0082 - Die Falle im Todesschloß
sagte alles.
Das Schicksal zog die Fäden, an denen Zamorra und Nicole hingen und wie Marionetten tanzten.
Es sollte ein Totentanz werden.
Die Entscheidung war nicht mehr aufzuhalten.
Die Frage war nur, wer dieses mörderische Katz- und Mausspiel überleben würde.
Zamorra mußte selbst zugeben, daß seine Chancen nicht allzugut standen.
***
Der Bürgermeister von Tousanne bewohnte den eindeutig größten Hof des kleinen Bergortes.
Mittag war bereits vorüber, als Zamorra und Nicole dem Dorfvorsteher in dessen Wohnstube gegenübersaßen.
Danielle Dexon, der Gastgeber, ein großer breitschultriger Mann, an dessen Händen die schwere Arbeit schon manche Schwiele hinterlassen hatte, mochte etwa an die vierzig sein.
Er hörte sich Zamorras Anliegen, ihm etwas über Louis Creux zu erzählen, ohne zu unterbrechen an.
Als Zamorra fertig war, strich Dexon bedächtig über seinen dichten, weißmelierten Schnauzbart und zwirbelte die Enden zu dünnen Haarkringeln zusammen.
»Ich bin hier im Dorf aufgewachsen, aber Louis Creux mußte bereits lange vor meiner Geburt den Ort verlassen haben. Jetzt werden Sie sicher fragen, wieso ich den Mann überhaupt kenne! Dieser Name wird hier nie laut ausgesprochen, müssen Sie wissen! Er wird höchstens getuschelt, von Ohr zu Ohr und nur von den ganz Alten. Weiß der Teufel, was an dem Mann so Geheimnisvolles ist! Als Junge habe ich oft meine Großmutter über Creux befragt, doch sie hat mir nie etwas von ihm erzählt. Sie sagte, er sei zwar ein großer Held, doch dürfe man seinen Namen nicht in den Mund nehmen, da sonst Tousanne ein Unglück widerfahren würde!« berichtete der Bürgermeister.
»Könnte es mit einem Fluch zusammenhängen?« stellte Zamorra präzise seine Frage.
»Möglich ist alles! Übrigens, dieser Creux, müßte, wenn er noch lebt, ja schon so an die siebzig sein!«
»Gibt es eine Dorfchronik, oder so etwas Ähnliches?« erkundigte sich der Parapsychologe.
»Soviel mir bekannt ist, nicht! Zumindest aus der Zeit, wo Creux hier weilte, sicher nicht. Seine geheimnisvolle Tat, die für unser Dorf gleichermaßen nützlich wie auch schädlich zu sein scheint, muß sich kurz nach dem ersten Weltkrieg abgespielt haben. Ich denke nicht, daß da eine Chronik geführt wurde, aber Sie können ja einmal in St. Etienne nachfragen. Und falls Sie eine solche finden werden, so fehlen bestimmt ein paar Seiten, gerade die, aus jener Zeit.«
»Trotzdem werde ich versuchen, irgend jemand, der in Creuxs Alter ist, zu befragen!« Zamorra wollte nicht vorzeitig die Flinte ins Korn werfen.
»Das hat gar keinen Sinn, aber wenn Sie es unbedingt versuchen wollen!« Dexon nannte den Namen des Schmiedes.
»Hat es mit der Ruine auf dem Berg, gleich hinter Tousanne, eine besondere Bewandtnis? Gespenstergeschichten, Sagen und so, Sie wissen schon, was mich interessiert?«
»Tja, ein Zusammenhang zwischen Creux und der Ruine scheint da schon zu bestehen. Das alte Schloß muß um die Jahrhundertwende noch bewohnt gewesen sein. Man sagt, eine gewaltige Explosion und ein daraufhin ausgebrochenes Feuer hätten es zerstört! Auch das muß nach dem Krieg gewesen sein! Vielleicht war sogar Creux der Brandstifter! Aber ich frage mich nach dem Grund!«
Zamorra fuhr von seinem Sessel hoch.
»Warum haben Sie denn das nicht gleich gesagt!« stieß er aufgeregt hervor.
»Ja, ich wußte ja nicht…« stammelte der Bauer verlegen.
»Schon gut! Sie helfen mir sehr weiter, Monsieur Dexon!« Professor Zamorra ließ sich wieder auf den derben Holzstuhl nieder.
Nicole Duval lauschte aufmerksam dem Gespräch der beiden Männer.
»Und da ist noch etwas, das Sie zweifellos interessieren wird!« erinnerte sich plötzlich Dexon. Er schlug sich mit der flachen Hand auf den Kopf. »Daß ich nicht gleich daran gedacht habe! Mein Großvater kam als junger Mann auf seltsame Art und Weise ums Leben. Man sagte, bei einem Unfall, doch Näheres erfuhr man nie. Möglich, daß auch dieser Vorfall mit der ganzen unglückseligen Geschichte von damals zusammenhängt. Großmutter erzählte mir jedenfalls, daß er ein tapferer Mann und der beste Freund von Louis Creux gewesen sei! Er habe sein Leben für alle hier geopfert. Großmutter hat auch ihre Schwester damals verloren. Überhaupt schienen einige Mädchen und junge Frauen spurlos verschwunden zu sein. Allein aus unserer Verwandtschaft waren es zwei! Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, Professor!«
Dexon legte dem Parapsychologen freundschaftlich seine
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