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0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Straße zum Schafott
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dir ja schon wieder ganz gut gehen.«
    »Sicher«, knurrte ich. »Mir geht es so gut, dass ich am liebsten schreien möchte.«
    Das entsprach der Wahrheit, wenigstens was das Schreien anbetraf. In meinem Schädel brausten die Niagara-Fälle und zwischendurch summten zehn Bienenschwärme der umfangreichen Größe. Dazu kam eine ekelhafte Übelkeit in meinem Magen. Dauernd hatte ich das Gefühl, meine Eingeweide würden sich gleich umdrehen.
    »Was war denn eigentlich los?«, fragte Anderson. »Haben Sie versucht, sich allein mit der Celham-Gang anzulegen?«
    »Ihr Vertrauen ehrt mich«, knurrte ich wütend. »Ein siebzehn- bis neunzehnjähriger Bubi hat versucht, sich ganz allein mit dem FBI anzulegen. Wie Sie sehen, fing er es nicht ungeschickt an.«
    Ich erzählte ihnen die Geschichte, denn vorher hätten sie mich ja doch nicht in Ruhe gelassen. Anderson konnte ein Grinsen kaum verbeißen, als ich erzählte, dass mir ein halbwüchsiger Taschendieb die Pistole aus dem Schulterhalfter stahl, ohne dass ich es merkte. Selbst der sonst so stille Stringer konnte ein halb mitleidiges, halb amüsiertes Grinsen nicht unterdrücken, und Phil, mein Freund Phil, brach gar in den Ruf aus: »Und so etwas lässt man als G-man herumlaufen! Lässt sich die Kanone aus dem Halfter holen, während er telefoniert! Lieber Gott im Himmel, ich werden diesen Anfänger an die Leine legen müssen!«
    »Hat denn keiner einen Schluck Whisky da?«, fragte der sympathische Stringer und stieg dadurch sofort wieder in meiner Achtung.
    »Ich habe eine kleine Reiseflasche bei mir«, sagte Anderson und brachte die Flasche mit dem goldbraunen Stoff zum Vorschein.
    »Ewiges Leben und viele Kinder wünsche ich Ihnen«, knurrte ich. »Das rettet mich vorm Tod.«
    Anderson schrie etwas, das er sich für solche Wünsche bedanke, aber ich hörte nur halb hin, denn durch meine Kehle lief herrlich scharf, rauchig und brennend der köstliche Stoff. Augenblicklich besann sich mein Magen und meldete ein wohligeres Befinden an.
    Ich stützte mich auf die Hände und brachte mich mit einiger Anstrengung in die Senkrechte. Mein Jaguar stand noch an derselben Stelle, wo er vor meinem vorübergehenden Urlaub im Land der Träume gestanden hatte. Seine beiden Standscheinwerfer glotzten mich unschuldig an wie die Kugelaugen eines neugeborenen Säuglings. Ich stieß gegen einen Vorderreifen und knurrte: »Alles wegen dieser elenden Karre!«
    Mein Schädel brummte wirklich fürchterlich. Stringer schien sich als unentbehrlich beweisen zu wollen, denn er hielt mir eine Glasröhre hin: »Kopfschmerztabletten, Sir?«
    »Mann«, brummte ich. »Sie sollten die höchste Verdienstmedaille erhalten, die in den Staaten zu vergeben ist. Geben Sie mir zwei, vielleicht hilft das.«
    Ich schluckte widerstrebend zwei von den ekelhaft bitteren Tabletten und hatte dafür die Genugtuung, dass der stechende Schmerz im Kopf sich zu einem milderen Bohren umwandelte.
    »Ist die Mordkommission schon da?«, erkundigte ich mich.
    »Seit gut einer halben Stunde«, nickte Phil. »Die fahren schon bald wieder ab. Wir waren schnell mal da und haben uns kurz den Toten angesehen, abwechselnd natürlich, weil wir dich ja nicht hier allein liegen lassen konnten.«
    Ich nickte. Besser gesagt, ich wollte es. Aber bei der leisesten Kopfbewegung flammten tausend Blitze durch mein Gehirn.
    »Wo - wo ist eigentlich meine Artillerie?«, stöhnte ich. »Oder hat der Kerl sogar den Diebstahl einer Dienstpistole auf sein schmutziges Gewissen geladen?«
    Die drei suchten sie. Ich beteiligte mich nicht, weil Bücken ein Ding der Unmöglichkeit für mich war. Der Himmel hatte sich inzwischen vom Samtschwarz der Nacht zu einem schmutzigen Grau gefärbt und die Morgendämmerung brach herein. Das Licht der Straßenlaternen verblasste allmählich vor der größeren Helligkeit des beginnenden Tages.
    Auf dem Bürgersteig neben meinem Jaguar standen ein paar Neugierige, die sich offenbar das spannende Schauspiel nicht entgehen lassen konnten, das ihnen ein angeschlagener G-man bot.
    Wir kümmerten uns nicht um die Neugierigen, weil es die einzige Art ist, unbehelligt zu bleiben. Anderson rief plötzlich: »Hier liegt Ihre Kanone, Cotton!«
    Er nahm ein Taschentuch, legte es um die Fingerspitzen, packte die Waffe unmittelbar an der Mündung und hob sie auf. Sie hatte schräg hinter dem rechten Vorderrad gelegen, sodass sie vom Reifen halb verborgen gewesen war.
    »Was meinen Sie, wenn wir sie vom Spurensicherungsdienst der

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