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0079 - Der Tyrann von Venedig

0079 - Der Tyrann von Venedig

Titel: 0079 - Der Tyrann von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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ich schon mit richtigen Dämonen fertig geworden! Jetzt hatte ich es mit einem Menschen zu tun, auch wenn er von einem Dämon getrieben wurde.
    Unauffällig griff ich unter mein Hemd und nahm das Silberkreuz in die Hand. Ich wollte Antonio Gianelli bei seinem nächsten Angriff nicht nur abwehren, sondern auch aus den Klauen des Schwarzen Dogen befreien.
    Und er kam, der nächste Angriff.
    Gianelli brüllte auf. Sein Körper spannte sich, und er flog waagrecht durch die Luft!
    Ich hätte ihn hart landen lassen können. Ein blitzschneller Schritt zur Seite hätte genügt!
    Bei jedem anderen Gegner hätte ich es gemacht, nicht aber bei dem Jungen. Ich blieb stehen, stemmte die Beine gegen den Boden und zog das Silberkreuz hervor.
    Der Aufprall des massigen Körpers riß mich vom Boden hoch. Ich segelte rückwärts durch die Luft.
    Im Fallen preßte ich Antonio das Kreuz gegen die Brust.
    Wieder schrie er. Ein schmerzliches Wimmern brach anschließend aus seiner Kehle!
    Das war nicht seine eigene Stimme sondern die des Schwarzen Dogen! Der Dämon schrie auf, weil er über seinen Sklaven einen Teil der weißmagischen Kraft des Silberkreuzes abbekam.
    Ich stürzte rückwärts auf die Steinplatten. Antonio fiel auf mich und drückte mich nieder.
    »Sinclair, du verdammter…!« Aus Antonios Mund brach eine Flut von Verwünschungen, die ich unmöglich wiedergeben kann. Der Schwarze Doge beschimpfte mich in grauenhafter Weise, daß jeder Seemann in Ohnmacht gefallen wäre!
    Mit einem Ruck wälzte ich den Jungen von mir herunter und wollte mich aufrichten. Doch der Schwarze Doge gab sich noch nicht geschlagen. Zumindest gönnte er es mir nicht, daß ich einen seiner Sklaven aus seinen Klauen befreite.
    Antonio nutzte den Schwung des Stoßes aus, den ich ihm versetzte, kam schwankend auf die Beine und rannte los. Ehe ich ihn verfolgen konnte, schleuderte er ein paar Schaulustige zur Seite und tauchte in der Menge unter. Keine Chance, ihn zu finden und einzuholen!
    Erst jetzt drängten sich Suko und Jane durch die Menge. Sie wollten mir auf die Beine helfen, doch das konnte ich alleine.
    »Wo wart ihr denn so lange?« fragte ich kopfschüttelnd. »Der junge Gianelli hätte mich beinahe umgebracht!«
    Janes Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. »Wir standen drüben bei unserer Reisegruppe, als es passierte! John, es war schrecklich! Die Leute haben sich so dicht gedrängt, daß wir einfach nicht durchkamen! Sie standen wie eine Mauer!«
    »Hoffentlich läßt der Schwarze Doge jetzt nicht seine Wut an dem Jungen aus!« Besorgt blickte ich über die Köpfe der Einheimischen und der Touristen hinweg in die Richtung, in die Antonio verschwunden war. »Er handelte im Auftrag des Dämons und hat versagt.«
    Meine Freunde erwiderten nichts, weil sie wie ich wußten, daß Dämonen nicht lange fackelten, wenn Menschen für sie wertlos geworden waren. Sie brachten ihre Sklaven leichter um, als wir ein Stück Papier in die Mülltonne werfen.
    Da wir nichts mehr für Antonio tun konnten, kehrten wir zu den anderen zurück, bei denen auch Shao wartete. Sie hakte sich sofort wieder bei Suko ein, als wollte sie ihn nie mehr loslassen. Vielleicht war es doch nicht ideal gewesen, die junge Chinesin auf diesen Einsatz mitzunehmen. Verständlich, daß sie sich um Suko sorgte, und ebenfalls verständlich, daß Suko sich so intensiv um sie kümmerte. An seiner Stelle hätte ich das auch getan!
    »Sie scheinen in Venedig nicht sehr beliebt zu sein, Mr. Sinclair«, sagte eine forsche Stimme neben mir. Joe Tarrant betrachtete mich durchdringend. »Soll ich die Polizei holen?«
    »Wozu?« fragte ich gereizt. »Ich lebe, und wegen eines mißglückten Überfalls rege ich mich noch lange nicht auf. Der wollte sicher nur meine Brieftasche, dieser Straßenräuber!«
    »Okay, wie Sie wollen!« Tarrant grinste schon wieder unternehmungslustig. »Der Kunde ist bei uns König!«
    Joe Tarrant trieb uns wie Herdenvieh zu den Gondeln zurück, die nun doch länger als geplant hatten warten müssen. Verspätet setzten wir unsere Gondelfahrt fort.
    »Sehr romantisch«, stellte ich fest und lehnte mich zurück. »Wirklich sehr romantisch!«
    Es sollte noch dicker kommen. Viel dicker!
    ***
    Francesca Sina starrte auf die beiden kleinen Betten hinunter. Ihre Kinder schliefen friedlich. Sie ahnten noch nicht, daß ihr Vater tot war. Sie waren zu jung, um das zu verstehen.
    Hinter der Stirn der Frau liefen die Gedanken in wirren Sprüngen ab. Sie erinnerte sich an

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