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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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hier, John Sinclair, jetzt gehst du auch hinein, sagte ich zu mir selbst und gab mir innerlich einen Ruck.
    Das schmiedeeiserne, rostige Eingangstor des Friedhofes kreischte, als ich es öffnete. Vom spärlichen Mond- und Sternenlicht abgesehen, gab es keinerlei Beleuchtung. Es war ziemlich dunkel. Auf dem Friedhof war schon lange niemand mehr begraben worden.
    Nur wenige Gräber wurden noch gepflegt. Die übrigen waren von Unkraut überwuchert und teilweise eingesunken. Steine und Kreuze standen krumm und schief, einige waren umgefallen. Keine erfreuliche Umgebung.
    Auf Friedhöfen hatte ich schon allerlei erlebt. Ich war angespannt und wachsam.
    Kies knirschte unter meinen Schritten, als ich bis in die Mitte des Friedhofs ging, wobei ich mich immer wieder umsah. Doch ich bemerkte niemanden. Das Heulen des Hundes in der Ferne und das Rauschen des Windes in den Bäumen waren die einzigen Laute.
    »Hallo!« rief ich. »Ist da jemand?«
    »Sicher«, antwortete eine Männerstimme in schlechtem Englisch. »Wir sind hier, John Sinclair.«
    Ich hörte ein leises Geräusch, als sich Stoff an Stein rieb. Ein ziemlich kleiner, untersetzter Mann richtete sich rechts von mir hinter einem Grabstein auf, als ich mich umdrehte. Ich hatte die Hand schon am Griff der Beretta, aber ich zog sie nicht hervor.
    Denn der Mann hielt eine Maschinenpistole in den Händen. Hinter dem Kreuz, das im rückwärtigen Teil des Friedhofs auf einem Sockel stand, und hinter zwei weiteren Grabsteinen traten Kerle hervor.
    Drei Mann waren das, jeder mit einer schweren Pistole oder einem Revolver in der Faust. Sie grinsten mich an, das erkannte ich sogar bei dem schlechten Licht. Sie hatten mir mit dem fingierten Brief eine Falle gestellt, und ich war prompt hineingelaufen.
    Der Kerl mit der Maschinenpistole, der sich mir nun näherte, mußte Sukos besonderer Freund vom Vorabend sein, der Tätowierte. Ich erkannte auch nach Sukos Beschreibung den schmalzlockigen Paolo. Die beiden anderen waren vom gleichen Kaliber.
    Mafiosi, Gangster. Dafür bezahlt, mich umzubringen oder zu entführen. Die Gegenseite arbeitete mit allen Mitteln.
    Die Kerle umringten mich.
    »Greif zu den Sternen, Engländer!«, sagte der Tätowierte theatralisch.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen.
    »Durchsuche und entwaffne ihn, Paolo«, sagte der Tätowierte auf Italienisch. »Dann zieh ihm eins über. Schlag ihn bewußtlos.«
    Mit meinem Italienisch war es nicht besonders weit her. Aber ich verstand doch ein paar Brocken und erriet den Rest. Während Paolos Hände mich abtasteten, schätzte ich meine Chancen ab. Denn bewußtlos schlagen oder ermorden lassen wollte ich mich nicht.
    Denn daß die Kerle nicht gleich schossen, falls sie mich umbringen wollten, besagte gar nichts. Die Schüsse hätten gehört werden können. Dann hatten sie gleich die Carabinieri am Hals.
    Paolo nahm mir meine Beretta, zwei Weihwasserphiolen und die Gnostische Gemme weg. Er riß mir von der Seite her die Jacke auf. Auch meine Brieftasche und das silberne Kreuz fanden sein Interesse.
    Ich wehrte mich nicht. Denn noch preßte mir Paolo seine Pistole in die Seite. Wenn er aber zum Schlag ausholte, konnte er sich nicht auf die Pistole konzentrieren. Der Tätowierte stand drei Schritte vor mir.
    Die beiden andern hatten die Waffen gesenkt, sie glaubten, mich schon in der Tasche zu haben. Paolo trat zurück. Ich hörte das charakteristische Geräusch, das entsteht, wenn jemand den Teleskopstiel eines Totschlägers aus dem Griff schnellt.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Paolo weit zum Schlag ausholte. Seine Pistole zielte nicht mehr auf mich.
    Er schlug zu, aber ich duckte mich und trat kräftig nach hinten aus. Der Mafioso schrie auf. Der Tätowierte konnte nicht gleich schießen, weil er sonst Paolo mit der Garbe getroffen hätte.
    Im nächsten Augenblick hechtete ich ihn bereits an. Der Tätowierte krümmte den Finger am Abzug, als ich ihn niederriß, und ein Feuerstoß ratterte in den Nachthimmel.
    Dann hatte ich ihn schon gepackt, faßte ihn mit einer Hand an der Kehle und wälzte mich mit ihm herum. Paolo brach in die Knie, er war aktionsunfähig, weil mein Absatz ihn da erwischt hatte, wo es wirklich wehtat.
    Einer der beiden andern Mafiosi feuerte. Der Tätowierte schrie auf und bäumte sich hoch.
    Ich riß die Maschinenpistole an mich und rollte mich über den Boden. Zwei, drei, vier Schüsse peitschten. Die Kugeln hieben rechts und links neben mir in den Boden. Dann hatte ich die

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