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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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Neontafel an der Landstraße, auf der ›Casa Nova‹ stand. Ein Pfeil zeigte nach rechts.
    Auf der Seitenstraße kamen wir bald an einen Hain von Fächerpalmen und dahinter an einen Parkplatz, dessen eine Front von einem feenhaft erleuchteten Palast eingenommen wurde.
    »Armes Spesenkonto, armer Steuerzahler!« sagte Phil bedeutungsvoll beim Aussteigen.
    Der Portier trug die Uniform eines Generals und behauptete schäbigerweise, hier hätten nur Mitglieder Zutritt. Ich überließ Phil die Führung der Verhandlung — er ist darin einfach unnachahmlich — und schließlich durften wir in einen ganz in Gold und Silber gehaltenen Raum eintreten, in dem sich männliche und weibliche Snobs aus aller Welt ein Stelldichein gaben. Jedenfalls sah ich viel echten Schmuck und manchen falschen Mann.
    Eine Hosteß, deren Haut wie kostbarer schwarzer Samt schimmerte, fragte uns, was sie für uns tun könne.
    »Weisen Sie uns einen ungestörten Platz an, meine Dame«, erwiderte ich, »und trinken Sie ein Glas Sekt mit uns!«
    Sie führte uns an einen ungestörten Platz und meinte, auf die Einladung würden wir sicher verzichten, wenn wir erführen, daß ihre Annahme für sie die Entlassung bedeute. — Davidson hatte recht gehabt, es war wirklich ein seriöses Lokal.
    Ich bestellte bei dem in einen blütenweißen Frack gekleideten Kellner eine Flasche Sekt, drei Gläser und den Wirt.
    Etwa fünf Minuten, nachdem der Sekt serviert war — französischer Cuvée übrigens, von der genau richtigen Temperatur — schwänzelte ein perfekter Gentleman, an dem nur das öligschwarze Haar störte, an unseren Tisch und fragte, was wir von ihm wünschten.
    »Sie zu einem Glas Sekt einladen«, erwiderte Phil höflich. »Senor Felipe, wie ich vermute?«
    Der Mann verbeugte sich geschmeichelt. »Felipe Pizarro.«
    »Ich heiße Nobody«, sprach Phil weiter, »und das ist Mr. Dolittle.« — Er deutete auf mich.
    Pizarro ließ sich nieder und gönnte uns einen diskreten Blick. »Ich verstehe.«
    In diesem Augenblick hatte ich den Eindruck, alles verkehrt angefangen zu haben. Die Kidnapper wußten, wer wir waren, und hatten keinen Grund, sich wie Schulknaben geschlagen zu geben.
    Bei dem Stichwort Schulknaben mußte ich wieder an die College-Boys denken, und der Sekt schmeckte mir plötzlich nicht mehr.
    Phil beugte sich zu Pizarro hinüber. »Eine Frage: man hat uns gesagt, Sie könnten uns die Adresse eines Landsmannes geben, eines Mr. Morton…«
    Pizarro kroch sichtbar in sich zurück, wie die Schnecke ins Haus.
    »So, hat man das?« meinte er kühl. »In meinem Hause verkehren viele Nordamerikaner. Wie soll Senor Morton denn aussehen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich kenne ihn nicht persönlich. Ein gemeinsamer Freund hat mir nur gesagt, Morton sei genau der Mann, den ich für ein ganz bestimmtes Geschäft suche.«
    Der Wirt versank in Nachdenken und meinte nach einer ganzen Weile sehr bestimmt: »Freitagabends kommt Mr. Morton meist hierher. Warten Sie, ich gebe Ihnen einen Wink. Wenn er aber bis zwei Uhr nicht erschienen ist, können Sie getrost eine Woche warten.«
    »Und wo wohnt er?«
    »Ist mir nicht genau bekannt. Vermutlich in Cuipo, an der Trinidad Bay. Näheres kann ich nicht sagen.«
    Er trank sein Glas leer, stand auf und empfahl sich mit einer. Verbeugung, mit der er jederzeit .auch bei Hofe angekommen wäre.
    ***
    Phil sagte: »Wetten, daß Felipe sofort bei Morton anruft? Morton wird natürlich eine Beschreibung der Gentlemen haben wollen, die nach ihm fragen, und sofort Lunte riechen. Er kommt her, ohne daß uns der Wirt einen Wink gibt. Im Gegenteil, er sagt uns, Morton sei leider nicht erschienen. Wir fahren betrübt nach Hause, Morton hinter uns her und macht uns fertig…«
    »Hat er sich vielleicht so gedacht. In Wirklichkeit wird er seinerseits von den Kanalpolizisten verfolgt.« Ich sah plötzlich einen Hoffnungsschimmer. »Ja, so wird es gehen. Vielleicht führt er die Polizisten zum Versteck der zehn Jungen.«
    Im allgemeinen bin ich nicht so zuversichtlich, wenn ich mich als Köder an die Angel hängen muß, aber in diesem besonderen Fall war ich zu allem bereit. Hauptsache, wir konnten die Jungen herauspauken.
    Gegen eins wurde die Musik lauter, das Benehmen der Gäste kühner, der Alkoholkonsum stieg, aber niemand überschritt die Grenze des guten Geschmacks. Statt Tango tanzten die Gäste Cha-Cha-Cha, und die Konzerteinlagen der Kapelle waren nicht mehr von Gershwin, sondern von Glenn Miller und Benny Goodman.
    Etwa

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