007b - Duell mit den Ratten
zurück und sprang dann geschickt zur Seite, als Mike sich auf sie stürzen wollte. Er prallte mit voller Wucht gegen die Mauer und war für einen Moment benommen. Sie stieß mit dem Sessel nach ihm, so daß er zwischen die Beine eingeklemmt und gegen die Wand gedrückt wurde. Er benahm sich wie ein in die Enge getriebenes Raubtier. Doch der Zustand dauerte nicht lange. Die Dämonenbanner auf der Unterseite der Sitzfläche begannen zu wirken. Mikes Blick wurde klar. Er starrte verwirrt auf die Stuhlbeine und dann auf Coco. Langsam schien er zu begreifen, was er getan hatte. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
»Verzeihen Sie!« murmelte er. »Das war eben nicht ich, der Sie bedrängte, Claudia. Ich würde es nie wagen, Sie …«
»Ich weiß, Mike«, sagte sie, ohne jedoch den Sessel zu senken. »Sie haben gegen Ihren Willen gehandelt. Ich trage Ihnen nichts nach.«
Er schüttelte verständnislos den Kopf. »Ich habe mich wie ein Tier benommen«, sagte er fassungslos. »Was ist nur in mich gefahren? Ich schäme mich so, obwohl ich weiß, daß ich mich nicht so benommen hätte, wenn ich klar bei Verstand gewesen wäre. Lassen Sie mich bitte gehen, Claudia! Ich kann Ihnen nicht mehr in die Augen sehen.«
»Wenn ich Sie jetzt allein lasse, dann beginnt der Spuk wieder von vorn, Mike«, sagte sie.
Er senkte beschämt den Kopf. »Bitte quälen Sie mich nicht, Claudia! Ich muß selbst mit diesen Problemen fertig werden. Lassen Sie mich allein!«
»Also gut«, sagte sie. Ihr war ohnehin klar, daß sie Mike nicht für längere Zeit auf diese Weise festhalten konnte. »Schauen Sie sich die Unterseite der Sitzfläche genau an, Mike! Sie sehen dort ein Kruzifix und eine Reihe von Symbolen. Prägen Sie sich diese Zeichen gut ein! Und wenn Sie spüren, daß das Böse wieder die Oberhand gewinnt, dann halten Sie sich diese Symbolgruppe vor Augen. Vielleicht schützt Sie das.«
Mike wandte den Kopf plötzlich zur Seite und rief: »Judy!«
Coco folgte seinem Blick und sah, wie das nackte, grell bemalte Mädchen mit dem Clowngesicht und dem aufgerissenen Mund auf die Kellertreppe zuging.
»Prägen Sie sich die Symbole ein, Mike!« rief Coco ihm verzweifelt nach.
Aber er hörte nicht auf sie. Er stieß sie mitsamt dem Sessel zurück und rannte auf die Kellertreppe zu. »Judy!«
Coco blickte ihm bedauernd nach. Hier konnte sie nicht mehr helfen. Aber etwas anderes konnte sie tun: Sie konnte Irene Reuchlin aufsuchen. Als sie diesen Entschluß gefaßt hatte, zog sich die fremde Macht auf einmal von ihr zurück. Es hatte fast den Anschein, als wäre sie zu diesem Schritt beeinflußt worden. Dabei begab sie sich aus freien Stücken zu Irene Reuchlin.
»Was sagt ihr nun?« fragte Prosper Fludd seine drei Freunde, nachdem er Donald Chapman in dem einen Meter tiefen Schacht ausgesetzt hatte.
»Einfach toll!« rief Tony Peal begeistert.
»Woher hast du den Zwerg?« erkundigte sich Alex Gates.
»Er ist in eine meiner Vogelfallen getappt«, antwortete Prosper.
»Daß es so etwas gibt!« staunte Warren Crocker.
»Ihr Satansbrut!« tönte Chapmans schwache Stimme aus dem Schacht herauf. Er versuchte, an den Mauerritzen und Vorsprüngen mit Händen und Füßen Halt suchend, die einen Meter hohe Wand hochzuklettern, aber als er einen halben Meter zurückgelegt hatte, gab Prosper ihm einen Stoß, und er fiel wieder in den Schacht hinunter. Beim zweiten Fluchtversuch erging es ihm ebenso.
»Auf die Dauer wird das langweilig«, murrte Tony Peal.
»Für Abwechslung läßt sich sorgen«, behauptete Prosper. Er holte eine kleine holzgeschnitzte Pfeife hervor und blies darauf. Kein Ton war zu hören, aber schon nach knapp einer Minute tauchte aus dem Keller die erste Ratte auf. Sie kam an den Rand des Schachts und sprang hinunter.
»Das wird ein Kampf auf Leben und Tod!« rief Warren Crocker begeistert.
»Unbewaffnet hat der Puppenmann keine Chance«, meinte Alex Gates, griff in die Tasche, hielt grinsend eine Sicherheitsnadel hoch und warf sie dann in den Schacht hinunter. »Da, Puppenmann! Kämpfe um dein Leben!«
Inzwischen war die zweite Ratte Prospers lautlosem Ruf gefolgt und in den Schacht hinuntergesprungen. Chapman brach der kalte Schweiß aus. Im Moment beachteten ihn die Ratten noch nicht, sondern machten sich erst einmal mit ihrer neuen Umgebung vertraut. Blitzschnell griff er nach der Sicherheitsnadel und hielt das spitze Ende wie eine Lanze vor sich hin, sich dabei mit dem Rücken gegen die Wand stellend.
Prosper
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