0076 - Bills Hinrichtung
Wortlaut.
»Ihren Kopf?«
»Ja, man hat mich vor dreihundert Jahren geköpft. Aber man hat vergessen, daß ich auch ohne Kopf lebensfähig bin. Denn eine starke Magie erhielt mich am Leben. Allerdings brauche ich meinen Kopf, um meine vollen Fähigkeiten zurück zu erlangen.«
»Sie wissen nicht, wo sich Ihr Schädel befindet?«
»Nein.«
»Darum soll John Sinclair ihn suchen.«
»Du bist ein schlaues Kerlchen, Reporter.« Sinistro lachte wieder. Dann fuhr er fort. »Aber die Sache hat einen Haken, Conolly. John Sinclair hat keine dreihundert Jahre Zeit, um meinen Kopf zu finden, auch keine dreißig Jahre oder drei, sondern nur einen Tag. Genau vierundzwanzig Stunden!«
Bill Conolly erschrak. Sein Herz klopfte plötzlich schneller. Was ihm dieser Sinistro sagte, war ein Ding der Unmöglichkeit. Wie sollte es John schaffen, den Kopf innerhalb von einem Tag zu beschaffen? Das war nicht zu machen.
»Nun?« fragte Sinistro.
»Fahr zur Hölle!« knirschte Bill.
Der Magier aber lachte. »Da wirst du bald sein, wenn Sinclair meinen Kopf nicht findet. Zwei Stunden der festgesetzten Zeit sind bereits vorbei.«
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er sich wieder auflöste. Diesmal nahm er seine beiden Henker mit.
Bill Conolly aber blieb allein auf dem winzigen Eiland zurück. Und ganz langsam kroch die Angst in ihm hoch.
Zweiundzwanzig Stunden Galgenfrist. Mehr blieben ihm nicht. Dann kam der Tod…
***
Ein Patrol Car jagte durch die South Bronx! Die beiden Warnlichter auf dem Dach flackerten, die Sirene heulte und der rote Schein des Lichts huschte geisterhaft über die schmutzigen Wände der leerstehenden, oft verfallenen Häuser.
Der Wagen war wie ein Phantom. Schnell, kaum zu sehen, und am Steuer saß kein Mensch.
Ein Skelett!
Es hielt mit seinen knöchernen Fingern das Lenkrad umklammert. Der Totenschädel war zu einem Grinsen verzogen, und die Augenhöhlen nahmen jede Einzelheit wahr, die sich vorn, im breiten Lichtteppich der Scheinwerfer, auf der Straße abspielten.
Die Sirene fegte dem Patrol Car die Straße frei. Selbst in den Slums der South Bronx stellte man sich nicht quer auf die Straße, wenn ein Streifenwagen mit heulender Sirene und eingeschaltetem Rotlicht heranfegte.
Er machte die Fahrbahn also frei.
Und davon profitierte nicht zuletzt der knallrote Honda Accord, dessen Fahrer sich auf die Spur des Skeletts gesetzt hatte.
Der Mann war ich.
Während Suko und der schwerverletzte Ray Onedin in dem Polizeirevier zurückgeblieben waren, hatte ich mich an die Verfolgung des Sergeant Tucker gemacht.
Tucker war es in letzter Sekunde noch gelungen zu fliehen, nachdem wir uns einen Kampf bis aufs Messer geliefert hatten. Ich war gerade noch dem Tod von der Schippe gesprungen, denn Tucker hätte mich ohne zu zögern ins Jenseits geschickt.
Die Kugel war für mich schon geschossen.
Doch das Blatt hatte sich gewendet.
Daran trug auch Ray Onedin einen großen Teil der Schuld. Denn sein Eingreifen rettete mir praktisch das Leben.
Und jetzt wollte ich Tucker fassen. Er, so hoffte ich, würde mich endlich auf die Spur des Schwarzen Todes bringen. Und uns vielleicht auch den Weg zu den Roten Henkern zeigen, jenen Kopflosen, die mir auch schon Schwierigkeiten gemacht hatten. Mit einem von ihnen hatte ich gekämpft. Mit einem ehemaligen Reporter Hank Stone, der von den Horror-Cops entführt worden und als Kopfloser wieder aufgetaucht war.
Mit einer Axt.
Damit attackierte er nicht nur mich, sondern auch den alten Henry Onedin, der mir einiges mehr über einen geheimnisvollen kopflosen Magier namens Sinistro erzählen konnte.
Nun, dem Reporter mißlang der Mordanschlag, aber er entkam auch meiner Verfolgung.
Wir hatten ihn laufenlassen müssen, da wir uns auf die Horror-Cops konzentrierten. Zwei von ihnen hatten wir erledigen können, doch der dritte war uns entwischt.
Ebenfalls mit nach New York war Bill Conolly gekommen. Er wollte im Hotelzimmer auf uns warten, denn der Besuch bei dem alten Onedin sollte nicht lange dauern.
Bill wartete also. Das wußten auch unsere Gegner. Sie drangen in den Raum ein und entführten Bill. Natürlich hatte ich mir die schrecklichsten Vorwürfe gemacht, aber die nutzten nichts. Bill war und blieb verschwunden.
Von der weiteren Entwicklung wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Ich ahnte nichts von der Erpressung, von dem Ultimatum, das man mir gesetzt hatte und das immer näher rückte.
Ich blieb mit Laurie Balls Honda im Windschatten des
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