0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG
sein, Mrs. Kenton«, sagte ich leicht lächelnd. »Wir machen so etwas bestimmt nicht zum ersten Male.«
»Entschuldigen Sie bitte meine vielen Zweifel, aber vielleicht könne Sie das verstehen, wie einer Mutter zumute ist, die für ihr Kind das Schlimmste befürchtet.«
»Wir verstehen Sie vollkommen«, versicherte Phil und ich unterstrich seine Bemerkung mit einem kräftigen Kopfnicken.
Dann trennten wir uns, nachdem wir noch einige belanglose Worte gewechselt hatten.
***
Nach dem Mittagessen, das wir in der Kantine unseres Hauptquartiers eingenommen hatten, suchten wir unser Office auf. Im Laufe des Vormittags waren fünf weitere Anzeigen von Frauen eingegangen, die den ersten drei Erpressungsfällen wie ein Ei dem anderen ghchen. Wieder handelte es sich um Frauen, deren Männer in Korea gefallen waren und die zum Teil beträchtliche Lebensversicherungen abgeschlossen hatten.
Und das Geld war wieder bei der First National Bank deponiert. Genau bei den gleichen drei Filialen.
Wir hatten eine ganze Weile damit zu tun, die notwendigen Anordnungen zu treffen, damit alles in der richtigen Weise ablief. Mister High hatte nicht für den Bruchteil einer Sekunde gezögert, und in wirklich ausreichendem Maße Verstärkung zu geben. Wir hatten Hochkonjunktur. Unser Chef sah sich gezwungen, eine allgemeine Urlaubssperre für sämtlich FBI-Agenten des New Yorker Distriktes zu verhängen. Aber es ging wirklich nicht anders, denn allein die Erpresser-Affäre benötigte ein Massenaufgebot von Beamten. Wir wa-' ren nicht überrascht, dass sich einige G-men, die im Polizeikrankenhaus gelegen und zwar gesundheitlich einigermaßen wiederhergestellt waren, aber von den Ärzten noch Schonzeit bewilligt bekommen hatten, vorzeitig freiwillig zur Verfügung stellten.
Inzwischen hatten wir feststellen lassen, wer der Teilnehmer war, den die Blonde im Warenhaus hat anrufen lassen. Als uns der Bote das Papier mit der Anschrift brachte, rissen wir es ihm fast aus den Fingern.
»Clida-Bar, Broadway 238.«
Das war zwar auf den ersten Blick nichts sagend, konnte aber alles sein. Wir hatten allerdings gehofft, dass sich hinter der mysteriösen Telefonnummer ein Privatmann verbarg. Nun mussten wir feststellen, dass es eine ganze Bar war. Wen hatte die Blonde anrufen lassen? Eine ganze Menge Fragen tauchten da auf.
»Kennst du diese Clida-Bar, Jerry?«, riss mich Phil aus meinen Gedankengängen.
»Habe den Namen noch nie gehört Phil« antwortete ich. »Vielleicht ist es ein neuer Laden, der da aufgemacht hat. Übrigens kann man ja nicht jede Bar am Broadway kennen. Der Broadway ist verdammt lang, und von Bar und ähnlichen Lokalitäten wimmelt’s ja dort geradezu.« , »Wann fahren wir hin?«, fragte mich Phil, während er nachdenklich seinen Smith & Wesson Special mit Patronen auffüllte.
»Ich denke so gegen acht, Phil«, sagte ich. »Nicht zu früh und nicht zu spät.«
»Okay, Jerry. Dann haben wir vorher noch genügend Zeit, alles für den Treffpunkt im Norfolk Park zu organisieren. Schätze, es wird ’ne lange Nacht werden.«
***
Kurz nach zwanzig Uhr fuhren Phil und ich in meinem Jaguar den Broadway hinunter.
»Wir sind gleich da«, sagte Phil und achtete angestrengt auf die Hausnummern. Es war gar nicht so einfach, die Clida-Bar auf Anhieb auszumachen. Eine Lichtreklame war immer größer und bunter als die andere. Die Neon-Kette der Kinos,Theater, Geschäfte und Bars schien nicht abzureißen.
Endlich brummte Phil: »Clida-Bar, wir sind da.«
Ja, wir waren angelangt, aber ich fand keinen Platz, meinen Jaguar abzustellen. Ich war gezwungen, bis zur nächsten Querstraße weiterzufahren. Dort fand ich schließlich nach etwa hundert Yard eine Lücke, in die mein Wagen gerade hineinpasste.
Wir schlenderten zur Bar zurück. An der Eingangstür stand ein livrierter Portier, der uns lächelnd zuzwinkerte. Er schien sagen zu wollen, immer hereinspaziert, wenn Sie ’ne dicke Brieftasche haben. Der Herkules mochte mindestens drei Zentner wiegen und war wohl beinahe zwei Köpfe größer als ich.
Um nicht von vornherein aufzufallen, mimten wir zwei Nachtbummler, die schon ein bisschen zuviel getrunken hatten.
Ausgiebig betrachteten wir die grellen Reklameplakate an der Eingangstür und die Bilder leicht bekleideter Girls in den Schaukästen.
»Na, ist das kein süßes Ding?«, Phil stieß mir in die Seite und schnalzte genießerisch mit der Zunge.
»Na, und hier die kleine Dunkelhäutige«, sagte ich und deutete auf ein
Weitere Kostenlose Bücher