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0084 - Er starb an meiner Stelle

0084 - Er starb an meiner Stelle

Titel: 0084 - Er starb an meiner Stelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Er starb an meiner Stelle
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Luft! Es sollte mich wundern, wenn es etwas Gescheites wäre!«
    Tja, ich hatte das gleiche Gefühl. Aber vorläufig blieb uns die Ungewißheit. Bis endlich der Arzt aufkreuzte und sich mit einem Schwall von Worten entschuldigte. Außer der ewig wiederkehrenden Versicherung, daß es ihm furchtbar leid täte, war kein vernünftiges Wort aus ihm herauszukriegen.
    »Nun halten Sie mal einen Augenblick die Luft an!« unterbrach ich ihn. »Jetzt atmen Sie einmal tief so — , und jetzt erzählen Sie uns erst einmal, was eigentlich passiert ist!«
    Er stutzte, dann fischte er in seinem weißen Kittel nach einem Schlüssel und schob ihn ins Türschloß.
    »Ich habe das Zimmer abgeschlossen, damit nichts verändert werden kann«, sagte er, während er die Tür aufstieß.
    Wir traten über die Schwelle.
    Der Schrank für die Kleidung des Patienten stand offen. Er war ausgeräumt. Das Bett lag auf gedeckt da. Auch das Fenster stand offen. Um den mittleren Fensterbalken war ein kleiner Faden geknüpft, der trotz seines geringen Durchmessers auffiel, weil er von roter Farbe war, während das Fenster selbst weiß aussah. Ich ging schnell ans Fenster und sah hinaus.
    Rechts neben dem Fenster lief eine Dachrinne die vier Etagen hinab bis zum Boden. Der Faden hing anscheinend genauso tief hinab. Wenn man dabei an den ausgeräumten Schrank dachte und den zerknüllten Schlafanzug sah, der auf dem Stuhl neben dem Bett lag, dann war alles klar.
    »Das ist ein unglaublicher Bursche«, sagte ich. »Der ist mit all seinen Verletzungen an der Dachrinne vier Etagen hinabgeklettert, nachdem er vorher an der Nylonschnur hier .seine Schuhe hinabgelassen hatte, weil er damit nicht so gut hätte klettern können. Phil, merkst du was?«
    Phil starrte mich entgeistert an.
    »No«, sagte er. »Was soll ich denn merken?«
    Ich ließ mich auf die Bettkante sinken.
    »Hier ist jemand scharf darauf, selber mit einer gewissen Bande abzurechnen«, murmelte ich nachdenklich. »Das wird ein schönes Theater geben. Denn eins ist sicher: Das erste Ziel, das Crack von hier aus ansteuert, war ein Waffengeschäft. Er hat einen Waffenschein, und deshalb kann er sich jede Kanone kaufen, die er haben will. Mit seinem Waffenschein sogar eine Maschinenpistole…«
    Phil stieß einen Pfiff aus und ließ sich ebenfalls auf das Bett fallen.
    »Crack mit einer Tommy Gun!« murmelte er. »Das ist schlimmer als der leibhaftige Teufel!«
    Er hatte keineswegs unrecht. Nur entwickelte sich die ganze Sache wesentlich anders, als wir damals dachten.
    ***
    Die fünf Männer, die sich an diesem Vormittag in dem verräucherten Hinterzimmer einer kleinen Kneipe in der Bronx trafen, unterschieden sich rein äußerlich nicht sehr von Millionen anderer Männer. Höchstens, daß sie alle fünf einen sportlich trainierten Eindruck machten.
    Dennoch unterschieden sie sich sehr gründlich von Millionen anderer Männer, freilich nicht durch Äußerlichkeiten. Sie waren Berufsgangster. Und zwar Burschen der übelsten Sorte. Nebenher bemerkt, kamen sie aus Chicago.
    Da war zunächst Buck Brightland, der 24jährige aus den Schlachthausvierteln Chicagos. Mit zwölf Jahren hatte er seine erste Jugendstrafe angetreten und seither hatte er gut zwei Drittel seines Lebens in Besserungsanstalten, Gefängnissen und Zuchthäusern zugebracht. Buck war trotzdem noch der harmloseste unter den fünfen. Deswegen hatte er auch die niedrigste Stellung in der Gang. Er war der Fahrer.
    Nummer zwei sah schlimmer aus, bildlich und wörtlich genommen. Bildlich genommen sah er schlimmer aus, weil er bereits eine Zuchthausstrafe von acht Jahren hinter sich hatte wegen Totschlags, zum anderen war sein Gesicht entschieden häßlicher als das von Buck Brightland. Joe Callaghan war ebenfalls ein Chicagoer Sumpfgewächs, und hatte bei wer weiß welchen Gelegenheiten eine Ecke des rechten Ohrs eingebüßt und eine Narbe von einem Messer auf der linken Wange. Wenn man seinen stupiden Gesichtsausdruck dazurechnete, war er geradezu ein Bild von Mann.
    Rackly Robson — oder einfach RR, wie er in der Chicagoer Unterwelt genannt wurde — stammte aus Oklahoma, hatte diesen hübschen Bundesstaat aber schon im zarten Alter von vierzehn Jahren verlassen, um drei Jahre lang kreuz und quer durch die Staaten zu strolchen. Mit kleineren Diebstählen fing es an, bald kamen die ersten Raubüberfälle — und von da war es nicht mehr weit bis zum bezahlten Berufsgangster.
    Vorletzter und zweitwichtigster Mann war Bill Sprude, der

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