art, ausgestattet mit gepolsterten Gebetsbänken und erfüllt von einem aromatischen Myrtenduft, Aufenthalts- und Schlafräume, hell und freundlich eingerichtet.
    Und er sah Menschen, sah jene Kinder des Lichts, die Zamorra telefonisch als Zombies bezeichnet hatte. Sie hatten in der Tat etwas Automatenhaftes, seltsam Entrücktes an ich. Sparsame Bewegungen, fast ausnahmslos in Meditationen versunken und samt und sonders mit einem selig wirkenden Lächeln auf den Zügen.
    Zombies? Menschen, in denen das Böse Fuß gefaßt hatte? Bill hatte nicht diesen Eindruck.
    Aber er gab sich keinen Illusionen hin. Diese Besichtigungstour, zu der er hier Gelegenheit bekam, war ein ausgetretener Trampelpfad.
    Sein Führer zeigte ihm nur das, was er zeigen wollte. Alles andere war Off Limits. Eine einzige große Schau.
    Und dann entdeckte er in einem der Kulträume den Jungen, den er suchte: Marcel de Marteau.
    ***
    Der Junge aus dem Loire-Tal saß zusammen mit vier anderen Weißgewandeten in einer Art Lotos-Position auf einem bunten, fransengeschmückten Kissen und starrte ausdruckslos vor sich hin. Auch auf seinem Gesicht war dieses selbstvergessene Lächeln sichtbar, das alle diese Meditierenden zur Schau stellten.
    Bill rief den Franzosen an: »Marcel!«
    De Marteau blickte nicht einmal hoch, schien gar nicht gemerkt zu haben, daß da zwei Männer in den Raum getreten waren, von denen ihn einer angesprochen hatte.
    Der Kulturhistoriker versuchte es erneut – wieder mit dem gleichen Mißerfolg. Marcel de Marteau nahm keinerlei Notiz von ihm, blickte weiterhin selbstvergessen vor sich hin.
    Aber so schnell ließ sich Bill nicht entmutigen. Der Hauptgrund seines Besuchs in diesem Haus war es gewesen, nach Möglichkeit etwas über das Schicksal des jungen Mannes herauszufinden. Und der Teufel sollte ihn holen, wenn er jetzt, wo er den Gesuchten unmittelbar vor sich hatte, einfach die Segel strich.
    Er löste sich von der Seite seines Führers und ging mit schnellen Schritten zu dem statuenähnlich dahockenden Franzosen hin. Er streckte die Hand aus, legte sie auf die Schulter Marcels und rüttelte ihn herzhaft.
    »Marcel, kennen Sie mich denn nicht mehr?«
    Wiederum erfolgte keine Reaktion von Seiten des jungen Mannes.
    Wohl aber reagierte Bills offizieller Begleiter.
    »Mr. Fleming, was tun Sie?« Er kam hastig näher. »Es ist natürlich ein Unding, daß Sie hier hingehen und störend in

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