0082 - Die Falle im Todesschloß
folgten auch diesem Befehl ihres Herrn willig. Nur Hasso zögerte einige Sekunden, bevor er herumschnellte und in den Garten zurückhetzte.
Louis Creux stieß einen kurzen Heullaut aus, der das Tier zurückriß. Sekunden später befand sich auch Hasso im Renault. Vielkehliges Gekläffe setzte ein.
Einige neugierige Zuseher, durch das Gebelle aufmerksam gemacht, hatten sich bereits eingefunden. Boshaft grinsend wiesen sie mit den Fingern auf Creux, der weinend dem Kastenwagen nachblickte, der mit quitschenden Reifen wegradierte.
Müde und resigniert wandte er sich ab. Da gewahrte er plötzlich eine große, schlanke Gestalt, die sich durch die Schaulustigen drängte.
»Macht, daß ihr weiterkommt!« rief der Mann. »Schämt ihr euch denn nicht?«
Mit eiligen Schritten überquerte er die Fahrbahn, bis er schließlich vor dem Alten stand.
»Guten Tag, Monsieur Creux!« grüßte er.
»Ich weiß nicht, was an diesem Tag gut sein soll, Professor!« gab der Hüne seinem Gegenüber zur Antwort.
»Ich muß dringend mit Ihnen reden!« Professor Zamorra sah Creux fest an.
»Jetzt nicht, bitte jetzt nicht! Haben Sie gesehen…?« lehnte Creux bestimmt ab.
»Ja, sie haben Ihre Hunde mitgenommen! Ich weiß, das ist ein schwerer Schlag für Sie, aber ich habe einige Fragen an Sie, die sehr, sehr wichtig für mich wären! Vielleicht kann ich Ihnen helfen!«
»Wie wollen Sie mir helfen? Ich weiß, daß Sie nicht gegen mich sind, das ist bereits eine große Hilfe, Professor! Danke!«
»Ich meinte nicht das! Ich meinte etwas anderes, viel Wichtigeres! Darf ich hereinkommen?« hakte Zamorra nach.
»Ich weiß nicht…« murmelte Creux unsicher.
Der Parapsychologe ließ nicht locker.
»Sie haben doch gestern Jean-Paul eine Geschichte erzählt, daß ein Fluch auf Ihnen laste und…«
Der Alte zuckte plötzlich wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
»Nein, nein!« fiel er seinem Gesprächspartner ins Wort. »Das habe ich mir nur so ausgedacht! Jean-Paul hört so etwas gern!« fügte er stammelnd hinzu.
»Ich bin Parapsychologe! Und ich schwöre Ihnen, daß ich Sie nicht auslachen werde, wenn Sie mir erzählen, was Sie bedrückt! Sie haben gar keine Ahnung, wieviel Böses es auf der Welt gibt! Sei es nun in Gestalt von Dämonen, Geistern, Vampiren, Hexen, Werwölfen…«
Professor Zamorra wurde abermals unterbrochen. Es war ihm so, als hätten die Augen des alten Mannes beim Wort »Werwolf« aufgeblitzt.
Louis Creux drängte nun den Gelehrten, der bereits einen Fuß über die Türschwelle gesetzt hatte, mit sanfter Gewalt zurück, schloß vor ihm das schmiedeeiserne Tor. Ächzend fiel der Riegel ins Schloß.
»Was haben Sie zu verbergen?« In Zamorras Gehirn hatte ein Gedankenpuzzle begonnen. Er wollte die Probe aufs Exempel machen.
Seine Hand glitt unter den dicken Stoff des Wintermantels, seine Finger fuhren die Silberkette, die er um den Hals trug, entlang, bis sie das geheimnisvolle Amulett ertasteten.
Es fühlte sich eiskalt an.
Creux war also doch kein Werwolf!
Das Amulett hätte sonst die Gefahr sofort signalisiert.
»Ich habe Sie für einen Werwolf gehalten!« sagte Zamorra seinem Gegenüber auf den Kopf zu.
Louis Creux fuhr herum.
»Mich? Für einen Werwolf?« stammelte er verlegen.
Für die nächsten zwei bis drei Minuten trat Schweigen ein. Nieselnder Regen durchnäßte die Kleider der beiden, fraß sich durch den Stoff, ließ auf dem Rücken das Gefühl einer Gänsehaut aufkommen.
»Gut, Professor, sie müssen verstehen, daß es übersinnliche Dinge gibt, über die man einfach nicht reden kann. Man hat Angst davor. Ja, ein Leben lang Angst! Und keiner kann mir helfen. Keiner, auch Sie nicht, Professor Zamorra!«
»Woher wollen Sie denn das wissen?«
Der Alte machte eine unwillige Handbewegung.
»Nein, ich sage Ihnen nichts! Ich kann nicht, wirklich nicht! Nach meinem Tode werden Sie es erfahren. Ich habe alles aufgeschrieben! Nichts wird Ihnen dann mehr ein Rätsel sein, Professor. Gar nichts!«
Louis Creux holte tief Luft.
»Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?« fragte er dann zögernd. In dem faltigen Gesicht zuckte es.
»Ja bitte!« ermutigte ihn Zamorra.
»Wenn ich einmal tot bin, dann ist etwas zu tun… ich meine, Sie müssen dann… na ja, ich habe es genau aufgeschrieben. Bitte tun Sie es! Rasch, bevor etwas Fürchterliches geschieht.«
»Wenn es in meiner Macht steht, erfülle ich gern Ihren Wunsch! Sie können sich darauf verlassen!«
»Das ist eine große Erleichterung für
Weitere Kostenlose Bücher