Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gimone Hall
Vom Netzwerk:
ihr etliche Male im Dorfladen geplaudert, zu einem Besuch war es vorerst noch nicht gekommen. Peter behauptete, die alte Frau sei sehr merkwürdig, aber Beth war immer froh, wenn sie sie im Laden traf. Das übrige Dorfleben blieb ihr verschlossen und war für sie ein Rätsel wie das kalte Geheimnis des Schnees.
    Und dann kam der Abend des Kerzenlicht-Dinners. Sie hatte sich dazu entschlossen, um in das Haus einen Hauch von Wärme und Intimität zu bringen.
    Den Nachmittag über hielt sie sich länger als nötig in der Küche auf, weil es ihr liebster Raum war. Der behäbige altmodische Küchenschrank und die schweren schwarzen Töpfe, die seit Jahrzehnten unbenutzt an der Wand hingen, machten den Raum fast behaglich.
    Sie stellte liebevoll das Menu zusammen und war mit dem Kochen so beschäftigt, dass sie kaum merkte, wie früh es dunkel wurde.
    Sie merkte auch nicht, dass Wind aufgekommen war, bis ein plötzlicher Windstoß durchs Haus fegte und die Kerzen ausblies, die sie auf den Tisch gestellt hatte.
    Erschrocken drehte Beth sich um und stieß dabei ein Kristallglas um, eines von mehreren, die Karen ihr zur Hochzeit geschenkt hatte.
    Beth war fest entschlossen, sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Sie ersetzte das. Glas durch ein anderes und zündete die Kerzen wieder an. Vorsorglich stellte sie eine Flasche Rotwein auf den Tisch. Draußen hatte Schneefall eingesetzt. Dicke Flocken wurden vom Wind gegen die Fensterscheiben getrieben und schimmerten unheimlich hell in der Schwärze der Nacht. Beth fröstelte. Die ersehnte behagliche Stimmung wollte sich nicht einstellen. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Warum der Seufzer?« fragte Peter lächelnd. Ihm machten weder Sturm noch Kälte zu schaffen.
    Beth hatte gar nicht bemerkt, dass sie in Gedanken versunken geseufzt hatte. Sie erwiderte sein Lächeln. »Ach, nichts.« Aber das stimmte nicht, sie hatte von einem Baby geträumt.
    »Peter, wann machen wir wieder einen Versuch?« Sie wollte ihn nicht drängen. Sie verstand sein Zögern sehr wohl und wusste es zu schätzen, weil es größtenteils der Besorgnis um sie entsprang. Aber die Frage hatte ihr Bewusstsein so lange schon beherrscht, dass sie ihr unwillkürlich herausrutschte.
    »Was für einen Versuch?« Kaum zu glauben, dass seine Gedanken von ihren so weit entfernt waren.
    Peter nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. Er glaubte offenbar, sie wolle irgendeinen Wunsch äußern und mit ihm Kastanien rösten oder Eis laufen gehen!
    »Wann werden wir endlich ein Kind haben? Es besteht kein Grund, dass wir aufgeben. Der Arzt sagt, es wäre alles in bester Ordnung.«
    Seine Miene wurde ernst. Beth wusste sofort, dass der Abend für sie beide verdorben war.
    »Beth, siehst du denn nicht ein, dass es uns nicht bestimmt ist, Kinder zu haben? Wie oft möchtest du die schmerzvolle Erfahrung wiederholen?«
    Sie wurde von ihren Tränen geblendet, das Kerzenlicht verschwamm vor ihren Augen.
    »Nein, Peter. Ich kann es nicht hinnehmen, dass wir keine Kinder haben sollen. Warum sollen ausgerechnet wir zur Kinderlosigkeit verdammt sein? Begreifst du nicht, wie sinnlos das ist? Diesmal könnten wir es schaffen. Ich weiß es. Wenn du bloß mehr zu Hause bliebest … ich würde mich viel weniger fürchten.«
    Peter war wütend: »Jetzt ist es plötzlich meine Schuld, dass du allein bist. Darauf habe ich gewartet. Vermutlich geht es dir schon lange im Kopf herum.«
    »Nein, Peter!«
    Er stieß den Stuhl weg und stand auf. Aber so leicht kam er ihr nicht davon. »Du tust so, als hätte sich ein böses Schicksal gegen uns verschworen!« rief sie. »Das glaube ich nicht. Ich möchte Kinder, Peter!« Alles, was sich seit Monaten in ihr angestaut hatte, kam nun heraus. Beinahe wäre sie ins Schreien verfallen, so erregt war sie.
    »Peter, du hast kein Recht, dich mir zu verweigern!«
    »Aber ich tue es! Ich erspare dir damit viele Schmerzen und eine neue Tragödie. Für immer.«
    Und damit ging er hinaus. Sie blieb regungslos sitzen, bis sie das Zuschlagen der Tür hörte. Dann legte sie den Kopf auf den Tisch und weinte hemmungslos.
    Für immer. Das Wort klang in ihr nach und schien von den kalten dunklen Wänden widerzuhallen.
    Für immer. Das Wort verfolgte sie die ächzenden Treppen hinauf und blieb auch in der Wärme ihres Schlafzimmers haften. Das Bett wirkte als erlösende Zuflucht, doch fand Beth keine Ruhe.
    Zitternd lag sie da, obwohl sie nicht mehr fror. Schließlich trieben die Worte mit ihr hinüber

Weitere Kostenlose Bücher