0080 - Zanos, des Teufels rechte Hand
habe es ganz deutlich gespürt. Von Zamorra geht eine geradezu übernatürliche Kraft aus.«
»Von einem Menschen? Das gibt es nicht!«
»Es ist aber so. Weiß der Teufel, was ihm diese Kraft verleiht. Daß sie vorhanden ist, ist jedoch eine unbestreitbare Tatsache.«
Al-Sangra nickte mit haßerfüllter Miene. »Es war richtig, daß du hierher gekommen bist, Singh.«
»Was wird nun geschehen? Was soll ich unternehmen?«
» Du wirst gar nichts unternehmen. Jedenfalls vorläufig nicht.«
»Man darf Zamorra keinen Spielraum lassen…«
»Wir werden uns um ihn kümmern, Singh. Du kannst diesen Zamorra getrost vergessen.«
***
Am frühen Nachmittag suchten Professor Zamorra und Bill Fleming Sati auf.
Nicole Duval nahm statt der heißen Fahrt in der Stadt lieber eine angenehme, erfrischende Dusche. Sie genoß die kühlen Wasserstrahlen auf der zarten Haut. Das blonde Haar trug sie zusammengerollt unter einer nilgrünen Nylonduschhaube. Während der weiße, flockige Seifenschaum träge über ihren gut gewachsenen Körper kroch, versuchte sie eine Melodie nachzusummen, die sie gehört hatte, als sie das Hotel betreten hatte. Es gelang ihr erstaunlich gut, und sie freute sich darüber.
Nach der Dusche kroch sie in ihren Frotteemantel. Kaum war der Bindegürtel zu, da klopfte jemand an die Tür. »Ja, bitte?« rief Nicole und wandte sich erwartungsvoll der Tür zu.
Der nette kleine Hotelboy, der Nicole so gut gefiel, trat ein. Der Junge verschwand fast hinter dem prachtvollen Orchideenarrangement, das er mit beiden Händen trug. Es sah zum Lachen aus.
»Die können unmöglich für mich sein«, sagte Nicole amüsiert. »Das muß ein Irrtum sein. Du hast dich bestimmt in der Zimmernummer geirrt.«
»Nein, Miß Duval. Kein Irrtum«, versicherte der schmächtige Boy. »Wo darf ich die Orchideen hinstellen?«
»Auf den Teetisch.«
»Wie Sie wünschen, Miß Duval!« Der Kleine stellte das Arrangement ab und zog sich dienernd zurück. Er wartete nicht einmal auf ein Trinkgeld. Neugierig betrachtete Nicole die herrlichen Blumen. Ein kleines Kärtchen steckte zwischen ihnen. Nicole griff danach.
»Für Miß Duval - von einem unbekannten Verehrer«, las Zamorras Sekretärin. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Na, so was.«
Natürlich fühlte sie sich geschmeichelt. Welche Frau hat nicht gern einen Verehrer. Im Geist ging sie all die Leute durch, mit denen sie, seit sie auf den Malediven angekommen war, zu tun gehabt hatte. Und wer von ihnen kam als Absender dieser prachtvollen Blumen in Frage? Nicole sortierte mehr und mehr aus. Zuletzt blieb keiner übrig. Sie seufzte. War es im Grunde genommen nicht egal, wer die Orchideen geschickt hatte? Hauptsache, sie waren hier und erfreuten sie mit ihrem Anblick. Der Absender würde sich schon irgendwann mal zu erkennen geben.
Nicole legte das Kärtchen weg und kleidete sich an.
Während sie in ihren streichholzschachtelgroßen Slip schlüpfte, hatte sie das Gefühl, von jemandem beobachtet, ja geradezu feindselig angestarrt zu werden. Unangenehm berührt wandte sie sich um. Sie war allein. Allein mit diesen wunderschönen Orchideen. Sie setzte sich vor den Frisierspiegel und kämmte ihr langes Haar aus. Wieder fühlte sie sich angestarrt. Verwirrt schaute sie sich um. Dieser eigenartige, beunruhigende Zustand herrschte erst, seitdem diese Orchideen im Zimmer waren.
Nicole betrachtete die Blumen mit wachsendem Mißtrauen. Jetzt merkte sie es ganz deutlich. Eine seltsame Feindseligkeit ging von dem Blumenarrangement aus. Nicole Duval erhob sich. Die Orchideen ängstigten sie mit einemmal. Ihr Herz schlug schneller. Die Kehle war ihr zugeschnürt. Ihre Handflächen wurden feucht. Sie wußte nicht, warum es so war, aber sie fürchtete diese wundervollen Blumen immer mehr.
Langsam kroch Panik in ihre Glieder.
Ratlos flog ihr Blick durch den Raum. Was sollte sie tun? Die Blumen aus dem Fenster werfen? Fortlaufen? Hinausstürmen aus dem Zimmer, in dem sie plötzlich nicht mehr genug Luft bekam? Sie machte einen Schritt auf die Orchideen zu.
Aber dann kam sie nicht mehr weiter. Etwas hielt sie davon ab, sich den Blumen zu nähern.
Für Miß Duval - von einem unbekannten Verehrer.
O nein, diese verteufelten Orchideen stammten von keinem Verehrer, sondern von einem Feind.
Die Blumen ließen Nicole nicht an sich heran. Sie konnte anstellen, was sie wollte, es war ihr unmöglich, an die Orchideen auf Reichweite heranzukommen. »Dann eben nicht!« stieß Nicole Duval wütend
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