0082a - Amoklauf in der Todeszelle
mit was für einem Wagen sie abgefahren sind?«
»Ja. Mit einem schwarzen Sedan.«
»Kennzeichen?«
Lindquist las die Nummer von seinen Notizen vor.
»Okay«, sagte ich knapp. »Sie bleiben hier am Telefon, Lindquist. Rufen Sie draußen im Zuchthaus an. In einer Minute müssen die nötigen Straßensperren stehen. Sie kennen die Gegend, Sie können das veranlassen. Regner fährt mit uns raus. Wir versuchen die Verfolgung zu übernehmen, vorausgesetzt, daß wir ihre Spur finden.«
Es schien ihm nicht zu gefallen, aber er sah ein, daß es nicht anders zu machen war. Regner lief uns schon voran nach draußen. Wir zwängten uns zu dritt in den Jaguar, weil er bei weitem der schnellste Wagen im Vergleich zu dem Streifenfahrzeug war.
Vier Meilen sind keine Entfernung, wenn man sie mit einem Jaguar und mit Rotlicht und Sirene auf einer unbelebten Straße zurückzulegen hat. Wir brauchten jedenfalls keine zehn Minuten, bis wir vor dem Hause stoppten, das dem Waffenhändler gehörte.
Im ganzen Haus brannte Licht. Das Motorrad des Dorfpolizisten stand ein paar Schritte von der Haustür entfernt.
Wir klingelten. Der Polizist öffnete uns. Er war ein Hüne von knapp zwei Metern, bei einem Gewicht, das sicher nicht unter der Zweihundert-Pfund-Marke lag. Ich bewunderte im stillen bei seinem Anblick die Tragfähigkeit des kleinen Motorrades.
»FBI«, sagte ich. »Wir möchten Mr. Miller sprechen.«
»Kommen Sie rein, Sir! Hallo, Regner!« Die beiden schienen sich zu kennen, denn Regner blieb mit dem Polizisten in der Haustür stehen und unterhielt sich mit ihm. Wir sprachen unterdes mit Mr. Miller. Er war so aufgeregt, daß er die Hände nicht ruhig halten konnte.
»Was werden sie bloß mit Luisa machen?« stöhnte er ein übers andere Mal.
»Beruhigen Sie sich, Mr. Miller«, sagte Phil. »Wir werden unser möglichstes tun. Versprechen können wir allerdings nichts, das werden Sie einsehen. Wichtig ist zunächst einmal, daß wir erfahren, welchen Weg sie genommen haben. Sie wissen das nicht zufällig?«
»Doch!« nickte er. »Ich habe sie oben vom Schlafzimmerfenster aus beobachtet, als sie abfuhren. Natürlich hatte ich das Licht nicht eingeschaltet. Sie sind weiter unten im Dorf nach rechts eingebogen. Wahrscheinlich wollten sie auf den Highway.«
Wir nahmen die Karte zur Hand und suchten, wtelche Möglichkeiten sie hatten. Die Karte stammte von der Polizeiwache in Brackstown.
»Sie können eigentlich nur nach Westen fahren«, sagte Phil. »Wenn sie sich nach Osten schlagen würden, müßten sie ja wieder an dem Zuchthaus vorüber. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß sie das tun werden.« Wir klemmten uns wieder in den Jaguar. Lindquist blieb auf der Polizeiwache zurück.
Auf dem Highway peitschte ich den Jaguar schnell hoch.
Auf den Wagen, den wir suchten, brauchte ich nicht zu achten. Das war Phils und Regners Aufgabe. Meine Arbeit bestand darin, ihren Vorsprung einzuholen. Ich fegte wie eine Rakete über die Fahrbahn.
Irgendwann wurde mir bewußt, daß es anfing, hell zu werden.
»Wie spät ist es?« fragte ich. »Ungefähr halb fünf«, sagte Phil. »Dann kann es eigentlich nicht mehr lange dauern«, erwiderte ich. »Wir sind bestimmt um wenigstens ein Drittel schneller als sie.«
»Ich wollte, wir wüßten schon, was wir tun können«, murmelte Phil. »Schließlich genügt es nicht, daß wir sie im Scheinwerferlicht haben. Die Frau sitzt drin. Was sollen wir machen?«
»Erst einmal tanken«, erwiderte ich, als ich rechts das Hinweiszeichen auf eine nahe Tankstelle vorüberhuschen sah. »Und bei der Gelegenheit fragen, ob sie auch getankt haben.«
»Und nicht nur das!« rief Regner. »Ich rufe Lindquist an. Er muß sämtliche Tankstellen am Highway sofort verständigen lassen.«
»Ich weiß noch was Besseres«, sagte ich. »Wenn sie irgendwo zu tanken versuchen, sollen die Jungen an der Tankstelle versuchen, ob sie ihnen zum Schluß ein bißchen Wasser in den Tank kippen können, ohne daß es auffällt. Wenn sie dann ein paar Meilen weiter sind, haben sie die Bescherung.«
»Guter Einfall!« rief Phil. »Aber hoffentlich haben sie nicht schon getankt!« Ich gab Zeichen, daß ich nach rechts wollte. Ein schwerer Lastwagen verlangsamte seine Fahrt und ließ eine Lücke für uns entstehen. Ich huschte mit dem Jaguar hinein. Eine halbe Meile weiter kam die Ausfahrt zu der Tankstelle hin.
Wir erkundigten uns nach den Gangstern. Da wir Wagentyp, Farbe und Kennzeichen kannten, fiel es
Weitere Kostenlose Bücher