0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß
Trotz dieser verhältnismäßig kostspieligen Reklame war das Unternehmen bescheiden, um nicht zu sagen ärmlich.
Meine beiden Begleiter schienen hier Stammgäste zu sein. Eine Korona an der Theke begrüßte sie mit Hallo.
»Was ist denn das für einer?« fragte ein Bulle von Kerl und zeigte auf mich.
»Unterwegs getroffen«, antwortete der Lulatsch. Er und sein Kollege mischten sich unters Volk, als wäre es ihnen peinlich, mich mitgebracht zu haben. Um so größter schien das Interesse der anderen für meine Person zu sein.
»Kann ich mal telefonieren?« fragte ich den Barkeeper.
Dieser deutete mit dem Daumen nach einer Tür. »Dort in dem Zimmer«, sagte er.
Mir wurde auf einmal klar, daß ich einen Fehler gemacht hatte, weil ich mich von den beiden Burschen mit den Pudelmützen hatte hierherlotsen lassen. An ein Telefongespräch, wie ich es vorhatte, war nicht zu denken. Der Keeper brauchte bloß ein Schiebefensterchen zu öffnen, um mitzuhören.
Telefonieren mußte ich, um nicht aufzufallen. Ich nahm mir vor, eine nicht existierende Nummer zu wählen und dann zu erzählen, der Teilnehmer hätte sich nicht gemeldet. Da ich nun einmal hier war, wollte ich die Gelegenheit benutzen, mir die Burschen genauer anzusehen. Vermutlich gehörte eine gute Portion von ihnen zur Mac-mit-der-Hasenscharte-Gang.
Ich leerte mein Glas in der Hoffnung, daß derjenige, von dem es vorher benutzt worden war, an keiner ansteckenden Krankheit litt. Als ich an den Kerlen am Tresen vorbeiging, merkte ich, wie ihre schadenfrohen Blicke mir bis zur Tür folgten.
Ich öffnete die Tür und trat ein. Es handelte sich um ein Extrazimmer für Gäste, die unter sich sein wollten. Aber keiner war da. Alles sah so schmuddelig aus wie in der Bar. Drei Tische und etliche Stühle standen herum, auf einer Anrichte war das Telefon. An der Decke hing eine Leuchte mit drei Birnen, von denen nur zwei brannten! Die Tür zur Bar war der einzige Ausgang.
Ich nahm den Hörer ab und wählte eine x-beliebige Nummer. Prompt ging das Schiebefenster etwas in die Höhe. Da es von Milchglas war, konnte ich nicht hindurchsehen. Der andere natürlich auch nicht, aber er konnte mithören.
Das Telefon war so blödsinnig angebracht, daß ich notgedrungen der Tür den Rücken kehrte. Ich murmelte gerade: »Entschuldigen Sie, ist Ihr Mann schon nach Hause gekommen, Madam?«, als sich die Tür hinter mir leise öffnete. Ich merkte es am Luftzug.
Bevor ich mich umdrehen konnte, blitzte etwas unter meinem Kinn. Es war ein Messer.
Eine zweite Hand kroch über meine andere Schulter und verschwand unter meiner Jacke. Die Hand suchte meine Pistole. Ganoven tragen ihre Kanonen nur ganz selten unter der Achsel, aber Polizeibamte in Zivil.
Wußte man, wer ich war?
Als Tramp und dann als Gangster hatte ich meine Halfter nebst Inhalt in New York gelassen, um kein Mißtrauen zu erwecken. Eine neutrale Waffe steckte in der Gesäßtasche.
Da ich mit der rechten Hand den Hörer hielt, ließ ich blitzartig meine linke nach oben fahren, erwischte auch die Messerhand am Gelenk und riß sie mit aller Kraft herunter. Gleichzeitig ließ ich den Hörer fallen, womit auch meine andere Hand frei war. Ich trat nach hinten aus. Zugleich warf ich mit beiden Händen den Arm des Halunken über meine Schulter und beugte mich nach vorn. Ein Körper landete auf meinem Rücken, und ich schleuderte ihn gegen die Wand. Das Messer fiel zu Boden. Der Kerl war schwarzhaarig und hatte eine Hautfarbe, als litte er an Gelbsucht.
Natürlich kam noch einer. Selten arbeiten solche Kerle allein, weil ihnen die Übermacht mehr Mut gibt.
Auch der zweite hielt ein Messer in der Hand. Auch so ein windiger Halunke, nur besaß er strohblondes Haar, das wie Stoppeln von seinem Schädel abstand.
Diesmal war ich vorbereitet. Ehe er sich versah, bekam ich das Handgelenk mit dem Messer zu fassen und drehte es herum. Der Strohkopf stieß einen Schmerzensschrei aus und ließ das Messer fallen.
Inzwischen war der Schwarzhaarige wieder auf die Beine gekommen. Ich ließ ihm keine Gelegenheit, sich nach seinem Messer zu bücken, und er rannte mit gesenktem Kopf auf mich zu.
Ich sprang einen Schritt zurück, und ein gutgezielter Kinnhaken brachte ihn zu Boden.
Der Strohkopf hielt sein ausgekugeltes Handgelenk mit der anderen Hand fest und versuchte, auf die Beine zu kommen. Ich half ihm. An seinem Rockkragen zog ich ihn hoch und setzte ihn mit einem Handkantenschlag außer Gefecht. Mit einem Stöhnen sank er in
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