0080 - Ich und die Zeitungshyänen
Bandenmitglieder. Coon lächelte jedem zu und gab ihm die Hand.
»Wir werden uns in Zukunft öfters sehen«, sagte er. Dann wandte er sich an James Cooley und mich.
»Bringt mich zu meinem Wagen.«
Einer der Kellner brachte seinen Mantel und half ihm hinein. Dann winkte er Lender und den anderen noch einmal zu, nahm Cooleys Arm und ließ sich von ihm gewissermaßen nach draußen führen. Er hielt den Kopf gesenkt und achtete darauf, wohin er seine Schritte setzte.
Vor dem Haus stand ein dunkler Cadillac. Coon öffnete den Schlag und setzte sich auf den Beifahrersitz.
Er richtete seine Brillengläser auf mich.
»Jack«, sagte er mit seiner leisen, heiseren Stimme, »du wirst die Lender-Leute in Zukunft sicherlich öfter sehen. Versuche herauszubekommen, durch welche Umstände Lender und seine Männer es geschafft haben, der Bombe meines Bruders zu entgehen.«
Er rutschte hinter das Steuerrad, zog den Schlag zu und startete den Wagen. Eine Minute später sah ich nur noch die Rücklichter.
Ich stand am Straßenrand und fragte mich, wie ein Mann, der so kurzsichtig war, einen Wagen steuern konnte.
***
»Tut mir leid«, sagte der Archivchef. »Mit dem Mann können wir nicht dienen!«
Es war vier Uhr morgens. Ich hatte den Mann aus dem Bett geholt, sobald ich Cooley losgeworden war, und jetzt suchte er mit mir und Phil zusammen seine riesige Kartei nach einem Mann durch, der.Clearance Coon sein konnte.
»Beschaffen Sie Fingerabdrücke von ihm«, sagte er. »Dann können wir es von der Seite her noch einmal versuchen.«
»Ich wette, dass alles an dem Burschen unecht ist«, erklärte ich zornig. »Angefangen von der Heiserkeit seiner Stimme bis zu seiner angeblichen Kurzsichtigkeit.«
»Auch das Verwandtschaftsverhältnis zu seinem Bruder?«, fragte Phil.
Er hatte Grund zu dieser Frage. Die Suche an der Hell Gate Bridge hatte eine zerfetzte, blutgetränkte Brieftasche erbracht, in der sich ein Führerschein auf den Namen Arthur Wells befand.
»Namen bedeuten in dieser Angelegenheit nichts«, antwortete ich. »Der Mann, der vom Zug erwischt wurde, kann trotzdem Coons Bruder gewesen sein. In der Größe und der Art ihrer Bewegungen bestehen sogar Ähnlichkeiten. Außerdem bedeutet das Verwandtschaftsverhältnis nichts. Jedenfalls handelte dieser Wells in Coons Auftrag. Das steht fest.«
»Und was wollen wir weiter tun?«, erkundigte sich Phil.
»Warten«, antwortete ich grimmig. »Weiter abwarten.«
***
Volle drei Wochen geschah nichts, und ich kam mir ziemlich an den Rand geschoben vor. Natürlich sah ich Cooley recht häufig, und auch zu Lender und seinen Leuten bekam ich engeren Kontakt. Sie alle gingen in der Redaktion von Attention ein und aus. Es herrschte gewissermaßen eitel Freude und Sonnenschein.
Zweimal in diesen drei Wochen sah ich Clearance Coon, jedes Mal in der kleinen Bar in der 23. Straße. Was an diesen Abenden dort stattfand, war so eine Art Kameradschaftstreffen unter Gangstern. Der Chef bewirtete die Mitglieder seiner Firma. Lenders Bandenmitglieder betranken sich auf Coons Kosten, und der Bronxgangster und sein neuer Partner schienen so sehr ein Herz und eine Seele zu sein, dass ich mich fragte, wie lange es noch dauern würde, bis Lender seinem Kompagnon erzählte, dass ich es gewesen war, der den Bombenwurf verhindert und damit den Tod seines angeblichen Bruders verschuldet hatte. Ich war überzeugt, dass Clearance Coon dann trotz seiner Kurzsichtigkeit versuchen würde, ein paar gut sitzende Kugeln bei mir anzubringen.
Aber es trat genau das Gegenteil davon ein, wenigstens sah es zunächst wie das Gegenteil aus.
James Cooley teilte mir am einem Abend mit, ich solle mich um acht Uhr in der Bar einfinden.
»Packe eine Zahnbürste und einen Schlafanzug ein. Du wirst verreisen müssen!«
»Wohin?«
»Keine Ahnung! Der Chef wird es dir selbst sagen.«
Sie können sich denken, dass ich ziemlich überrascht war. Ich fuhr in meine Pension, stopfte einen Schlafanzug, zwei Hemden und den Rasierapparat in eine Aktentasche und fuhr zur 23. Straße.
In der Bar war noch nichts los. Der Mixer putzte, noch in Hemdsärmeln, an seinen Flaschen herum.
Clearance Coon kam Punkt acht Uhr.
»Hallo, Jack«, sagte er höflich und heiser. »Fliegen Sie mit mir nach Washington. Ich habe Geschäfte dort zu erledigen, und i.ch reise wegen meiner Kurzsichtigkeit nicht gern allein.«
Ich traute meinen Ohren nicht. Das hörte sich an, als wollte Mr. Coon mich zu seinem Vertrauten machen. Na, ich
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