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0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

Titel: 0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefangen. Wir können nicht raus, auch niemand rein. Die Luft wird schlechter. Durch das eine zerschlagene Fenster strömt nicht genug Sauerstoff ein. Auch den Kinder geht es nicht gut. Wir müssen raus.
    Das letzte konnte ich den Gefangenen gut nachfühlen. Aber wie sollte ich sie aus dem Bus holen?
    »Die Waffen, John«, erinnerte mich Suko.
    »Warte noch.« Ich fand ebenfalls einen Zettel in meiner Tasche und schrieb, daß sie sich noch ein paar Minuten gedulden sollten. Ich würde es dann versuchen.
    Ich wußte auch schon, wie.
    Mit meinem Kreuz. Vielleicht gelang es mir damit, die magische Sperre aufzuheben. Aber ich wollte die Kinder nicht vorher rauslassen, bevor Suko und ich nicht voll bewaffnet waren.
    Rasch näherten wir uns dem Gasthof und liefen hastig nach oben. Die Stille war bedrückend. Die einzigen Geräusche waren unsere Schritte auf dem Treppenteppich.
    Rasch schloß ich mein Zimmer auf, ging zum Schrank, öffnete die Türen – und erstarrte.
    Der Koffer war verschwunden!
    ***
    Hinter mir hörte ich Schritte. Es war Suko. »Was ist los, John? Weshalb kommst du nicht?«
    Ich wandte mich um.
    Suko stand an der Tür. Verdutzt schaute er mich an, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
    »Der Koffer ist weg«, sagte ich.
    »Gestohlen?«
    »Ich nehme es an.«
    »Der Schwarze Tod?«
    »Bestimmt«, erwiderte ich.
    Suko schlug in seine Handfläche. »Dann war er doch schlauer, als ich dachte. Und jetzt?«
    Ich hob die Schultern. »Nichts, mein Freund. Wir werden nur mit dem Kreuz bewaffnet hinuntergehen.«
    Suko nickte. »Ich frage mich nur, was dieser Dämon vorhat. Wenn er an die Waffen will und den Koffer nicht korrekt öffnet, strömt das Gas aus.«
    »Das ihn sicherlich nicht betäuben wird.«
    Suko grinste. »Wir sollten uns eine stärkere Mischung zulegen.«
    »Mal sehen.«
    Der Chinese machte mir Platz, als ich das Zimmer verließ. Auf dem Flur blieb ich noch einmal stehen. »Ich kann auch allein nach draußen gehen.«
    »Bist du des Wahnsinns fette Beute?«
    »Noch nicht.«
    Wir schritten die Treppe wieder hinab. Nach wie vor war es still innerhalb des Gasthauses. Auch das Personal mußte gesehen haben, was hier vor sich ging. Bestimmt hatten sie das Gebäude fluchtartig verlassen.
    Geblieben jedoch war der Schwarze Tod.
    Wir sahen ihn, als wir das Gasthaus verließen.
    Wie der große Sieger hockte er auf dem Busdach!
    ***
    In Will Mallmann tobte der Haß!
    Obwohl er äußerlich ruhig auf seinem Sitz saß, glich sein Inneres doch einem Vulkan. Die Scheiben des Wagens waren heruntergekurbelt, so daß frische Luft eindrang.
    Jeder seiner Kollegen konnte Will nachfühlen, wie es ihm ging. Doch niemand wagte, ihn anzusprechen.
    Auch nicht Frank Platten, der nach wie vor hinter dem Lenkrad saß. Er warf Will nur hin und wieder einen Blick zu, sah dabei ein kantig vorspringendes Kinn, eine klassische Römernase und fest zusammengepreßte Lippen.
    Manchmal zuckten die Wangenmuskeln des Kommissars oder bewegten sich die Hände, an denen ein goldener Ring glänzte. Den zweiten hatte Will abgenommen und eingesteckt. Er wollte ihn weiten lassen, damit er paßte.
    Immer wieder dachte er an Karin. Die Zeit mit ihr lief vor seinem geistigen Auge wie ein Film ab. Er dachte daran, wie er sie kennengelernt hatte, an das alte bayerische Gasthaus, in dem sie ihre Zimmer gehabt hatten, und an die Zeit nach dem Urlaub.
    Sie hatten sich oft gesehen. Wenn es die Zeit erlaubte, war Will nach Köln gefahren, um seine Karin zu treffen. Am Wochenende hatten sie öfter einen Bummel durch die Großstädte gemacht, und Will hatte gelernt, die Orte mit ganz anderen Augen zu sehen: Er war fröhlicher geworden. Sie schmiedeten Pläne, sie sprachen über die Heirat, über das kleine Häuschen, das sie sich kaufen wollten – und jetzt?
    Es war vorbei!
    Will Mallmann stöhnte auf. Die Gefühle übermannten ihn, und er senkte den Kopf.
    Seine Freunde und Kollegen schauten sich an. Jedem war anzusehen, daß er ein tröstendes Wort bereithielt, aber niemand traute sich zu sprechen. Konnte man den Kommissar in seinem verzweifelten Schmerz um die geliebte Frau überhaupt trösten?
    Kaum.
    Ein Sprichwort sagt, daß die Zeit alle Wunden heilt. Auch die tiefsten, doch Wills Wunde war zu frisch, sie würde so rasch nicht vernarben.
    Von ihrem Standpunkt aus konnten sie den Bus sehen. Und sie sahen auch die Bewegungen hinter den Scheiben.
    »Das sind Kinder«, sagte ein Mann im Fond.
    Will hob den Blick. »Sie waren auch eingeladen«, erwiderte

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