Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
Vom Netzwerk:
eine halbe Stunde später tauchte neben der Tanzfläche ein kompakter, ergrauter Vierziger auf, dessen Gesichtszüge eine einzige Aufforderung waren, ihren Besitzer zu ohrfeigen. Er war ein typischer Yankee und hatte einen in der Krone, daß sich das Zepter verbog.
    In diesem Augenblick tauchte Felipe Pizarro an der Bartheke auf. Der Yankee steuerte, etwas Unverständliches vor sich hinlallend, auf ihn los und brüllte ihn gönnerhaft-trunken an:
    »Hallo, Felipe, altes Haus, wie geht's denn — hick — immer? Lange nicht gesehen, hihihi!«
    Wir sahen scheinbar gar nicht hin.
    »Habe die Ehre, einen recht schönen guten Abend zu wünschen, verehrter Mister Rosenberg!« sagte Pizarro laut.
    »Einfach genial, wie die beiden das hingekriegt haben«, raunte mir Phil zu.
    »Geh nach draußen«, flüsterte ich, »Stell unauffällig fest, was der Bursche für einen Wagen hat.«
    Phil verschwand unauffällig, und ich sah in eine Richtung, in der — zufällig! — ein Spiegel hing, in dem ich Pizarro und ,Rosenberg‘ beobachten konnte. Sie flüsterten eifrig miteinander und warfen mir heimlich sein sollende Blicke zu.
    Etwa zehn Minuten später kam Phil zurück und setzte sich. »Schwarzer Cadillac«, flüsterte er. »Nummer P 3391.«
    »Also in Panama zugelassen?«
    »Ja! Ein Chauffeur und noch eine Figur warten im Wagen. — Da kommt der Chauffeur gerade!« — Er deutete auf einen baumlangen Zweizentnermann, ebenfalls einen Nordamerikaner Der Chauffeur schlug einen Bogen durch das Nachtlokal und verschwand bei einem Nebenauspang, der zu den Toiletten führte.
    »Ich bin gleich wieder da!« sagte ich zu Phil und verschwand ebenfalls. Aber wie den Chauffeur überspielen?
    Es ging leichter, als ich gedacht hatte, denn im Gang war es fast völlig finster. Ich rempelte den massiven Burschen kräftig an und nahm gleich darauf meine sämtlichenspanischen Kenntnisse zusammen, um mich wortreich zu entschuldigen. Mein Kontrahent hatte indessen eine andere Ansicht von guten Manieren und gab mir einen kurzen Haken gegen das Kinn, das heißt, ich tauchte darunter weg, und er schlug mit der Faust gegen die Wand.
    In diesem Moment verschwand ich in der Toilette und stürzte in eine der Kabinen, wo ich die Tür hinter mir zuzog, ohne abzusperren..
    Etwa eine Minute später hörte ich Schritte, und eine leicht lispelnde Stimme fragte: »Ist die Luft rein?«
    »Okay, Boß«, erwiderte eine zweite, tiefere. »Keine der Kabinen ist besetzt. Also, wie schaut's?«
    »Tatsächlich Gefahr im Verzüge. Die Burschen scheinen vom US-Geheimdienst oder so zu sein.«
    »Dann machen wir sie fertig!«
    Die Antwort kam so leise, daß ich leider nichts mehr hören konnte; ich verstand nur noch deutlich das Wort ›Paja de Adobe!‹
    ***
    Zehn Minuten später saß ich wieder neben Phil auf meinem Platz. Pizarro schlenderte gemächlich zu uns heran und sagte: »Tut mir leid, Gentlemen, Mr. Morton ist nicht erschienen. Er kommt auch bestimmt nicht mehr. Sie können es höchstens so machen, daß Sie morgen im Cuipo nachfragen…«
    Wir bedankten uns gebührend, zahlten unsere Rechnung, die genau die Summe ausmachte, von der ich mich im allgemeinen zweieinhalb Wochen zu ernähren pflege, und traten auf den Parkplatz hinaus.
    »Sie sind weg!« sagte Phil. »Hatte ich mir gedacht. Komm mit zum Polizeiwagen!«
    Wir fanden unschwer den Wagen, und ich stieg blitzschnell ein.
    »Laßt die Kanonen stecken, Boys«, sagte ich lächelnd zu den vier Insassen. »Leutnant Davidson hat euch zu unserer Deckung abgestellt.«
    »Okay, Sir!« erwiderte der Fahrer. »Sergeant Broders. Ich weiß nicht, was wir…«
    »Unwichtig! — Ist Ihnen der Name Paja de Adobe ein Begriff?«
    »Sicher, Sir. Es handelt sich um ein Landhaus, liegt rechter Hand auf halben Weg zwischen hier und Panama. Das heißt, es sind nur noch Ruinen vorhanden, es ist vor ein paar Wochen abgebrannt.«
    »Hm. Könnte man von dort aus einen Überfall auf uns starten?«
    »Jederzeit, Sir. Man braucht sich nur in den Ruinen zu verbergen und zu warten, bis Ihr Wagen vorbeikommt.«
    »Können Sie unserem Wagen in 200 Meter Entfernung ohne Licht folgen?«
    »Wenn Sie nicht zu schnell fahren, ja!«
    »Hören Sie zu: wir fahren langsam an den Ruinen vorbei. Man wird uns entweder mit einem Cadillac, die Nummer ist P-3391, rammen, oder uns eine MP-Salve in den Wagen jagen. Auf jeden Fall werden wir tot spielen. Die Gangster werden fliehen. Sie verfolgen die Burschen und stellen fest, wo sie Unterschlupf suchen, oder

Weitere Kostenlose Bücher