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0085 - Keiner kann entkommen

0085 - Keiner kann entkommen

Titel: 0085 - Keiner kann entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keiner kann entkommen
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Vernehmungszimmer. Ich bedankte mich bei meinem Kollegen, und er verschwand.
    Ich stellte mich breitbeinig vor die beiden jugendlichen Gangster.
    »Mordversuch auf einen FBI-Beamten«, sagte ich langsam. »Wenn ich vor Gericht nicht ein gutes Wort für euch einlege, steigt ihr innerhalb von dreißig Tagen auf den elektrischen Stuhl.«
    Ihre fahle Blässe wurde geradezu durchscheinend. Dem einen verdrehten sich die Augen. Er würgte.
    »Dort ist das Waschbecken!« sagte ich.
    Er taumelte hin und übergab sich. Kreidebleich kam er wieder zurück.
    »Ihr seid doch die größten Idioten, die mir je vor die Augen gekommen sind!« brüllte ich sie an. »Was denkt ihr euch bei diesen idiotischen Heldentaten? Haltet ihr es etwas für tapfer, einen ahnungslosen Mann mit zwei Tommy Guns und Dynamitpatronen fertigzumachen? Oder glaubt ihr vielleicht, man würde ein Held, wer man zum Gangster wird? Ihr jungen Hohlköpfe! Wenn ihr euch vor Kraft und Mut nicht zu lassen wißt, dann versucht es doch! Ich bin allein, ich bin von achtundvierzig Stunden Bereitschaftsdienst total übermüdet, ich bin überhaupt kein Gegner im Augenblick! Na, versucht es doch! Zeigt, wieviel Mumm ihr wirklich habt, ihr verdammten Feiglinge!«
    Sie senkten die Köpfe. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Ihrer Kleidung nach gehörten sie nich, zu den Strolchen, die mit neun Jahren die ersten Einbrüche ausführen. Sie mußten aus guten Familien stammen. Der liebe Himmel wußte, wie sie auf eine solche Bahn hatten kommen können.
    »Wißt ihr eigentlich, was ihr euch eingebrockt habt?« fragte ich. »Zehn Jahre ist das Wenigste! Zehn Jahre! Mensch enskind, die zehn schönsten Jahre eures Lebens könnt ihr jetzt hinter Gittern zubringen! Und dann dürft ihr noch täglich dreimal Gott auf Händen und Knien danken, daß euch der Richter nicht die Todesstrafe an den Hals gehängt hat!«
    Ich schwieg.
    Sie weinten beide. Ich wollte es so.
    »Euer Urteil hängt jetzt nur noch von mir ab«, sagte ich. »Ich könnte sagen, daß es ein Mordversuch wai ich kann aber auch erklären, daß meiner Meinung nach nur eine Schießerei inszeniert worden sei, weil ihr mich im Aufträge eures Chefs warnen solltet. Wenn ich erkläre, ihr hättet die Dynamitpatrone erst geworfen, nachdem ich bereits im Hause gewesen war, dann habt ihr Aussichten, mit ein paar Jahren davonzukommen.«
    Sie sahen mich auf einmal erwartungsvoll an. Ich steckte mir eine neue Zigarette an und brummte:
    »Tja, so könnte ich es machen. Aber ich denke natürlich nicht daran. Ich denke gar nicht dran, drei solche Strolche, die mir ans Leben wollten, vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren. Im Gegenteil! Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, um ein Todesurteil für euch durchzusetzen. Damit ihr’s wißt. Das war’s, was ich euch'sagen wollte.«
    Ich drehte mich um und tat, als wollte ich zur Tür gehen.
    Plötzlich zerrte mich einer am Ärmel. Ich drehte mich ganz langsam um.
    Einer der beiden jugendlichen Gangster stand hinter mir und hielt meinen Ärmel fest. Seine Hände zitterten, und seine Lippen bewegten sich wie im Fieber. Ein rauhes Schluchzen würgte seine Kehle.
    Dann legte er los. Weinend, winselnd und wimmernd bat er mich, doch ein gutes Wort für sie vor Gericht einzulegen. Sie wären doch so jung, sie möchten nicht sterben, sie würden es nie wieder tun… die übliche Litanei aller Gangster, wenn sie sehen, daß es ihnen an den Kragen geht.
    Und trotzdem war es hier eine Kleinigkeit anders: sie waren blutjung. Vielleicht kümmerten siel, ihre Eltern nicht genug um sie, vielleicht hatten sie Komplexe, sicher sogar, vielleicht waren ihre Lehrer nicht besonders gut gewesen. Es ist ja nicht damit getan, einem Menschen das Einmaleins und das Alphabet beizubringen.
    Bei manchem jugendlichen Gangster, den man verurteilt, sollte man einen Prozeß eröffnen gegen seine Eltern, gegen seine Lehrer, wenn diese irgendwo versagt haben. Zum Verbrecher wird man nicht geboren, wenn man ein normaler Mensch ist. Auf die schiefe Bahn kommt man, wenn die anderen nicht richtig aufpassen. Aber wer paßt heute schon noch auf den ändern auf? Die meisten Eltern haben ja nicht einmal mehr Zeit für ihre Kinder…
    Ich ging zurück zum Schreibtisch und sezte mich.
    »Okay«, sagte ich. »Okay. Ich lasse mit mir handeln. Noch mehr: ich verspreche euch, daß ich euch den elektrischen Stuhl erspare — unter einer Bedingung!« .
    Sie hingen förmlich an meinen Lippen.
    »Ihr sagt mir, wer der Mann war, der

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