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0079 - Der Tyrann von Venedig

0079 - Der Tyrann von Venedig

Titel: 0079 - Der Tyrann von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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begannen sie, in ihren durchnäßten Kleidern zu frieren. Der Gedanke an die Bedrohung, die von dem Schwarzen Dogen ausging, und die Sorge um mich ließ sie jedoch alle Strapazen ertragen.
    An der Kreuzung der beiden Kanäle hatten sich zahlreiche Leute versammelt. Die Polizei war auch schon da. Niemand kümmert sich um Jane und Suko. Erstens war es ziemlich dunkel, und zweitens waren sie nicht die einzigen mit nassen Kleidern. Die Flutwelle hatte zahlreiche Leute erwischt, ihnen jedoch lange, nicht so übel wie meinen beiden Freunden zugesetzt.
    »Scheint keine Verletzten gegeben zu haben«, flüsterte Jane ihrem Begleiter zu. »Ich habe die Gespräche der Leute belauscht. Der Fahrer des Lastkahns ist mit dem Schrecken davongekommen. Sein Schiff hatte Pflastersteine geladen. Sie haben die größte Wucht der Explosion aufgefangen.«
    »Wenigsten etwas.« Suko legte seinen Arm um Janes Schultern und führte sie ein Stück zur Seite. »Wir dürfen nicht aufgeben! Wir müssen John finden!«
    Jane sah aus schmalen Augen zu ihm hoch. »Das hört sich ganz so an, als müßtest du dir selbst Mut machen«, stellte sie gereizt fest.
    Suko wollte etwas erwidern, als sich seine Augen weiteten. Er starrte auf die andere Seite des breiten Kanals. Auch dort drängten sich zahlreiche Schaulustige. Dennoch fand er unter den vielen Menschen sofort ein bekanntes Gesicht.
    »Hol mich der…!« rief Suko und schluckte erschrocken das letzte Wort. »Das ist doch…!«
    Im nächsten Moment rannte Suko in weiten Sätzen los!
    ***
    Ich war von den Gefangenen des Schwarzen Dogen eingeschlossen. Die Menschen, die der Dämon nach und nach in seine Gewalt gebracht hatte, rückten unaufhaltsam gegen mich vor.
    Ich hielt ihnen mein silbernes Kreuz entgegen. Sie senkten die Blicke und starrten zu Boden. Auf diese Weise entgingen sie dem heilsamen Einfluß des Kreuzes.
    »Es ist aus, Sinclair!« kreischte der Schwarze Doge. »Aus und vorbei!«
    »Freu dich nicht zu früh!« schrie ich wütend und jagte die restliche Ladung meiner Beretta durch den Lauf.
    Ehe die Silberkugeln den Schwarzen Dogen treffen konnten, hüllte er sich in die glühend rote Aura, die ich schon einmal an ihm gesehen hatte. Die Geschosse prallten daran wie an einem Panzer ab.
    Ich merkte, daß der Schwarze Tod sein Schutzpatron war. Dieser Stellvertreter Satans und mächtigste Dämon im Schattenreich hielt seine Hand über den Schwarzen Dogen. So leicht ließ sich der ehemalige Herrscher von Venedig nicht erledigen.
    Fast fünfzig Menschen griffen an. Die vordersten konnte ich wahrscheinlich mit dem Silberkreuz von dem Bann befreien, doch die hinteren würden nachdrängen und mich endlich überwältigen.
    Ich wußte, daß ich verloren war, wenn kein Wunder geschah.
    Und das Wunder geschah! In Form einer Explosion.
    Ich hörte einen dumpfen Knall. Der Palazzo erbebte in den Grundfesten.
    Ich schwankte, so heftig waren die Schwingungen.
    Die vorrückenden Männer und Frauen waren für Sekunden irritiert. Das war die Zeit, die ich brauchte.
    Die Druckwelle packte den Palazzo und schüttelte das morsche Gebäude noch einmal durch. Der Luftdruck ließ die Bretter wie Strohhalme von den zugenagelten Fenstern platzen. Die Latten segelten durch die Luft und knallten auf den Steinboden.
    Mit einem Sprung war ich am Fenster und beugte mich hinaus. Ich befand mich in Höhe des zweiten Stocks. Es war verzweifelt tief, aber was blieb mir anderes übrig?
    Tief unter mir schimmerte die Oberfläche eines Canale.
    Ich schwang mich auf das Fensterbrett. Hinter mir steigerte sich die geifernde Stimme des Schwarzen Dogen zu einem schrillen Diskant.
    Ich ließ mich fallen. Die Luft sauste in meinen Ohren.
    Himmel! Wenn das Wasser nicht tief genug war, rammte ich mich selbst in den schlammigen Untergrund wie einer der Millionen von Eichenpfählen, auf denen die Gebäude von Venedig standen!
    Ich hatte gar keine Zeit für Angst. Ich prallte auf die Wasseroberfläche, tauchte unter, spürte einen harten Schlag gegen die Füße.
    Grund!
    Durch den Schwung und mein Körpergewicht wurden mir die Beine weggedrückt. Unter Wasser kippte ich auf die Seite, doch mit zwei kräftigen Schwimmstößen war ich an der Oberfläche.
    Es schien mein Schicksal zu sein, in Venedig ständig ins Wasser zu fallen. Ich wußte gar nicht mehr, wie es war, mit trockenen Sachen am Leib herumzulaufen. Aber wenigstens war ich lebend entkommen!
    Ich wollte mir die Lage des Palastes merken, in dem der Schwarze Doge sein

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