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0080 - Ich und die Zeitungshyänen

0080 - Ich und die Zeitungshyänen

Titel: 0080 - Ich und die Zeitungshyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Zeitungshyänen
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vom Kinn nicht viel sehen. Der Mann trug eine schwere Hornbrille mit so dicken, mehrfach geschliffenen Gläsern, dass man dahinter die Pupillen nur undeutlich und verschwommen erkennen konnte. Der Mann schien stark kurzsichtig zu sein, denn trotz der Brille bewegte er sich unsicher, fast tastend durch den Raum.
    Die Kellner und der Mixer begrüßten ihn mit tiefen Verbeugungen. Sie kannten ihn offensichtlich. Entweder war er ein Stammgast, oder diese Bar gehörte ihm.
    Er kam zu unserem Tisch.
    »Guten Abend«, sagte er leise und sehr heiser. Sein Gesicht war groß und breitflächig. Im seltsamen Gegensatz dazu stand die kurze, aufgestülpte Nase.
    Er setzte sich unsicher.
    »Hallo, Criss«, sagte er.
    »Hallo«, antwortete Lender. »Bist du der Chef?«
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte der Besucher statt einer Antwort.
    »Hast du gestern eine Bombe nach mir geworfen?«, fragte Lender.
    Die schmalen Lippen unter dem Schnurrbart zuckten unter einem Lächeln.
    »Ich? Nein! Ich kann ja kaum meine eigenen Fußspitzen erkennen.« Er zeigte auf seine Brille.
    »Und wer war der Bombenwerfer?«
    »Mein Bruder«, antwortete der Mann schlicht und heiser. Er drehte bei diesen Worten den Kopf. Seine Brillengläser funkelten mich für eine Sekunde an.
    Criss Lender öffnete den Mund zu einer Flut von Vorwürfen.
    »Du gibst also zu, dass du versucht hast, mich auszulöschen. Glaubst du, ich…«
    Er kam nicht weiter. Der Bebrillte sagte leise: »Natürlich habe ich es versucht. Hättest du es anders gehalten? Es ist misslungen. Schade! Aber jetzt muss ich mich mit dir verständigen. Wenn du nur deine Rache willst, bitte, ich sitze hier, und ich habe nicht einmal eine Pistole in der Tasche. Knall also los und lege mich um, aber dann gibt es kein Geld für dich und deine Leute.« Er lächelte dünn. »Dann nehme ich meine Geschäftsgeheimnisse mit ins Grab. Du hast die Wahl, Criss.«
    Lender griff nach seinem Whisky und kippte ihn mit einem Ruck hinunter.
    »Schon gut«, sagte er, während er das Glas -hart auf den Tisch zurückstellte. »Raus mit der Sprache! Ich will alles über deine Geschäfte wissen. Wie heißt du überhaupt?«
    Wieder lächelte der Bebrillte.
    »Du brauchst einen Namen, um mich anreden zu können. Das sehe ich ein. Ich heiße Clearance Coon.«
    »Heißt du wirklich so, oder ist das eine Tarnung?«
    »Jedenfalls höre ich darauf, wenn du mich rufst.«
    »Okay, Clearance, schieß los!«
    Der Mann, der sich Coon nannte, wandte mir den Kopf zu.
    »Gehe an die Bar und nimm ein paar Drinks auf meine Rechnung, Jack«, sagte er in einem Tonfall, als würde er mich von Kindesbeinen an kennen.
    Verdammt! Gerade jetzt wäre ich für mein Leben gern in Hörweite geblieben. Jetzt würde darüber gesprochen werden, warum Theodor Arriman aus Boston und Evill Pyder aus Washington Selbstmord begangen hatten. Und jetzt würden die Namen der Leute fallen, die sich in den Händen von Clearance Coon befanden, Namen und Vorgänge, die wir noch nicht kannten. Nur aus diesem Grunde, nur um die Namen und Vorgänge zu erfahren, hatten wir gewartet, hatten weder Criss Lender noch James Cooley verhaftet. Und ausgerechnet jetzt wurde ich fortgeschickt.
    Ich hatte keine andere Wahl, als dem Befehl zu folgen. Ich schlenderte zur Bar hinüber, schwang mich auf einen Hocker und ließ mir irgendetwas zu trinken geben.
    Der Gummikauer aus Lenders Gang quatschte mich von der Seite an. Er wollte, ich solle ihm den Trick zeigen, mit dem ich ihn am Beginn der Geschichte außer Gefecht gesetzt hatte. Er war schon ein wenig blau, hieb mir auf die Schulter und sagte, er freue sich auf die Zusammenarbeit.
    Ich gab einsilbige Antworten und sah immer wieder zu dem Wandtisch hinüber. Sie steckten die Köpfe zusammen und redeten über eine halbe Stunde. Dann stand plötzlich Cooley auf und kam an die Bar.
    »In die letzten Geheimnisse lässt auch mich der Chef nicht hineinsehen«, sagte er mit einem Achselzucken, »Na, Lender wird nun vollgültiger Partner. Mit ist es einerlei. Hauptsache, ich habe meine Ruhe. Scheußlich nur, daran zu denken, wenn es zwischen den beiden zum Krieg gekommen wäre.«
    Länger als zwei Stunden redeten Coon und Lender miteinander. Dann schienen sie endlich einig geworden zu sein. Sie standen auf und kamen über die kleine, unbenutzte Tanzfläche zur Bar. Das Gesicht des Bronxführers spiegelte Zufriedenheit wider.
    »Mache mich mit deinen Leuten bekannt, Criss«, sagte Coon.
    Lender nannte ihm die Namen der

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