0075 - Die Horror-Cops
verschwinden. Niemand wußte wo. Sinistro aber war nicht tot. Er hatte mit dem Teufel einen Bund geschlossen. So ging er ein in das Zwischenreich, in die Dimensionen zwischen Sein und Nichtsein. Als Kopfloser erschien er den Menschen fortan und forderte seinen Schädel.«
Der Alte legte eine Pause ein und bat noch um einen Schluck. Ich reichte ihm das Glas. Im Zimmer war es still geworden. Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können.
Dann sprach Henry Onedin weiter. »Der Rest ist schnell erzählt. Sinistro bekam seinen Schädel nicht wieder. Aber seit über dreihundert Jahren sucht er ihn. Allerdings nicht allein. Er hat Helfer um sich geschart, ebenfalls Kopflose, die ein unseliger Geist auf den Beinen hält. Sie existieren als lebende Tote, sind zombieähnlich, tragen aber rote Kapuzen, um ihre Kopflosigkeit zu verbergen. Sie sind die Helfer und Henker des Sinistro. Jetzt ist er in New York aufgetaucht, denn irgendwie muß er erfahren haben, daß sein Kopf sich in dieser Stadt befindet.«
»Ist er wirklich in New York versteckt?« fragte ich den alten Henry Onedin.
»Das weiß ich nicht. Angeblich soll er sich hier irgendwo befinden, doch das müssen Sie herausbekommen, Mr. Sinclair. Sie und Ihre Freunde.«
»Wir werden uns große Mühe geben«, versprach ich. »Nur was hat dieser Sinistro mit den skelettierten Polizisten zu tun. Die Kopflosen, das ist eine Seite, die Skelette, das ist eine andere.«
»Es gibt ein Sprichwort, welches heißt: Ein Unglück kommt selten allein. Sinistro hat Hilfe angefordert, und man hat sie ihm gegeben.«
»Wer ist sein Helfer?«
»Wir nennen ihn den Majodomo des Satans. Aber er hat auch einen anderen Namen.«
»Darf ich raten?«
»Ja.«
»Ist es der Schwarze Tod?«
Tief atmete der alte Mann ein und erwiderte dann: »Sie wissen sehr viel, Mr. Sinclair.«
»Also habe ich recht?«
»Ja.«
Ich hatte es geahnt. Also auch hier in New York. Er war allgegenwärtig, mein Erzfeind. Und das Schicksal wollte es, daß wir immer wieder zusammentrafen. Allerdings hatte der Schwarze Tod in letzter Zeit ziemlich viele Niederlagen erlitten, und es war der Punkt eigentlich abzusehen, wann er völlig von der Bildfläche verschwand. Satan konnte sich normalerweise diese Niederlagenhäufungen nicht bieten lassen. Ich hatte auch schon einen neuen Namen gehört. Eine Dämonin sollte aufgebaut werden.
Asmodina!
Satans eigene Tochter.
Doch die Andeutungen waren zu vage, um daraus konkrete Dinge zu sehen. Abwarten.
Jetzt interessierte mich der Schwarze Tod. Ich beugte mich wieder zu dem Alten hinunter.
»Und was will der Schwarze Tod erreichen?« fragte ich.
Henry Onedin atmete tief ein. Seine magere Brust hob und senkte sich. »New York ist eine große Stadt, die ihn sicherlich fasziniert hat. Stellen Sie sich vor, Mr. Sinclair, es gelingt diesem Dämon, New York unter seine Kontrolle zu bekommen.«
Ich zuckte zurück. »Das darf ich mir gar nicht erst ausmalen, dann werde ich verrückt.«
»Aber alle Anzeichen deuten in diese Richtung. Wenn der Schwarze Tod die Ordnungskräfte unterwandert hat, dann kann er sich auch bald zum Herrscher der Stadt aufschwingen, denn es gibt niemanden, der sich ihm in den Weg stellt. Diese Apathie der South Bronx, die kommt nicht von ungefähr. Sie ist auf den magischen Einfluß des Satansdieners zurückzuführen.«
Ich nickte. »Richtig, und Sie umschreiben das mit dem Begriff Todeszeit.«
»Ja.«
Ich drehte mich zu den anderen um. Meine Freunde schauten mich ernst an. Ray Onedin ebenfalls. Ich las aber auch die Sorge um den Vater in seinen Augen.
»Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?« fragte ich den Alten.
»Nein, ich habe alles gesagt.«
»Können Sie mir den Weg zu einer Lösung zeigen?« erkundigte ich mich.
»Das ist schwer«, erwiderte der Alte.
»Es muß wohl einen Weg geben, aber den kenne ich auch nicht.«
»Dann haben wir es mit zwei Gegnern zu tun«, stellte ich fest. »Mit dem Schwarzen Tod und mit Sinistro. Glauben Sie, daß sich Sinistro in der Nähe befindet?«
»Ja, Mr. Sinclair. Er befindet sich in New York. Er sucht seinen Kopf, und er muß ihn finden!«
»Wo befindet sich der Schädel.«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte der Alte.
»Wo könnte er sich befinden?« Ich ließ nicht locker.
»Auch das kann ich Ihnen nicht sagen, Mr. Sinclair. Aber hüten Sie sich vor den Roten Henkern. Sie sind ungeheuer gefährlich und Sinistros Diener. Sie gehorchen ihm blind.«
»Was sind das für Typen?«
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