0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß
Schnüffler hätte nicht jede Möglichkeit einkalkuliert? Die Firma existiert, das wissen wir bereits. Wer aber sagt uns, daß die beiden Inhaber nicht informiert wurden, was sie zu sagen haben, wenn ein Anruf kommt?«
»Du siehst Gespenster.«
»Du meinst, ich sähe Gespenster? Ich beobachte nur schärfer als du. Die Sache mit dem Hut war ein Trick.«
»Ein Trick?«
»Genau das. Er wollte nur möglichst nahe an dein Gesicht kommen. Als er deine Finger sah, machte er runde Augen. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.« Er richtete sich mit einem Fluch auf und griff nach dem Telefon.
»Hier Mac. Ich brauche einen, der schnell zwei Kisten Zigarren zu einem Kunden bringt. Ist Abe da?«
»Sitzt im Lokal und spielt mit den anderen Karten.«
»Dann schicke Abe, der ist am zuverlässigsten.«
Eine Viertelstunde später betrat ein Bursche mit Seemannspullover und Pudelmütze den Laden. Da Kunden vorhanden waren, gab ihm Fluffy einen Wink mit den Augen. Abe schaukelte breitbeinig, wie es Matrosen tun, durch den Laden und verschwand.
»Was ist los, Chef?« fragte er.
»Im Golden Star Hotel ist einer abgestiegen, der sich Pete Waites nennt. Will Geschäftsmann aus Chicago sein, der sich für heiße Ware interessiert. Kann sein, kann ebenso nicht sein.«
»Verstehe. Vielleicht ein getarnter Teck.«
»Genau das meine ich. Sorge dafür, daß der Bursche beobachtet wird! Am besten beauftragst du damit die Ratte und Little Samny. War Samny nicht mal Kellner im Golden Star Hotel?«
»Stimmt, Chef.«
»Dann wird er schon Mittel und Wege finden, mehr über den Burschen zu erfahren. Samny soll auch herausbekommen, mit wem er telefoniert, mit wem er sich trifft und so weiter. Sehr interessiert es mich, was er für Gepäck bei sich hat. Hier sind hundert Dollar für die beiden. Sobald sie etwas wissen, sollen sie es dir sagen, und du kommst sofort zu mir. Sonst keiner. Das könnte auffallen.«
»Wird alles besorgt, Chef. Mal eine andere Sache. Wann geht’s endlich mit dem Kobalt-Geschäft los?«
»Ihr müßt euch noch ein paar Tage gedulden, Abe.«
»Na schön. Die Boys wollen bald Geld sehen, Chef.«
Fluffy kam ins Zimmer. Um ihren Mund zuckte es, ihre Augen waren dunkel.
»Was habe ich gesagt?« stieß sie durch die Zähne. »Der Kerl ist ein Polizeispitzel! Du brauchst dich gar nicht erst zu bemühen, Abe, die Sache ist schon klar.«
»Zum Teufel, rede endlich!« brüllte Mac. »Woher willst du das wissen?«
»Wop Healy sah ihn vorhin aus unserem Laden kommen und erkannte ihn wieder. Wop war soeben bei mir und warnte uns. Ich fragte ihn, ob er sich nicht getäuscht haben könnte, schließlich gäbe es einen Haufen Menschen, die sich zum Verwechseln ähnlich sähen, worauf Wop meinte: ,Den Hund, dem ich zwei Jahre zu verdanken habe, würde ich unter tausend Doppelgängern herausfinden. Er heißt Decker und ist in New York FBI-Mann. Sage Mac, er soll sich vorsehen! — So, nun wißt ihr Bescheid. Du hast ihm eine Menge erzählt, Mac. Sieh zu, wie du wieder aus der Patsche kommst! Nach meiner Meinung gibt’s nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir verschwinden bei Nacht und Nebel, oder…«
»Jetzt, wo ich alles mit soviel Arbeit und mit verdammt viel Geld zurechtgebogen habe, daß die Sache endlich ins Rollen kommt, soll ich bei Nacht und Nebel verschwinden? Niemals!«
Mac Elihu heulte wie ein bösartiges Tier. Der Spalt in seiner Oberlippe zog sich auseinander und ließ die wolfsähnlichen Zähne sehen.
Abe, der Unterchef, verzog sein pockennarbiges Gesicht. »Dann bleibt nur eins: weg mit ihm! Auch m,eine Meinung, daß wir wegen eines Schnüfflers die Flinte nicht ins Korn werfen.«
»Machen wir, Abe, machen wir!« fauchte Mac Elihu.
Fluffy schüttelte heftig den Kopf. »Immer gleich umlegen — weiter scheint euer Verstand nicht zu reichen! Und möglichst auch noch am hellen Tage auf der Straße! Nein, sage ich, damit hätten wir uns die letzte Chance verbaut! Er muß sang- und klanglos verschwinden! Überlaßt das mir, ich habe alles schon fix und fertig im Kopf!«
***
Pete Waites war gleich nach seinem Besuch bei Mac Elihu zu Joes Inn gefahren. Dort hatte er zwei Whisky getrunken und sich mit dem Aushilfskellner unterhalten. Da sonst keine Gäste vorhanden und Joe nebst Frau ins Kino gegangen waren, hatten die beiden über eine Stunde miteinander geplaudert.
Nun saß Pete im Lesezimmer des Golden Star Hotel und blätterte in den Zeitungen. Ein Hotelpage meldete ihm, er werde am Telefon
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