0082a - Amoklauf in der Todeszelle
war wieder bei Besinnung.
»Komm, hilf mir, ihn auf die Beine zu stellen!« sagte Jack.
Sie brachten ihn hoch.
»Er wollte abhauen«, sagte Jack Wright ganz ruhig. »Natürlich hätten sie ihn im Handumdrehen gehabt. Und ebenso natürlich hätte er ihnen ziemlich schnell gesteckt, wo sie uns finden können. Dafür muß er seine Quittung kriegen, damit er es nicht noch einmal versucht.«
Der Rumäne hatte alles mit angehört. Er fing an zu winseln. Aber Johnny hatte ihn bereits gepackt und brauchte nur den linken Arm ein wenig stärker einzuknicken, um Antonescu die Luft so abzudrücken, daß er gerade noch röchelnd Atem holen konnte.
Jack Wright stand breitbeinig vor dem Gangsterkollegen. Er holte aus und hieb dem Rumänen die Faust in den Leib.
***
»Wenn sie nun die Frau jetzt in dem Wagen umlegen, während wir hinter ihnen herfahren?« fragte Regner.
»Das werden sie nicht tun«, sagte Phil überzeugt.
»Woher wollen Sie das wissen?« rief der Kollege aus Brackstown besorgt und unsicher. »Kein Mensch kann wissen, wie diese Halunken in ihrer Panik reagieren!«
»Genau kann es natürlich keiner wissen«, gab Phil zu. »Aber man kann es mit neunzig Prozent Wahrscheinlichkeit ahnen. Und wir müssen uns auf diese neunzig Prozent verlassen.«
»Wieso sprechen denn neunzig Prozent Wahrscheinlichkeit nicht dafür, daß sie die Frau gewissermaßen vor unseren Augen ermorden?«
»Weil ihnen die Frau nur so lange etwas wert ist, solange sie am Leben ist. Mit einer Toten können sie die Polizei nicht mehr erpressen, Regner.«
Einen Augenblick dachte der Kollege darüber nach. Dann atmete er erleichtert auf und seufzte:
»Das finde ich einleuchtend. Aber hoffentlich sind die Halunken derselben Überzeugung.«
»Ganz bestimmt«, sagte ich. »Denn in dem Augenblick, in dem die Frau tot ist, kann uns nichts mehr davon abhalten, den Burschen auf den Leib zu rücken. Das wissen sie ganz genau!«
»Aufpassen!« rief Phil in dem Augenblick, als ich mein letztes Wort aussprach.
Ich hatte es selbst schon gesehen. Ohne eine vorherige Ankündigung bogen die Gangster in eine Ausfahrt nach rechts ab. Ich riß das Steuer herum und kam haarscharf am linken Begrenzungsstein der Ausfahrt vorbei. Die Kurve vollendete sich fast zu einem vollständigen Kreisbogen, denn die Abfahrt führte auf eine schmalere Landstraße, die von Norden her die Highway unterquerte. Aber noch bevor sie die Landstraße erreicht hatten, stoppten sie.
Ihr Wagen lag höchstens fünf Yard vor uns, als auch ich den Jaguar zum Stehen gebracht hatte. Wir warteten. Ganz langsam öffnete sich vorn die rechte Tür. Im Scheinwerferlicht sahen wir die Frau, die von den Gangstern gezwungen wurde auszusteigen. Sie blinzelte zu uns herüber, und sie schien sehr schwach auf der Beinen zu sein, denn sie wankte leicht.
Gleich hinter ihr kam ein Kerl heraus, der den Uniformrock eines Zuchthausaufsehers trug.
»Zum Teufel, was ist denn das?« rief ich.
»Laß dich nicht leimen, Jerry«, sagte Phil. »Sieh dir mal die graue Tuchhose an, die der Kerl trägt. Hast du schon mal gesehen, daß die Aufseher zu ihrer dunkelblauen Uniform eine hellgraue Tuchhose tragen? Der Bursche muß irgendwie an den Uniformrock gekommen sein.« Tatsächlich ergab sich später, daß Miller, der Waffenhändler, in seiner Aufregung ganz vergessen hatte, eine so wichtige Kleinigkeit wie diesen Uniformrock bei einem der Ausbrecher zu erwähnen.
Der Kerl in der halben Uniform winkte. Ich prüfte die Lage und sagte schnell:
»Wir steigen beide zugleich aus. Regner, Sie rechts, ich links. Ich bin auf der dem Burschen abgewandten Wagenseite. Phil, du kriechst hinter mir aus dem Wagen und siehst zu, daß du nach links in die Büsche kommst, ohne daß er dich sieht. Ich werde mich so neben den Wagen stellen, daß ich, die offene Tür und der Wagen möglichst viel von der Straße verdecken. Sieh zu, daß du drüben hinter den Büschen bis auf die Höhe ihres Wagens kommst!«
»Okay, los!«
Ich öffnete die Tür auf der Steuerseite, Regner die andere. Ganz langsam stiegen wir aus. Ich stellte mich einen Schritt neben die geöffnete Tür und lehnte den rechten Ellenbogen auf die obere Fensterkante.
»He, ihr da vorn!« rief ich. »Hebt gefälligst die Pfötchen hoch!«
»Halt’s Maul!« schrie der Kerl zurück, der sich zu drei Vierteln hinter der Frau versteckte. »Wenn ihr einen Schritt auf uns zukommt, ist die Frau erledigt!« Schlagartig kam mir ein Einfall, der so unglaublich war, daß
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