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0085 - Keiner kann entkommen

0085 - Keiner kann entkommen

Titel: 0085 - Keiner kann entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keiner kann entkommen
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können. Das Schwierigste war schließlich getan, Warris war verhaftet.
    Aber diese Schlange hatte das unglaublichste Geschick, das wir je bei einem notorischen Gangster bemerkten. Ob er die Zeugen bestochen hatte, ob er die Geschworenen unter Druck gesetzt oder gleichfalls bestochen hatte, ob es wirklich so wenig Indizien gegen ihn gab — ich weiß es nicht. Für mich ist jeder Fall in der Minute abgeschlossen, wo wir den Täter dingfest gemacht haben. Das andere ist Sache der Gerichte.
    Jedenfalls waren ungefähr sieben Wochen vergangen, als eines Nachmittags in unserem Office das Telefon schrillte.
    »Cotton«, sagte ich.
    »Zentrale. Ein Mister Langsfield, Daily Expreß, möchte Sie sprechen, Cotton. Er sagt, es sei dringend.«
    »Okay, verbinden Sie.«
    Es knackte in der Leitung, dann hörte ich die aufgeregte Stimme eines jungen Mannes:
    »Spreche ich mit Mister Jerry Cotton vom FBI New York?«
    »Ja, am Apparat. Warum?«
    »Hier ist Boyd Langsfield. Ich bin der Nachfolger des ermordeten Brian Buxter beim Daily Expreß. Bis vor fünf Minuten saß ich auf der Pressebank im Schwurgerichtssaal. Prozeß gegen Bill Warris, angeklagt des Mordes an Brian Buxter, der Ermordung von vier Polizeibeamten und einiger weiterer Delikte.«
    »Mann, das weiß ich mindestens ebensogut wie Sie«, brummte ich. »Wissen Sie weiter nichts zu sagen? Ich habe Warris schließlich zusammen mit meinem Freund Decker verhaftet.«
    »Deswegen rufe ich Sie ja an«, versicherte die aufgeregte Stimme. »Das Urteil ist soeben verkündet worden! Sie fallen vom Stuhl, wenn Sie es hören!«
    »Nämlich?«
    Er machte eine Pause. Phil hatte sich längst den zweiten Hörer herangezogen. Endlich sagte Langsfield:
    »Der Angeklagte Bill Warris wurde soeben freigesprochen wegen Mangels an Beweisen!«
    Mir rutschte der Hörer aus den Fingern, als ich das hörte.
    ***
    Well, ein FBI-Beamter hat natürlich keinerlei Möglichkeiten, das Urteil eines ordentlichen Gerichtes zu verändern. Wir dürfen uns nur mit den Leuten herumschlagen, die unsere Gerichte zu früh laufen lassen. Wir hatten andere Fälle zu bearbeiten, so daß wir uns ohnehin nicht weiter um diese unglückliche Geschichte kümmern konnten. Und im Grunde sahen wir beide ein, daß die Geschworenen vielleicht gar nicht anders gekonnt hatten. Ein Mensch darf nur verurteilt werden, wenn tatsächlich ausreichendes Beweismaterial gegen ihn vorliegt.
    Schlimmer sah diese Sache in den Reihen der City Police aus. Die Stadtpolizei hatte vier Kameraden verloren, und alle Kollegen und die Angehörigen forderten die Bestrafung des Mörders. Aber mit dem Freispruch war Warris praktisch unantastbar geworden. Nach alter Gepflogenheit kann bei uns ein Mann niemals zweimal wegen ein und derselben Sache angeklagt werden. Selbst wenn man ietzt neue Beweise gegen Warris auf treiben würde, könnte man ihn deswegen nicht wieder vor Gericht bringen. Selbst die meisten Zeitungen tadelten den Freispruch in sehr scharfen Kommentaren.
    Aber, wie gesagt, wir waren in den nächsten Tagen anderweitig beschäftigt. Nur einmal kamen wir noch kurz auf Bill Warris zu sprechen, und ich sagte:
    »Schön, ich gebe zu, daß ich ihn lieber verurteilt gesehen hätte. Aber nur keine Angst! Er bricht sich den Hals noch! Jetzt wird er sich fast unantastbar und unbesiegbar fühlen. Warten wir ab, ob er nicht innerhalb weniger Monate neue Schandtaten begeht! Und dann kann man ihm wegen der neuen Sache an den Kragen gehen. Hingerichtet kann man nur einmal werden, das wird auch Bill Warris noch erfahren!«
    Das sagte ich an einem Mittwoch früh. Am Freitag lag in meinem Postkasten ein Brief mit folgendem Wortlaut:
    »An den G-man Jerry Cotton! Du hast mich einmal geschnappt, G-man. Bevor du es auch nur ein zweites Mal versuchen kannst, wirst du in die Hölle gefahren sein.«
    Ohne Unterschrift. Ich zuckte die Achseln und legte das Schreiben in meine Brieftasche. Es waren sicher keine Fingerabdrücke darauf, und deshalb ließ ich es gar nicht erst untersuchen.
    Im übrigen war ich Drohbriefe gewöhnt. Das gehört bei uns zum Beruf. Ich sagte nicht einmal Phil oder Mister High etwas davon.
    ***
    Am darauffolgenden Samstag begann Georg H. Smith, ein vierunddreißigjähriger Kriegsinvalide, der in Korea bei einem Tieffliegerangriff sein rechtes Bein bis oberhalb der Kniescheibe verloren hatte, mittags um ein Uhr seinen Dienst in der Trade Union Bank am östlichen Rand von Queens.
    Die Bank war eine kleine Filiale unmittelbar an der Cross

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