008 - Im Bann der Hexe
Schlüssel bereits in der Hand.
Im Wohnzimmer fand sie nur Karen vor. Ein Blick in ihr Gesicht, und Beth wusste alles.
„Du hast es ihm gesagt.“
„Ja“, sagte sie grimmig. „Du hast mir keine andere Wahl gelassen. Er wusste gar nichts, nur dass du krank gewesen warst und Effie inzwischen mit deinem Kind verschwunden ist.“
„Du hast natürlich gefunden, dass es deine Pflicht war, ihn genau zu unterrichten.“
Beth war außer sich.
„Ja. Über alles. Ich habe ihm gesagt, dass du deinen Mann umgebracht hast und in einer Irrenanstalt warst. Ich musste es ihm sagen, damit er begriff, weshalb du Effie nicht finden darfst.“
„Mein Leben geht dich nichts an. Wo ist er? Wann ist er gegangen?“
„Er ist fort. Er ist seit zehn Minuten weg.“
Etwas in Karens Stimme sagte ihr, dass sie log. Beth stieß sie zurück und rannte zur Tür hinaus. Diesmal war der Aufzug da, und einen Moment später stand sie wieder auf der Straße.
Einen Block weiter erkannte sie seine Gestalt. Sie lief ihm nach.
„Jim!“
Als er sich umwandte, tat ihr bei seinem verlegenen Blick das Herz weh. Sie konnte nicht länger erwarten, dass er sie wie einen normalen Menschen behandelte.
„Jim, du musst es mir sagen!“
„Ich kann nicht, Beth.“
„Ich habe Peter nicht ermordet.“
Die Vorübergehenden drehten sich um. Er versuchte, sie zum Schweigen zu bringen, aber vergeblich.
„Ich habe Peter geliebt. Es war Effie. Sie wollte unser Kind für ihre Hexenkünste, und sie wollte uns aus dem Weg haben. Sie hatte alles geplant. Sie hat Peter umgebracht und dann mit ihrer Hexerei erreicht, dass es so aussah, als ob ich es gewesen sei.“
„Beth …“
„Aber du hast gesagt, dass du glaubst, dass Hexerei möglich ist.“
„Ja. Und ich glaube es immer noch. Das ist der Grund, warum ich dich nie wieder sehen will. Wir tun einander nicht gut, Beth. Wir müssen aufhören, daran zu glauben, ob es nun wahr ist oder nicht. Dieser Glaube bereitet uns nichts als Kummer und Unglück.“
Sie war sicher, dass er ihre Geschichte nicht glaubte. Er hatte nur Mitleid mit ihr. Sie ließ sich wie ein Kind von ihm zu Karen führen, die ihr nachgekommen war. Dann ging er die Straße entlang davon, und sie ließ sich von Karen zurück in die Wohnung und ins Bett bringen.
Sie schluchzte in die Kissen und wusste, dass sie nicht nur eine Möglichkeit, ihr Kind zu finden, verloren hatte, sondern auch die Freundschaft des Mannes, der imstande gewesen wäre, sie wieder dem Leben zurückzugeben. Es war eine Freundschaft gewesen, aus der Liebe hätte werden können.
Obgleich Karen neben ihr saß, fühlte sie sich vollkommen allein. Vom Weinen tat ihr der Kopf weh, und das Blut brauste in ihren Ohren, wie der Hufschlag galoppierender Pferde.
Das Pferd hieß Abaddon. Peter hatte den Namen gewählt.
„Warum nicht lieber Mitternacht oder Blackie?“ hatte sie vorgeschlagen.
Er war beharrlich. „Abaddon. Nur Abaddon passt zu diesem herrlich scheußlichen Kopf.“
„Abaddon, Abaddon!“
Starla liebte den Klang, und sie lief, den Namen singend, durch das Haus. Er hatte den Rhythmus eines mystischen Fluchs. Beth schlug den Namen in einem alten Wörterbuch nach. Abaddon kam aus dem Hebräischen und bedeutete: Engel des Verderbens.
Seit Abaddon im Haus war, fürchtete Starla sich im Dunkeln.
„Liebling, da ist nichts“, beruhigte Beth sie, aber es klang nicht sehr überzeugend, denn sie fühlte sich selbst keineswegs wohl in dem alten Haus.
„Da ist etwas im Dunkeln“, versicherte Starla.
Sie hatte eine kleine Lampe, deren unterer Teil aus einem Porzellan-Teddybären bestand. Wochenlang schlief sie nicht ein, ohne dass die Teddybär-Lampe neben ihrem Bett ein schwaches Licht verbreitete. Doch eines Tages erklärte sie, dass sie ihn nicht mehr haben wollte, denn sie hätte sich nun mit den Dingen im Dunkeln angefreundet. Wenn Beth jetzt nachts ins Kinderzimmer kam, leuchteten ihr die Augen der Katze entgegen, die ihren Lieblingsplatz auf Abaddons Sattel hatte.
Starla spielte nicht mehr sooft im Wald. Stattdessen blieb sie im Kinderzimmer und unterhielt sich mit dem schwarzen Pferd. Stundenlang saß sie auf seinem Rücken, die Arme um seinen Hals geschlungen, und flüsterte ihm irgendetwas ins Ohr.
„Wo ist denn Mr. Squinch, Starla? Du besuchst ihn ja gar nicht mehr. Fühlt er sich nicht einsam?“
Starla rümpfte die Nase. „Mr. Squinch ist fort. Er musste nach Hause.“
Nur Beth dachte noch manchmal an Mr. Squinch. Er war das
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