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0085 - Keiner kann entkommen

0085 - Keiner kann entkommen

Titel: 0085 - Keiner kann entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keiner kann entkommen
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Island Parkway. Smith versah dort seit einigen Monaten seinen Dienst als Wochenend-Wächter. Wenn die Bank mittags um eins ihre Pforten schloß, wartete Smith, bis auch der letzte Angestellte, gewöhnlich war es der Direktor, die Bank durch den Hinterausgang verlassen hatte, dann machte er seinen Rundgang und prüfte, ob alle Gitter vorschriftsmäßig geschlossen, alle Fenster verriegelt und alle Türen abgeschlossen waren. Hatte er sich dieser wichtigen Sache vergewissert, so nahm er in einem kleinen Zimmer Platz, das wochentags als Vorzimmer zum Direktor diente, übers Wochenende aber Smiths ständiger Aufenthaltsort war.
    Für diesen Zweck baute er sich sein Feldbett auf, legte die Decken zurecht und begann dann, sich irgendwie zu beschäftigen, um die Zeit zwischen den einzelnen Rundgängen zu überbrücken. Bis Mitternacht war er verpflichtet, alle zwei Stunden einen Rundgang zu machen und dabei an den Kontrolluhren seine Karte zu stechen. Zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens brauchte er in beiden Nächten nur einen Kontrollgang durchzuführen. Ab sechs Uhr früh jedoch wieder alle zwei Stunden.
    Nachmittags gegen fünf hockte Smith auf seinem Feldbett und verzehrte ein paar belegte Brote, die ihm seine Frau mitgegeben hatte. Er kaute und sah dabei zu dem schmalen, vergitterten Fenster hinaus, das von dem kleinen Zimmer hinaus auf die einsame Straße führte. Auf der gegenüberliegenden Seite zog sich die hohe Ziegelsteinmauer der Steel Unit hin, die hier eines ihrer Werke hatte. Ein paar Yard weiter links, schon außerhalb seines Blickfeldes, machte die Straße eine scharfe Kurve.
    Von rechts kam ein Lastwagen herangeknattert. Es mußte ein uraltes Modell sein, denn seine Formen waren viereckig und kaum abgerundet. Gerade vor dem Fenster tuckerte der Motor noch einmal auf, dann erstarb er.
    Im Nu hatte Smith sein Butterbrot beiseite geworfen und die schwere Dienstpistole gezogen. Der Himmel allein konnte wissen, was für Tricks sich Bankräuber auszudenken imstande waren, wenn sie ihn ablenken wollten. Aber er war Frontsoldat gewesen, und er fiel nicht gleich auf irgend etwas herein.
    Halb hinter dem Vorhang verborgen stand er mit gezogener Pistole und beobachtete den Wagen. Der alte Lastwagen stand auf der anderen Straßenseite, aber er war nicht weiter als fünfzehn Yard entfernt. Smith konnte alles deutlich erkennen.
    Der Fahrer des Wagens kletterte heraus, klappte die Kühlerhaube auf und beugte sich darüber. Nach einer Weile ging er zurück zum Werkzeugkasten kurz vor der Hinterachse. Er nahm Werkzeuge mit und begann zu arbeiten.
    Smith ließ in seiner Aufmerksamkeit nicht nach. Er sagte sich mit Recht, daß bisher alle Bankräuber irgend etwas angestellt hatten, was harmlos aussah, und womit sie dann doch die Wächter überrumpelten. Das sollte ihm nicht passieren.
    Mit der Geduld, die er schon als Soldat sehr oft hatte aufbringen müssen, stand er an seinem Fenster und beobachtete den Fahrer. Der kletterte ein paarmal wieder ins Führerhaus zurück und versuchte, von dort her den Motor in Gang zu bekommen, aber es gelang ihm niciht. Nach fast einer Stunde packte er die Werkzeuge zusammen, verschloß das Führerhaus und marschierte zu Fuß weiter. Offenbar wollte er die nächste Telefonzelle suchen, um irgendeine Reparaturwerkstatt anzurufen.
    Smith sah ihm nach, bis er jenseits der Kurve verschwunden war. Dann wurde es Zeit für den nächten Rundgang. Er führte ihn aus und trug die Sache mit dem Lastwagen gewissenhaft in sein Wachbuch ein.
    Bis Mitternacht geschah nichts weiter. Shmit wollte gerade die Decken seines Feldbettes zurechtlegen, um bis drei Uhr zu schlafen, als er draußen wieder das Geräusch eines Wagens hörte. Es war auffällig, weil hier übers Wochenende nie irgendein Verkehr war. Das Stahlwerk hatte ja ebenso Arbeitsruhe wie die Bank, und Wohnhäuser gab es hier nicht. Die Bankfiliale war eigentlich nur für die zweitausend Arbeiter und Angestellten des Werkes errichtet worden, die ihr Gehalt oder ihren Lohn auf Konten der Trade Union Bank überwiesen bekamen.
    Smith knipste das Licht in seinem Zimmer aus, damit er besser nach draußen sehen konnte, und huschte zum Fenster. Seine Prothese funktionierte heute wieder einmal sehr schlecht. Eine Schraube im Gelenk mußte sich verklemmt haben oder irgend etwas sonst stimmte nicht. Das Gelenk bewegte sich kaum.
    In der Kurve hing eine helle Straßenlaterne, deren Lichtschein bis zur Bank reichte. Grinsend sah Smith, daß ein

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