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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gimone Hall
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interessieren sich für diese Dinge?«
    »Nein.« Und damit es nicht zu abrupt klang, fügte Beth hinzu: »Ich kenne aber jemand, der sich dafür interessiert.« Damit meinte sie Effie.
    »Dann haben wir vielleicht gemeinsame Bekannte. Die Bekanntschaft mit diesen Menschen ist mein Hobby. Ich kenne viele aus dem so genannten okkulten Underground. Mir macht es riesigen Spaß, herum zu wandern, sie aufzustöbern, ihr Vertrauen zu gewinnen.«
    »So – wirklich?« antwortete Beth kühl. Das Gespräch verlief nicht nach ihrem Geschmack, aber der Mann fuhr unbeirrt fort: »Die meisten sind Jünger der Weißen Kunst, Hellseher samt Medien. Sie führen ein aufregendes Leben und haben viel Phantasie. Ich finde sie sehr amüsant.« Er holte ein Goldmedaillon von einem Haken an der Wand. »Nehmen Sie zum Beispiel das da. Haben Sie ein Problem? Nehmen Sie Ihren Drudenfuß, und Ihr persönlicher Dämon wird Ihnen helfen.«
    »Sicher gibt es weit bessere Wege, Probleme zu lösen,
    Mister …«
    »Jim Sanders«, sagte er. Jetzt blieb ihr nichts übrig, als sich ebenfalls vorzustellen. Inzwischen konnte sie die ausgestellten Dinge schon deutlich sehen.
    Glas in Blau und Bernstein, aufgereihte Messingglöckchen und dunkle Holzschnitzereien. Andere Dinge waren weniger anziehend.
    Dicke schwarze Kerzen, Ringe mit eingesetztem Blutstein. Behälter voller Zaubermittel, Leibes- und Glückszauber albernster Art.
    Für den anspruchsvollen Kunden gab es ein komplettes Herbarium, mit allen möglichen Kräutern.
    Beth wollte fort und fühlte sich dennoch zu den Behältern mit den Kräutern hingezogen. Jim Sanders, der sie beobachtete, erklärte ihr die verschiedenen Inhalte. »… und das hier ist Silphion. Es dient dazu, leblosen Objekten Leben einzuhauchen.«
    Beth trat näher heran. Fast hätte sie hineingefasst und die körnige Substanz berührt. Ihr Inneres revoltierte, und die Magenmuskeln verkrampften sich. Nein – sie musste schleunigst hier ’raus.
    Gleichzeitig spürte sie, dass sie genau beobachtet und analysiert wurde. Nun ja, schließlich waren die Anhänger des Okkultismus das Hobby dieses Mannes. Er war neugierig geworden und fragte sich, warum sie wohl gekommen war. Von Anfang an war dies der Grund dafür gewesen, dass er sie angesprochen hatte. Ihre Reaktion auf die ägyptische Hand hatte ihn aufmerksam gemacht. Er wusste, dass ihre Bekanntschaft mit der Hexenkunst nicht nur flüchtig war. Beth fühlte sich hilflos wie ein aufgespießter Käfer und war nun wütend.
    »Wenn Sie etwas Bestimmtes suchen, kann ich Ihnen vielleicht helfen«, hörte sie ihn sagen.
    Das war aufdringlich, dachte sie. Er gefiel ihr überhaupt nicht; sie war ihm für ihr Eintreten keine Erklärung schuldig. Und doch war es die beste Gelegenheit, ihm eine Enttäuschung zu bereiten und ihn ein für allemal loszuwerden. Sie holte das Armband aus elfenbeinfarbenen Samenkörnern aus der Tasche. »Ich habe schon überall gesucht, um passende Perlen zu finden. Vielleicht wüssten Sie, wo es hier in der Gegend diese Dinger gibt.«
    Zu ihrer Überraschung überlegte er einen Augenblick, zog dann ein Blatt Papier heraus und kritzelte eine Adresse darauf. »Dort müsste es die Samenkörner geben. Falls Sie nichts ausrichten, rufen Sie mich an. Ich schreibe Ihnen Adresse und Telefonnummer auf.«
    Sie bedankte sich und lief die Treppen zur Straße hinauf. Ein seltsamer Zufall, dass sie ausgerechnet einen solchen Laden gefunden hatte. Warum aber diese Aufregung? Während ihrer Behandlung hatte man nie geleugnet, dass solche Bereiche des Lebens existierten. Silphion – eine Pflanze, die unbelebten Objekten Leben einhauchte! Das hatte sie mehr erregt als der Anblick der Bronzehand. Sie hatte gar nicht gewusst, dass eine solche Pflanze existierte.
    Na wenn schon. Es gab Pflanzen für alle möglichen Zwecke.
    Sie holte tief Luft und warf einen Blick auf den Zettel. Ihr Ausflug hatte sich also doch gelohnt.
    Der in der Adresse angeführte Laden lag ein Stück weiter und entpuppte sich als ein Spezialitätenladen. Der Inhaber war alt und schwerhörig und wollte ihr nicht weiterhelfen. Zunächst behauptete er, dass er die Samenkörner nicht hätte. Beth ließ alle Hoffnung fahren. Ihre Füße schmerzten, und sie war erschöpft. War der Kerl zu bequem, um danach zu suchen? Sie versuchte es andersherum und sagte: »Ich bin eine Bekannte von Jim Sanders.«
    Wie durch Zauberhand bewegt, stellte er plötzlich ein Säckchen mit den gesuchten Samenkörnern vor sie hin.

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