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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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von einer Verhaftung sprechen. Sehen Sie, einer Ihrer Freunde ist tot aufgefunden worden. Sie haben ihn identifiziert. Aus bestimmten Gründen ist uns an dem Fall sehr gelegen. Wären Sie bereit, mir ein paar Aufschlüsse zu geben? Ich sorge natürlich für ein gutes Unterkommen, lasse Sie morgen im Auto nach Hause fahren und ersetze Ihnen den Verdienstausfall.«
    »Das läßt sich hören!« versetzte Juan grinsend.
    Mantelli goß einen Mirabellenschnaps ein, schob Salazar sein Zigarettenpäckchen hin. Dieser bediente sich mit sichtlichem Genuß.
    »Also, Juan«, begann der Capitano das Verhör. »Wann ist Lopez bei Ihnen aufgetaucht?«
    »Er sagte, am Freitagabend, also heute vor einer Woche.«
    »Wie, er sagte es? Ich verstehe nicht.«
    »Ja, ich hatte nämlich eine Stange Geld verdient und war mit einigen Freunden von Donnerstagabend bis Mittwochmittag in Madden Dam auf Sauftour gewesen. Und als ich nach Hause kam, lag Miguel in meinem Bett und sagte, er sei schon einige Tage bei mir. Er hätte mit seiner Frau Krach gehäbt.«
    »Verständlich!« meinte der Capitano, obwohl er überzeugt war, daß Juan log. »Und wie ging die Sache weiter?«
    »Gegen zehn wurde Miguel plötzlich unruhig und ging weg. Er sagte was von einem Mädchen.«
    »… und kam nicht wieder?«
    »Und kam nicht wieder.«
    »Wußten Sie denn nicht, daß Lopez im ganzen Land wegen dieser üblen Kidnapper-Affäre gesucht wurde?«
    »Jetzt weiß ich es natürlich!« berichtete Salazar strahlend. »Aber am Mittwoch hab‘ ich es doch nicht gewußt. — Was ist das für ein Bild?« Er deutete ungeniert auf Benders Bild.
    »Es stellt einen gewissen Bender dar«, erklärte Mantelli geduldig. »Man sagt, er sei Lopez' Mörder oder doch wenigstens der Auftraggeber des Verbrechens.«
    Im Pokergesicht des halbzivilisierten Kuna-Kuna bewegte sich kein Muskel.
    »Warum ist Miguel ermordet worden?« fragte er langsam.
    In Mantelli quoll Ärger hoch. Wer fragt hier wen? dachte er. Trotzdem bequemte er sich zu einer Erklärung.
    »Ihr Freund half Bender bei der Entführung der zehn jungen Amerikaner. Dafür sollte er eine hohe Belohnung bekommen. Statt dessen erhielt er einen wohlgezielten Messerstich.«
    »So?« sagte Juan höflich und eignete sich mit artistischer Geschicklichkeit eines der Blätter an. »Darf ich doch behalten, wie? Nur für den Fall, daß ich dem Caballero mal begegne.«
    »Meinetwegen!«
    Juan erhob sich und lächelte den Capitano treuherzig an. »Wo kann man hier mal?«
    Mantelli drückte mit einem mühsam zurückgedämmten Fluch auf die Klingel und bat den eintretenden Sergeant Metaxas, Senor Salazar auf die Toilette zu führen. —Als die beiden nach zwölf Minuten immer noch nicht zurück waren, begab sich der Capitano selbst ahnungsvoll auf die Toilette. Dort bot sich ihm ein bestürzendes Bild: Metaxas saß halbaufgerichtet auf den Steinfliesen des Waschraumes und betastete sein geschwollenes Gesicht. »So einen gemeinen Kinnhaken habe ich noch nie im Leben geschnappt!« stellte er lapidar fest.
    Was ihm Mantelli daraufhin sagte, eignet sich nicht zur Wiedergabe. Aber auch damit brachte der Capitano den geflohenen Kuna-Kuna nicht wieder zurück.
    ***
    Ich lag in meinem weichen Hotelbett und suchte Schlaf, fand ihn aber nicht.
    Die Tür ging auf. Phil Decker trat herein und setzte sich auf mein Bett. »Kannst du auch nicht schlafen?«
    »Wie du siehst. Ich grüble über unser Hauptproblem nach.«
    »Und das wäre?«
    »Wie die Kinder herauszuhauen sind. Die Bestrafung der Kidnapper interessiert mich erst in zweiter Linie.«
    »Mich auch!« sagte Phil, und starrte verbissen vor sich hin. »Ich bin fest entschlossen, Mister High den Plan vorzutragen, ob man den Verbrechern nicht Straffreiheit zusichern kann, wenn sie die Kinder zurückgeben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Daran hab‘ ich auch schon gedacht, ist aber unmöglich, weil die Bande schon zwei Morde auf dem Gewissen hat. Darüber kann kein Staat vornehm hinwegsehen.«
    »Dartn soll man ruhig abwarten, bis es weitere zehn Morde gegeben hat?« fuhr Phil empört auf.
    Ich winkte ab. »Über die Grundlagen der Rechtsphilosophie sind sich nicht einmal die Fachgelehrten einig. Verschone mich bitte. Ich bin ohnehin dabei, überzuschnappen. — Ja, was ist denn nun schon wieder los?«
    Dieser letzte Ausruf galt dem Klingeln des Telefons. Ich hob ab und meldete mich. Senor Cabot, der heute Nachtdienst hatte, war am Apparat. »Verzeihen Sie die späte Störung, aber da ist ein Herr,

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