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0077 - Das Phantom der Insel

0077 - Das Phantom der Insel

Titel: 0077 - Das Phantom der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Wald.
    Und von da war das fremde, eigenartige Geräusch gekommen.
    So sehr sich Lifar Georghiu bemühte, er konnte nichts entdecken.
    Schließlich sagte er sich, daß er genarrt worden war. Die Konzentration, die Wachsamkeit ließen jedes Geräusch als Gefahr erkennen.
    »Eine Wildkatze«, sagte der Bauer zu sich selbst. »Es muß eine Katze gewesen sein, auf ihrer nächtlichen Jagd nach Mäusen oder Ratten. Oder ein Fuchs. Die Füchse sind hier noch zahlreich.«
    Lifar Georghiu ging weiter, machte seine Runde.
    Drüben, auf den Wegen zwischen den Feldern, waren zwei seiner Arbeiter und ein Sohn von ihm.
    Er würde sie notfalls rufen können. Sie waren aufeinander eingearbeitet, und bei jedem Verdacht auf Gefahr schlossen sie sich zur gemeinsamen Abwehr zusammen.
    Auf der ganzen Runde hörte Georghiu nichts mehr. Eine Viertelstunde verging. Er hatte die kleine Schrecksekunde fast vergessen.
    Aber da, als er die gleiche Stelle am Waldrand wieder erreichte, war erneut das Geräusch.
    Georghiu faßte sich ein Herz und ging ein paar Schritte in den Wald hinein. Dann konnte er absolut nichts mehr sehen und mußte stehen bleiben.
    Und plötzlich war das Geräusch ganz dicht hinter ihm.
    »Bleib stehen, Georghiu!« flüsterte eine Stimme.
    Der Grieche wollte sich umdrehen, aber die Stimme gebot ihm sofort Einhalt.
    »Steh, wo du bist, und rühre dich nicht, sonst bist du ein toter Mann!« kam diese Stimme jetzt lauter an sein Ohr.
    Georghiu wollte nach seinen Männern rufen. Aber die fremde Stimme hatte etwas so Bedrohliches, daß er es aufgab.
    Er war sicher, daß der Fremde seine Worte wahr machen würde.
    Also mußte er abwarten. Mußte versuchen, den Fremden hinzuhalten, durch Fragen abzulenken.
    Bewegungslos stand er und versuchte, den Fremden an seiner Stimme zu erkennen. Möglich, daß es ein Mann aus der Umgebung war, einer der Banditos, die man schon gesehen und gehört hatte.
    »Du bist ein Bandito?« fragte Georghiu den Fremden.
    »Du wirst früh genug erfahren, wer ich bin«, kam die Stimme.
    »Also doch ein Bandito«, sagte Georghiu, und seine eigene Stimme klang jetzt furchtlos und selbstsicher.
    »Sag, was du willst«, fuhr er fort.
    »Du bist ein reicher Bauer«, sagte der Fremde.
    »Wir sind viele, die fleißig arbeiten«, gab Georghiu zurück. »Du weißt, daß es harte Arbeit ist, die uns Erfolg bringt.«
    »Das Land ist gut zu euch«, sagt der Fremde.
    »Wir machen gute Ernten«, erwiderte der Bauer.
    »Es gibt andere, die weniger haben, viel weniger«, hörte Georghiu den Fremden sagen. »Und ich bin einer davon. Du wirst mir etwas abgeben davon.«
    »Du kannst bei mir arbeiten, wenn du willst«, sagte der Grieche ruhig.
    Er hörte, wie der andere in ein Lachen ausbrechen wollte. Aber er schien nicht entdeckt werden zu wollen. Er unterdrückte diesen Ausbruch von bissiger Heiterkeit. Nur ein belustigtes kurzes Gurgeln in seiner Stimme sagte dem Griechen, was der Fremde von seinem Vorschlag hielt.
    »Man kann schneller zu Geld kommen«, hörte der Grieche den Fremden sagen.
    »Du spannst mich auf die Folter, Bandito«, sagte er gereizt. »Sag, was du haben willst. Aber ich sage dir vorher, daß du es nicht bekommst. Wir sind bereit, dich zu empfangen, wenn du kommst. Du und deine Horde. Ihr seid nicht die ersten, die wir jämmerlich in die Flucht geschlagen haben.«
    Jetzt lachte der Fremde halblaut auf.
    »Ich komme mit keiner Horde, ich komme mit keinen Banditen«, sagte er.
    »Du bist allein?« fragte Georghiu.
    »Ich bin allein. Ich komme immer allein.«
    »Ich werde dich erkennen, wer du auch bist.«
    »Das hat Zeit. Du wirst wissen, wer ich bin. Sobald ich dein Geld habe.«
    »Also sag, wieviel.«
    »Zehntausend, Georghiu. Aber glaube nicht, daß ich Lire meine.«
    »Was sonst?« fragte der Grieche.
    »Dollar«, sagte der Fremde.
    Dem Griechen verschlug es die Sprache.
    »Träumst du?« fragte er dann. »Weißt du, was zehntausend Dollar für einen sardischen Bauern sind? Das verdiene ich mit meiner Familie in zwei Jahren nicht.«
    »Du hast es aber verdient, in vielen Jahren hast du es gespart, Bauer. Du wirst in die Stadt gehen und das Geld auf der Bank einlösen. Dann hörst du von mir. Wir treffen uns hier, an derselben Stelle. Du wirst erfahren, wann das sein wird.«
    »Es wird niemals sein«, sagte Georghiu. »Wer du auch bist, du wirst von einem Georghiu niemals eine Lira oder einen einzigen Dollar erhalten.«
    »Du wagst zu widersprechen, du Hund?« rief der andere aus, und er ließ jetzt

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