008 - Der schlafende König
blasen, um zu gründen eine »Grande Dinastia«, die dereinst herrschen soll über das Södland, auf dessen Boden, wie die Fama sagt, schon die ersten Blumen sprießen…
***
Nach der Unruhe der Nacht wirkte der Morgen auf Matt wie die Fortsetzung eines Alptraums.
Er wurde von Geschrei aus heiseren Kehlen aus leichtem Schlummer geweckt, und als er halb benommen aufsprang, knallte er mit dem Schädel an einen von der Decke hängenden Balken. Der Pfosten fiel im einem Wirbel von Dreck, Spinnweben und losem Moos zu Boden und der so aufgewirbelte Staub nahm ihm die Sicht.
Aruula sprang von ihrem harten Lager auf, hatte schon das Schwert in der Hand und blickte sich wachsam um.
Matt nahm sein Notpaket und ihre freie Hand, schob die wurmstichige Tür auf und spähte vorsichtig ins Freie. Die gerade aufgehende Sonne stand hinter den Waldeswipfeln, und ihre Strahlen schienen das Moor noch anzuheizen. Dichter bläulicher Nebel waberte vom Boden hoch und ließ das eingefriedete Gebäude, das sie am Abend zuvor entdeckt hatten, wie ein verwunschenes Schloss erscheinen.
Durch das hohe Gras, das sich vor ihnen am Waldrand ausbreitete, huschten die Gestalten bleicher kahlköpfiger Gestalten. Matt und Aruula duckten sich instinktiv. Es waren Guule, die sie bereits aus der Steppe kannten, die dort mit schartigen Säbeln und runden Holzschilden gegen die dreistöckige Villa anrannten! Matt zählte mehrere Dutzend, und sie glichen sich im Hellen wie ein Ei dem anderen.
Allerdings schienen sie in dieser Gegend nicht willkommen zu sein: Matt sah durch das Nebelwabern, dass sich hinter der niedrigen Mauer zahlreiche behelmte Gestalten in Kilts und silbernen Rüstungen erhoben. Sie waren mit Armbrüsten bewaffnet und jagten den Angreifern eine Bolzensalve entgegen, die sich gewaschen hatte. Schrille Schreie erfüllten den frühen Morgen. Das Guul-Heer warf sich zu Boden, doch seine Angriffslust schien nicht zu erlahmen. Sekunden später robbten die Aasfresser durch das Gras und schossen ihrerseits Pfeile ab. Die Gepanzerten gingen rechtzeitig in Deckung. Nur einer stürzte getroffen über die Mauer.
Als die Guule aufsprangen, um die Attacke fortzusetzen, tauchten auch die Köpfe der Verteidiger wieder auf. Zwei oder drei Männer schoben Rohre über die Einfriedungsmauer, die Matt bekannt vorkamen. Dann krachten hundert Gewehrschüsse, und er sah das rote Aufblitzen von Mündungsfeuer.
Aruula riss ihn zu Boden. Als er den Kopf hob, sah er zwei Angreifer wanken und ins Gras beißen. Die Verteidiger der Villa waren keine Meisterschützen, das wurde Matt sofort klar. Das Schrillen der Guule nahm zu, doch sie brachen den Angriff erst ab, als die nächste Donnersalve über sie dahinjagte. Matt sah anhand sich bewegender Grashalme, dass sie eiligst den Rückzug in den Wald antraten. Die Gewehrschützen richteten sich unter triumphierendem Jubel auf.
Was geht hier vor? dachte Matt. Wer waren diese Leute, die über moderne Gewehre verfügten und doch so miserabel schossen? Obwohl in seinem Inneren alles danach schrie, mit ihnen in Verbindung zu treten, waren sie ihm nicht ganz geheuer.
»Meerdu«, fauchte Aruula plötzlich. Und wenn sie dieses Wort aussprach, war, wie Hank Williams einst sagte, »Schluss mit lustig«.
Matt fuhr herum.
Die knochige Visage eines Guuls, der sich die halb zugewachsene Hütte wohl näher hatte ansehen wollen, lugte hinter einem Baum hervor. Als er Aruula sah, blitzten seinje Albinoaugen auf, und er stürzte sich auf sie.
Leider hatte ihn seine Gier auf Menschenfleisch dazu verleitet, keinen weiteren Blick in die Runde zu werfen. Deswegen war er ziemlich überrascht, als Matts Notpaket plötzlich auf ihn zuflog und gegen seine Kniescheiben krachte. Er ächzte dumpf und verlor die Schwungkraft.
Aruula warf sich ihm mit gezückter Klinge entgegen, doch der Guul war wie der Blitz wieder auf den Beinen. Ihr Schwert knallte mit solcher Wucht gegen seinen Säbel, dass es ihr aus der Hand geprellt wurde.
Ehe die knurrende Schreckensgestalt zum nächsten Schlag ausholen konnte, war Matt bei ihr und umklammerte die knochigen Fußgelenke mit festem Griff. Der Guul verlor das Gleichgewicht und riss in einer panischen Reaktion Schild und Säbel hoch. Matt zog ihn von den Beinen, und er krachte gegen die Hüttenwand. Während Aruula im Gras ihr Schwert suchte, hockte Matt schon breitbeinig auf der dürren Gestalt und drosch mit beiden Fäusten auf sie ein. Der Guul verlor Waffe und Schild und hob instinktiv die Arme,
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