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0083 - Als die Knochenreiter kamen

0083 - Als die Knochenreiter kamen

Titel: 0083 - Als die Knochenreiter kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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keinen Tropfen Wasser, Tabe.«
    »Doch. Doch. Es gibt Wasser.«
    »Wo?«
    »In dieser Flasche!« röchelte Hamad. »Einen Schluck, Tehar. Nur einen ganz kleinen Schluck«, bettelte er.
    Und Parandeh konnte nicht länger nein sagen. Zwar hatte ihn der Richter zu sieben Jahren Zuchthaus verdonnert, aber er war kein wirklich schlechter Mensch. Der Jähzorn hatte ihm die Strafe eingebrockt. Im Grunde genommen unterschied er sich ganz augenscheinlich von Hamad, der hinterhältig, falsch und stets auf seinen Vorteil bedacht war. Sie paßten eigentlich überhaupt nicht zusammen. Die gemeinsame Flucht hatte sie zusammengeschmiedet. Doch Parandeh wollte mit Hamad nicht länger zusammenbleiben, als es unbedingt nötig sein würde.
    »Also gut«, sagte Tehar Parandeh. »Einen kleinen Schluck!«
    Er schraubte den Verschluß von der Aluminiumflasche ab und reichte sie dem Komplizen. Hamad hatte sich auf den Boden gesetzt.
    Seine Lippen waren so trocken wie die Erde, auf der er saß. Mit einer hastigen Gier ergriff er die Feldflasche. Er riß sie an sich und schlürfte das wenige Wasser, das sich noch in der Flasche befand, gurgelnd und schmatzend in sich hinein.
    Parandeh stieß einen wütenden Fluch aus, als er sah, daß sich Hamad nicht an den einen Schluck hielt. Er wollte sich auf den Komplizen stürzen und ihm die Feldflasche wegnehmen. Da zuckte Hamads Rechte zum Revolver. Er spannte blitzschnell den Hahn und stieß die Waffe in Parandehs Richtung. Seine Augen starrten feindselig. Sein Blick warnte Parandeh. Hamad wäre verrückt genug gewesen, abzudrücken, wenn Parandeh versucht hätte, ihm die Flasche zu entreißen.
    Bis zum letzten Tropfen leerte Hamad die Flasche.
    Und während er mit seiner verdammten Gier trank, ließ er Parandeh nicht eine Sekunde aus den Augen.
    Als die Flasche leer war, setzte er sie ab. Sein Gesicht zuckte nervös. Er legte die Flasche neben sich. Die Waffe zeigte weiterhin auf Parandeh, denn Hamad erkannte, daß der Komplize nahe daran war, die Beherrschung zu verlieren. Parandeh war so zornig, daß er mit seinen geballten Fäusten gern über Hamad hergefallen wäre.
    Der verfluchte Kerl hatte ihn angeschmiert. Wieder einmal hatte Hamad nur auf sich geschaut. Er, Parandeh, hatte denselben quälenden Durst, doch das störte Tabe Hamad nicht. Ihm war nur wichtig, daß er seinen verdammten Durst gelöscht hatte.
    Zornig nickte Parandeh. »Na also. Jetzt hast du dämlicher Hund das ganze Wasser ausgesoffen. Bist du nun zufrieden?«
    »Du mußt verstehen, Tehar, ich habe es gebraucht. Das Fieber wollte mich verzehren.«
    »Verdammt noch mal, wenn es dich nur umbringen würde!« schrie Parandeh mit haßerfülltem Blick. »Ich hätte mir denken können, daß man dir nicht trauen darf. Zum Teufel, ich hätte Lust, dich jetzt zu verprügeln!«
    Hamads fieberglänzende Augen wurden schmal. »Das würde ich an deiner Stelle lieber sein lassen. Ich besitze einen Revolver. Und… ich würde schießen, wenn du versuchtest, mich anzugreifen, Tehar.«
    »Ja, ja, so verrückt wärst du!« schrie Parandeh außer sich vor Zorn.
    »Bist du dir darüber im klaren, daß es jetzt keinen Sinn mehr hat, weiterzugehen? Ohne Wasser kommen wir nicht mehr allzu weit. Dazu noch du mit deinem gebrochenen Bein…«
    »Denkst du, ich habe es mir gern gebrochen?« brüllte Hamad wütend. »Denkst du, ich hätte nicht auch gern zwei gesunde Füße wie du?«
    Parandeh warf einen Blick zu den Geiern hoch. »Sieh sie dir an. Die denken, wir beide sind ihnen sicher.«
    »Sie warten vergeblich«, sagte Hamad mit gebleckten Zähnen. »Es ist bestimmt nicht mehr weit bis zu Chanas Dorf.«
    Parandeh legte die Hände auf die Ohren und verzog das Gesicht.
    »Hör auf, ich kann das schon nicht mehr hören! Wer weiß, ob das überhaupt der richtige Weg ist.«
    »Er ist es. Ich bin sicher.«
    »Und wenn er’s nicht ist?«
    »Er ist es!« schrie Hamad gereizt.
    Parandeh wischte sich mit dem Handrücken über die strohtrockenen Lippen. »Wir passen nicht zueinander, Tabe.«
    »Da hast du allerdings recht.«
    »Ich schlage deshalb vor, wir trennen uns. Jeder soll seiner Wege gehen…«
    »Bist du wahnsinnig? Wie soll ich mit meinem Bein denn meiner Wege gehen?« brauste Hamad wütend auf.
    »Ich habe es satt, andauernd in den Lauf dieses Revolvers sehen zu müssen!« knurrte Parandeh widerwillig.
    »Daran wirst du dich gewöhnen müssen«, sagte Hamad eiskalt.
    »Heißt das…?«
    »Das heißt, daß ich auf deine Hilfe nicht verzichten werde!

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