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008 - Der schlafende König

008 - Der schlafende König

Titel: 008 - Der schlafende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Tag seines Erwachens beiseite gelegt hat.
    Man liebt uns zwar nicht im Kantoyn Züri, und in der Familie Nüssli ist uns auch ein Feind erwachsen, der nicht müde wird, das Ansinnen an uns zu stellen, den Tempel zu räumen, aber man respektiert uns. Der Orden wächst und gedeiht. Niemand wagt es, unsere feste Burg zu erstürmen.
    COMPUTER-TAGEBUCH: RETO MÖTZLI (2262)
    250 Jahre nach Kristofluu hat sich die Weitsicht unseres Heiligen Ahnen Bruno des Ersten erwiesen.
    Abgesehen von der Mötzli-Sippe sind alle anderen Familien geistig völlig her- untergekommen: Die Künzis, Lüthis, Martis, Merkis, Meilis, Rümbelis, Schmuckis, Stehlis, Stuckis, Zwinglis, Jäggis, Brändlis, Eglis und Sahlis haben sich zu zotteligen, ungepflegten Gestalten zurück entwickelt, die grunzend übers Eis wandern und sich mit wilden Tieren um blutige Knochen raufen.
    Unsere einzige ernsthafte Konkurrenz in der Umgebung ist die Nüssli-Sippschaft, eine Familie, die aus den Nachfahren eines gewissen Harpo Nüssli besteht, der im Jahr der Großen Katastrophe über etwas herrschte, das man
    »Nationalbank« nannte.
    Die Bedeutung dieses Wortes ist leider in Vergessenheit geraten, so dass es mir nicht möglich ist, es näher zu benennen.
    Man nennt die Nüsslis auch die »Grauen Eminenzen«, da sie sich nie persönlich zeigen, sondern ausschließlich aus dem Dunkel heraus tückische Aktionen gegen uns ausführen.
    Sie behaupten im Besitz einer »Urkunde« zu sein, die den Tempel des schlafenden Königs als ihr Eigentum bezeichnet.
    Da wir weder wissen, was eine »Urkunde« ist, noch wieso jemand derartige Dinge behaupten kann, haben wir ihre lächerliche Forderung natürlich zurück gewiesen.
    Wie wir in Erfahrung bringen konnten, hausen die Nüsslis in einer unterirdischen Befestigung aus der Alten Zeit und gehen hinter dicken Eisentüren, die unsere Waffen nicht durchdringen können, ihren gemeinen Geschäften nach.
    Sie haben zweifellos den Plan, ihre Stellung in der Umgebung von Züri auszubauen, unsere Bewaffnung zu erkunden und den Tempel einzunehmen.
    Wie verlautet, stehen sie auch in Handelsbeziehungen zu Völkern in Doyzland, Ittalya und anderswo und werben dort schreckliche Ungetüme an, um sich für den Tag der Entscheidung zu rüsten.
    ***
    COMPUTER-TAGEBUCH: MAX MOTZLI (2320)
    Preiset, ihr Gestirne des Himmels, den schlafenden König, der einst herrschen wird über alle Menschen und jegliches Erdengewürm! Ich, Max Mötzli, Nachfahr des Weisen Bruno, Hohepriester des Broglianerordens, tue meiner Sippe hiermit kund und zu wissen, dass mir gestern ein kleines Männli erschienen ist und Folgendes gesagt hat: »Du depper alter Sack, 's wird Zeyt, dass du aufs Altentheil gehst und die nächste Generation ans Ruder lässt, Baby.«
    ***
    COMPUTER-TAGEBUCH: MAX MÖTZLI II. (2321)
    Aufgrund der geistigen Umnachtung, die meinen greisen Vater Max Mötzli jäh dahingerafft hat, liegt es nun an mir, das Erbe unserer Ahnen zu hüten und die Garde des schlafenden Königs gegen die tückischen Meuchler der Grauen Eminenzen zu gürten.
    Zwar empfinden wir die Lumpenkerle, die sich nicht schämen, unsere Brüder, sobald sie auf Jagd oder Handelsreisen gehen, aus dem Hinterhalt mit Armbrustschüssen zu attackieren, nur als bloße Mückenstiche, doch ihre Unbelehrbarkeit und fortwährende Renitenz hat mich in meinem Beschluss bestärkt, sie mit Stumpf und Stiel auszurotten. Wir lassen es uns nicht mehr bieten, dass die langohrigen Eiszapfennasen, die sich Nüsslis nennen, weiterhin an jede Leiche, die sie hinterlassen, eine Rindenborke nageln, die uns auffordert, »endlich die seit 2012 ausstehenden Steuern abzuführen«, wenn wir unseren Tempel nicht verlieren wollen.
    Die üblen Scherze, die sie mit unseren Brüdern treiben, sind eine Lästerung des schlafenden Königs! Deswegen, o König De Broglie, erbitte ich deinen Segen für eine Vergeltungsaktion, die…
    ***
    COMPUTER-TAGEBUCH: URS MOTZLI (2368)
    Vorbei werden in Bälde die Tage des Eises sein, denn aus allen Richtungen der Wölt wird gemöldet, dass ein groß Tauwetter einsetzt. Die Glötscher ziehen sich zurück, und Boten aus allen Landesteilen eilen herbei und berichten von gewaltigen Bauwerken, deren Spitzen bereits da und dort aus dem Eise ragen und alle Menschen fröhlich jubilieren lassen. In Geneeva, so hört man, tanzt das Volk bereits auf dünnem Eise, und aus dem fernen Ittalya gelangt zu uns die Kunde, dass die Bewohner Millans bereits zur Jagd auf alle scharf nackicht Weiblein

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