0075 - Die Horror-Cops
Jugendlichen besetzt, die rauchten oder billigen Fusel tranken.
An den Gehsteigrändern standen Mülleimer, die überquollen. Aus obskuren Lokalen ertönte Disco-Musik oder auch Soul und Jazz. Ich sah rollschuhlaufende Halbwüchsige ebenso, wie leichte Mädchen oder halbseidene Burschen, hier Pimps genannt. Einige lehnten an den Kotflügeln ihrer schweren Limousinen, überelegant gekleidet, und ließen sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
Ich sah aber auch Häuser, die ihre Feuerleitern nach vorn hin hatten, und es gab zahlreiche kleine Geschäfte, ähnlich der Krämerläden aus den Anfängen unseres Jahrhunderts.
Eine fremdartige, aber keineswegs uninteressante Umgebung. Doch hinter der Fassade das wußte ich auch da lauerte das Verbrechen. Rauschgift, Prostitution, Bandenterror, Glücksspiel und was weiß ich nicht alles.
»Hier wohnt also ein Polizeibeamter in New York«, meinte Suko.
Laurie gab die Erklärung. »Das dürfen Sie nicht so sehen. Ray Onedin ist sicherlich ein sehr guter Mann. Wer mit den Leuten auskommen will, der darf nicht am Long Island Sound seine Villa haben, sondern muß sich unter das Volk mischen. Nur dann kann er etwas erfahren, und nur dann wird auch das Mißtrauen abgebaut, das fast alle hier gegen die Polizei haben. Schauen Sie sich nur die Kinder an, diese hungrigen Blicke, das ist der Hunger nach Leben. Aber Leben kostet Geld. Geld hat man, wenn man arbeitet. Die meisten hier haben keinen Job, brauchen aber trotzdem Geld, und sie beschaffen es sich so, wie es die Schläger vorhin versucht haben. Man kann die Leute noch nicht einmal verdammen. Das ist meine Meinung.«
»Gut gesprochen, Laurie.« Ich lächelte.
»Danke, John. Aber ich bin Reporterin, und ich habe mich sozial engagiert, das ist es.«
Ja, ich kannte Lauries Einstellung. Und ich fand sie nachdenkenswert.
Dann erreichten wir das Haus, in dem Ray Onedin wohnte. Es war ein schmalbrüstiges Gebäude, und die Feuerleiter lag auch zur Straße hin.
»Ich gehe vor«, sagte Laurie.
Wir hatten uns telefonisch angemeldet. Der Cop gehörte zu den wenigen Einwohnern in dieser Gegend, die einen Anschluß besaßen. Er war vorbereitet.
Natürlich war die Treppe besetzt.
Kinder schauten uns aus großen, braunen Augen an.
Ich lächelte ihnen zu. Laurie, Suko und ich stiegen über die Kleinen hinweg. Die Tür stand offen, und wir betraten einen düsteren, engen Hausflur, in dem es nach scharf gewürztem Essen roch.
»Wir müssen bis in den dritten Stock«, erklärte Laurie.
Wohl oder übel stiegen wir die Treppe hoch. Sie bestand aus Stein, war aber an den Stufenkanten abgebröckelt. Nur das eiserne Geländer hielt noch, obwohl es schon Rost angesetzt hatte.
Zwei Frauen kamen uns entgegen. Dicke Matronen. Die Frauen drückten sich eng an die Wand, um uns vorbeizulassen.
Irgendwie mußte sich unser Kommen herumgesprochen haben, denn Ray Onedin erwartete uns bereits vor seiner Wohnungstür. Er stand am Ende des Treppenabsatzes.
Onedin sah gar nicht aus wie ein Polizist. Er trug Zivil. Verwaschene Jeans, ein gestreiftes T-Shirt und ein Kettchen am rechten Handgelenk. Er hatte eine sehnige durchtrainierte Figur, kräftige Arme, ein rundes Gesicht und unwahrscheinlich krauses Haar. Auf der breiten Oberlippe glänzte ein strichdünnes Bärtchen.
Ray Onedin lächelte, als er Laura sah. Dabei zeigte er prächtige Zähne.
»Willkommen«, sagte er und reichte Laurie die Hand.
Anschließend stellte die Reporterin uns vor.
»Sogar aus England kommen sie«, meinte Onedin und nickte anerkennend. »Dann sind meine Andeutungen doch auf fruchtbaren Boden gefallen. Bitte, kommen Sie herein.«
Er führte uns in eine sehr saubere Wohnung. Für diese Sauberkeit sorgte seine bessere Hälfte, eine ebenfalls dunkelhäutige Frau, mit einer Figur, schlank und biegsam wie eine Weidegerte.
»Darf ich Ihnen Sarah vorstellen, meine Gattin«, sagte er.
Wir machten shake hands.
Sarah Onedin hatte unwahrscheinlich schöne Augen. Groß und dunkel wie Vollreife Kirschen.
Wir nahmen in der Küche Platz, die gleichzeitig als Wohnraum diente. Wenigstens ließ die Möbelkombination darauf schließen.
Dem Fenster gegenüber gab es eine kleine Sitzecke mit schmalen Sesseln.
Wir fanden dort nicht alle Platz. Suko und ich setzten uns auf Küchenstühle.
Ray Onedin bot etwas zu trinken an, doch wir lehnten ab. Keinen Alkohol bei dieser Hitze.
»Ich hoffe, Mr. Onedin, Sie können uns eine Erklärung für dieses Auftauchen der Horror-Cops geben«, sagte
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