Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0077 - Der Mörder aus dem Nichts

0077 - Der Mörder aus dem Nichts

Titel: 0077 - Der Mörder aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder aus dem Nichts
Vom Netzwerk:
einen Kranken, der nicht zurechnungsfähig ist. Es wird nur geschossen, wenn er das Feuer eröffnen sollte.«
    Ich ging hinüber zur linken Seite. Der Polizist stand dort an einem Schornstein, keinen vollen Schritt vom Dachrand entfernt. Ich sah für einen flüchtigen Augenblick die Autos und die gaffende Menschenmenge.
    »Wo wollen Sie ihn gesehen haben?« fragte ich.
    »Dort hinter dem Schornstein neben dem Wäschepfahl, an dem das Stück Zeug flattert, Sir!«
    »Bleiben Sie hier«, sagte ich und ging langsam auf die bezeichnete Stelle los.
    Als ich auf zehn Schritte heran war, sprang ein Mann in wahren Panthersätzen nach rechts und tauchte hinter einem Lattengerüst unter.
    Ich war stehengeblieben, als er lief. Jetzt ging ich auf sein neues Versteck zu. Durch die Latten hindurch sah ich seine braune Leinenkleidung und einen weißen Streifen seines Gesichtes.
    In einiger Entfernung blieb ich stehen und sprach ihn an. Ich sprach nicht laut und bemühte mich, Freundlichkeit in meine Stimme zu legen.
    »Hallo, Tilmann. Mach uns keinen Ärger! Ich schlage vor, daß wir zusammen hinuntergehen.«
    Mir fiel ein, daß er ein paar Tage lang nichts oder fast nichts gegessen haben mochte, und ich versuchte, ihn damit zu locken.
    »Ich denke mir, daß du mächtigen Hunger haben mußt. Wir haben unten eine prächtige Mahlzeit für dich. Ich habe auch mächtigen Hunger. Besser, wir halten uns hier nicht mehr länger auf, sondern gehen hinunter.«
    Er gab keinen Laut von sich. Ich wartete zwei Minuten. Dann schob ich mich vorsichtig näher.
    Da er nicht reagierte, dachte ich, ich könnte so an ihn herankommen und ihn fassen. Ich redete weiter und schob mich immer näher heran, aber als wirklich nur noch das Lattengerüst zwischen uns stand, raste er plötzlich wieder mit diesen riesigen Sprüngen los.
    Diesmal setzte ich hinterher, aber er rannte so blindlings auf den rechten Rand des Daches zu, daß ich fürchtete, er würde hinunterspringen, wenn ich hinter ihm blieb, zumal da er im Laufen den Kopf immer wieder herumwarf und sich mit einem Ausdruck panischer Angst nach mir umsah.
    So blieb ich stehen. Als er das erkannte, stoppte auch er, keine zwei Handbreit vom Dachrand entfernt. Mein Magen drehte sich um, als ich ihn so nahe am Rand stehen sah. Die geringste unvorsichtige Bewegung konnte ihn hinabstürzen lassen, aber er schien nichts von dieser Gefahr zu empfinden. Er blickte nicht einmal hinunter und starrte unverwandt mich an.
    Vorsichtig zog ich mich zurück. Er blieb stehen, wo er stand.
    Ich winkte einen der Cops heran. »Kann einer von euch mit einem Lasso umgehen?« fragte ich leise. »Schnell, besorgen Sie.so ein Ding und einen Mann, der es werfen kann.«
    Der Polizist verschwand.
    Ich beobachtete Tilmann Green. Mit großen, langsamen Schritten löste er sich vom Rand und ging schräg über das Dach auf das Ende zu. Ein Schornstein entzog ihn meinem Blick. Jetzt tauchte er wieder auf, um gleich darauf hinter einer Stellage zu verschwinden. Wenig später entdeckte ich ihn wieder, und jetzt war er schon am äußersten Ende des Daches.
    Das Dach des Nachbarhauses lag zwei Fuß höher, und eine Spalte von mindestens vier Fuß Breite trennte es von dem, auf dem wir uns befanden.
    Tilmann Green versuchte nicht einmal, den leeren Raum durch einen Sprung zu überbrücken. Er ging so langsam weiter, daß ich mit Sicherheit annahm, er würde am Rand stehenbleiben, aber er ging, ging, ging — und dann verschwand er plötzlich in die Tiefe.
    Ich hörte den Aufschrei der Menge unten auf der Straße, der sofort abbrach und einer lähmenden Stille Platz machte. In diese Stille hinein dröhnte der dumpfe Aufschlag des Körpers mit jenem Geräusch, das nicht laut und doch grauenvoller ist als irgendein anderes auf dieser Welt.
    ***
    Einer also kehrte nicht in seine Zelle im Sanatory zurück. Green war tot. Die Ärzte beschäftigten sich mit seiner Leiche. Sie stellten fest, daß der Kranke in den Tagen nach seiner Flucht praktisch nichts gegessen hatte. Daraus ergab sich zweifelsfrei, daß niemand den Irrsinnigen zu irgendeinem Zweck aus der Anstalt befreit hatte und daß auch meine Theorie nicht stichhaltig war. Phil bekam wieder Oberwasser, aber er konnte seine Meinung nicht beweisen, und es sah so aus, als würden die Umstände dieses Ausbruchs immer ungeklärt bleiben.
    ***
    Haither, Haither & Son sind eines der größten Privatbankhäuser in unserer Stadt, und der Gründer hat schon die Ausrüstung von Pionieren finanziert,

Weitere Kostenlose Bücher