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0079 - Die Atomhölle von Gray Beast

Titel: 0079 - Die Atomhölle von Gray Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wellenlängenbereich zwischen zehn und hundert Angström-Einheiten. Diese Tatsache ermöglicht es der Hyperwelle, Wirkungen hervorzurufen, wie wir sie eben vom Röntgenlicht her schon kennen: Die Hyperwelle vermag zu ionisieren und anzuregen. Auf diesem Effekt basiert die hochentwickelte Hyperfunk-Peiltechnik. Man stelle sich eine Kugel aus einem Material vor, das Hyperwellen zu einem hohen Prozentsatz absorbiert. Man stelle sich die Kugel weiterhin so dick vor, daß selbst die energiereichste Hyperwelle nicht weiter als bis zum Kugelmittelpunkt vorzudringen vermag. Dann hat man eine Hyperfunk-Peilantenne. Die Kugel ist in Tausende von winzig schmalen Kugelsektoren unterteilt, Kegeln also, deren Spitze im Kugelmittelpunkt, deren Basis in der Kugeloberfläche liegen.
    Das verleiht der Kugelantenne die facettierte Oberfläche. Die schmalen Kegel sind, um bei einem gewohnten Bild zu bleiben, nichts weiter als aus fester Materie bestehende Ionisationskammern. Die von einer auffallenden Hyperwelle erzeugte Ionisation kann gemessen werden. Gemessen werden kann ebenso die Richtung, aus der die Welle einläuft. Bestimmt werden kann überdies - wenn der Peiler den komplizierten mathematischen Zusammenhang von ausgestrahlter Leistung, aufgefangener Leistung, Wellenwiderstand des Vakuums und aller sonstigen Materie, die zwischen Sender und Empfänger liegt, beherrscht - die Entfernung zwischen Sender und Empfänger, so daß also schließlich alle Bestimmungsstücke vorhanden sind, die der Peiler braucht, um den Sender ausfindig zu machen: die beiden Winkelkoordinaten in Theta und Phi und der Betrag des Radiusvektors.
    Der Peiler allerdings hat trotzdem noch Sorgen. Wie alle Messungen ist auch die Anmessung eines Senders mit einem unvermeidlichen, vom Auflösungsvermögen der Apparatur herrührenden Fehler verbunden, der „Unsicherheit", wie der Peiler sie nennt. Bezeichnet man den Abstand von Sender und Peiler mit r, dann wächst die Unsicherheit nach einer Faustregel der Funker mit r 1.6 . Das bedeutet: Kann ein Peiler aus einer Entfernung von einem Lichtjahr den Standort eines Senders genau angeben, dann wächst die Unsicherheit bei einem Abstand von zehn Lichtjahren auf plusminus vierzigtausend Kilometer, bei einem Abstand von hundert Lichtjahren auf plusminus eine Million sechshunderttausend Kilometer. Da das zu durchsuchende Volumen der dritten Potenz der Unsicherheit proportional ist (man betrachtet die Unsicherheit als den Radius der Kugel, innerhalb deren nach dem Sender gesucht werden muß), wächst der zeitliche Aufwand, den ein Peiler betreiben muß, um wirklich die Hand an den Sender legen zu können, im Mittel mit r 4.6 .
    Um auch das am Zahlenbeispiel deutlich zu machen: Der Peiler, der aus einer Entfernung von einem Lichtjahr einen Sender ausgemacht hat, braucht im Mittel eine Minute, um ihn wirklich zu finden. Dabei ist der Anmarschweg nicht eingerechnet, nur die Suche im Zielgebiet. Dann benötigt der Peiler, der beim Auffangen des Signals zehn Lichtjahre entfernt war, statt dessen vierzigtausend Minuten, also rund achtundzwanzig Tage.
    Natürlich sind diese Angaben einseitig. Sie haben viele Voraussetzungen, wie zum Beispiel die, daß der Feuer in zehn Lichtjahren Abstand das gleiche Gerät wie der in einem Lichtjahr Abstand benutzt und nicht etwa ein besseres, was die Unsicherheit und die Suchzeit verringern, oder ein schlechteres, was sie erhöhen würde. Diese Dinge sind bei der praktischen Rechnung natürlich von spürbarem Einfluß.
    Was jedoch bleibt, ist die Tatsache, daß der weiter entfernte Peiler wesentlich größeren Aufwand betreiben muß, um einen einmal angepeilten Sender ausfindig zu machen, als der Peiler, der dem Sender im Augenblick der Peilung näher stand.
    Derlei Überlegungen sind nicht nur nützlich, um die Funkoffizier-Aspiranten der Raumfahrtakademie an den Umgang mit der Hyperfunktechnik zu gewöhnen, sie können - im entscheidenden Augenblick - auch die galaktische Geschichte in eine andere Bahn werfen.
     
    *
     
    Von oben sah die Insel auf dem Ultrarotschirm wie ein alter, an den Rändern aufgestülpter Pfannkuchen aus. Als der Shift sank, erkannte man, daß der aufgestülpte Rand eine rings um die Insel laufende Bergkette von durchschnittlich zweitausend Metern Höhe war. Es war die merkwürdigste Insel, die je einer der vier Insassen des Fahrzeugs in seinem Leben zu Gesicht bekommen hätte. Aber sie war für den Aufenthalt auf Gray Beast für die letzten Stunden vor dessen

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