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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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nehmen sie, falls man die Verfolgung bemerkt, unter allen Umständen fest! — Woran erkenne ich die Ruine bei Nacht?«
    »Furchtbar einfach, Sir: der Besitzer ist ein verschrobener Kauz. Er hält sich durch künstliche Befeuchtung einen zwanzig Meter hohen Manglebaum mit riesigen Luftwurzeln. — Weniger einfach ist Ihr Vorhaben.«
    »Danke, wird schon klappen!« sagte ich, nickte den Beamten zu und verließ den Wagen.
    »Wie fühlst du dich?« fragte ich Phil nach dem Start.
    »Wie bei einer Beerdigung, bei der die Leiche selbst zum Friedhof fahren muß. — Meinst du nicht, wir riskieren zu viel?«
    »Die Jungen, Phil!« sagte ich nur.
    »Du hast recht!« Phil nickte. »Wie denkst du dir die Sache?«
    »Ich glaube nicht recht daran, daß man uns rammt, Phil. Man wird uns vermutlich eine MP-Salve in den Wagen jagen. Ich fahre langsam an der Ruine vorbei, und wir werfen uns unter den Sitz.«
    Phil antwortete nicht. Jeden Nerv, jeden Muskel angespannt, saß ich am Steuer. Links der Straße verlief ein hoher, mit Büschen, Schlingpflanzen und Lianen verfilzter Cekropienwald, rephts ein unübersehbares Maisfeld.
    Es gibt Situationen, da wird einem jede Sekunde zum Fegefeuer, jede Minute zur Hölle. Ich spielte in Gedanken die kommende Szene wieder und wieder durch und fragte mich, ob es überhaupt möglich sei, eine Panne zu vermeiden.
    »Dort vorne ist der Manglebaum«, sagte Phil mit sonderbar belegter Stimme. »Richtig, jetzt erkenne ich auch die Ruine des Landhauses. Es kann'sich nur mehr um Sekunden handeln'…« Dann war es soweit.
    »Achtung!« rief ich. Ich hatte voll aufgeblendet. Die Gangster konnten bestimmt nicht sehen, daß unsere Köpfe nicht als Zielscheibe im Fensterausschnitt standen.
    Phil hatte sich unter den Sitz geworfen. Ich rutschte zu den Pedalen und versuchte, den Ford mit einer Hand blind zu steuern.
    Und dann begann das Feuerwerk. Front- und Seitenscheiben barsten klirrend. Wie Knallerbsen rauschten die MP-Geschosse gegen das Karosserieblech.
    Etwas Heißes streifte meine Stirn. Ich nahm die rechte Hand vom Gaspedel und die linke vom Steuer. Blut rann mir von der Stirn zur Nasenwurzel und von dort zum Mundwinkel.
    Der Wagen wurde langsamer. Der Motor begann zu stottern. Plötzlich neigte sich der Ford nach links, rumpelte mit den beiden linken Rädern noch ein paar Meter im Straßengraben und blieb dann mit einem kurzen Ruck stehen.
    Ich hörte das Aufheulen eines brutal hochgejagten Automotors. Reifen quietschten. Ein blendender Lichtstrahl huschte durchs Wageninnere. Die Gangster machten, daß sie davonkamen. Sie rasten in Richtung' Panama davon, und rasten in Richtung Panama davon.
    Im gleichen Augenblick war ich schon wieder auf dem Sitz. Eben sauste der Polizeiwagen ohne Licht an uns vorüber.
    Ich startete den Motor, schaltete den Rückwärtsgang und ließ die Kupplung kommen. Der Ford machte einen Satz rückwärts und wühlte sich wie ein braver Ackerschlepper auf die Straße hinauf.
    »Hinterher!« zischte Phil.
    Sekunden später nahmen wir die Verfolgung auf.
    Wir rasten nach Panama hinein. Die Straße war wie ausgestorben. Weit vor uns sah ich den Lichtschein des Verbrecherwagens. Ich mußte verflixt aufpassen, daß ich den Ford auf der Straße hielt, denn der Plalbmond ist ein schlechter Ersatz für Autoscheinwerfer. Bei Gegenverkehr hätte ich mir dieses Spiel nicht leisten können.
    »Da haben wir gerade noch Glück gehabt!« sagte Phil erleichtert, um erschrocken fortzufahren: »Teufel, du blutest ja. Hat‘s dich erwischt?«
    »Kleiner Kratzer, nicht der Rede wert!«
    Bei den ersten Häusern von Panama schaltete Sergeant Broders Abblendlicht ein. Ich tat es ihm nach. Die Straßen waren immer noch wie leergefegt. Nur selten begegnete uns ein Wagen.
    Der Cadillac der Gangster mäßigte das Tempo. Sie hatten offenbar immer noch nichts gemerkt. Natürlich hatte ich die Orientierung längst verloren. Ich machte einfach jede Bewegung der beiden Vorderwagen mit.
    »Mir ist zumute wie bei der Ziehung des großen Loses«, meinte Phil. Er zündete zwei Zigaretten an und steckte mir eine davon in den Mund.
    Jetzt machte der Polizeiwagen einen Fehler. Er fuhr in einer Linkskurve zu dicht auf, und der Fahrer des Cadillac sah wohl den Verfolger im Spiegel. Er riß den Wagen prompt nach links, was den Polizeiwagen in eine recht gefährliche Situation brachte. Sein Kühler drohte, sich in den Kofferraum des anderen zu bohren. Broders glich dadurch aus, daß er nach links auf den Bürgersteig

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