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0085 - Keiner kann entkommen

0085 - Keiner kann entkommen

Titel: 0085 - Keiner kann entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keiner kann entkommen
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Während er sich mit seinen Leuten an die Arbeit machte, sahen Phil und ich uns ein wenig in der Nachbarschaft um. Direkt hinter der Telefonzelle ragte ein sechs- oder siebenstöckiges Mietshaus in den Nachthimmel. Im Parterre rechts von der Haustür brannte Licht.
    »Ich werde mich mal bei den Leuten erkundigen, ob sie etwas gesehen oder gehört haben. Manchmal hat man ja Glück. Du kannst vielleicht inzwischen bei der Mordkommission aufpassen, ob die etwas herausfinden, ja?«
    Phil nickte und ging zurück zu der Telefonzelle, während ich auf den untersten Klingelknopf drückte. Es dauerte eine Weile, dann schlurfte ein ungefähr dreißigjähriger Mann in Pantoffeln und Schlafanzug heran. Ich konnte ihn durch das Fenster der Haustür sehen, denn er hatte die Treppenhausbeleuchtung eingeschaltet; Nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte, brummte er verschlafen:
    »Was is’n los?«
    leih sah ihn an. Irgendwie kam er mir bekannt vor,- aber ich wußte nicht, wieso. Ich grübelte auch vergeblich darüber nach, während ich ihm meine Fragen stellte. Er hatte angeblich im Bett gelegen und gelesen. Er hatte weder etwas Verdächtiges gesehen noch gehört.
    Ich entschuldigte mich wegen - der späten Störung und verabschiedete mich. Brummend, aber nicht unhöflich, schloß er die Haustür wieder ab und schlurfte zurück in seine Wohnung.
    Phil erwartete mich am Fuß der kleinen Treppe, die hinauf zur Haustür führte.
    »Nanu?« stutzte ich. »Ist was Besonderes? Du wolltest doch die Mordkommission beobachten?«
    Er nickte.
    »Jemand von den Beamten sah, daß in unserem Dienstwagen die Ruflampe am Sprechfunkgerät brannte. Ich meldete mich. Da war irgendwo ein Verrückter, dien die Zentrale mit unserem Wagen verbunden hatte.«
    »Und was wollte er?«
    Phil zuckte die Achseln. Ganz gleichgültig brummte er:
    »Ach, er wollte mir klarmachen, daß er Bill Warris gesehen hätte.«
    Mir blieb die Luft weg.
    »Was?«
    Phil sah mich gelangweilt an. »Natürlich ist der Kerl besoffen. Warris wird anderes zu tun haben, als sich in den Hinterzimmern irgendwelcher Kneipen herumzutreiben.«
    »Welche Kneipe?« fragte ich kurz. »Bells Beauty Saloon in Harlem«, gähnte Phil. »Aber das ist natürlich glatter Unsinn! Warris sitzt nie im Leben darin!«
    Ich marschierte zum Dienstwagen. »He, Jerry!« rief Phil mir nach. »Wohin willst du denn?«
    Ich drehte mich nicht einmal um. Über die Schulter rief ich zurück:
    »Bells Beauty Saloon«, sagte ich nur, dann stieg ich auch schon ein. Als ich bereits anfuhr, enterte Phil noch im letzten Augenblick den Wagen. Mit heulender Sirene jagte ich zurück.
    ***
    Bells Beauty Saloon sollte eine Art Amüsierlokal sein. Spärlich bekleidete Mädchen hüpften rhythmisch über eine Art Bühne und hielten das wohl für Tanzen. Vorwiegend Neger standen an der Theke und saßen an den Tischen herum. Es gab'kaum weibliche Besucher, und die wenigen, die es gab, sahen recht zweifelhaft aus.
    Wir nahmen nicht einmal unsere Hüte ab, als wir die Bude betraten. Mit raschen Schritten durchquerten wir den Hauptraum und gingen an der Theke vorbei. Ein Bär von einem Mixer wollte unter den Tisch langen, als er uns sah.
    »Auf Beihilfe zur Gangsterflucht können bis zu zehn Jahre verteilt werden«, sagte Phil lässig, ohne den Mixer anzusehen.
    Der Bär zog seine Hand zurück.
    Dann standen wir auch schon an der Hintertür. Wir zogen unsere Kanonen. Auf einmal brach die Band mit ihrem Gedudel ab.
    Ich riß die Tür auf. Mit vier Schritten standen wir neben dem Mann, der einsam vor seinem Whisky saß und uns verdattert anstierte.
    Er war es.
    »Bill Warris«, sagte ich mit deutlicher Betonung. »Ich erkläre Sie für verhaftet. Der Haftbefehl wird Ihnen innerhalb von höchstens vierundzwanzig Stunden durch den zuständigen Untersuchungsrichter vorgelegt werden. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß alles, was Sie von jetzt ab tun oder sagen, gegen Sie verwendet werden kann.«
    Während ihm Phil die Pistole ins Genick drückte, suchte ich ihn nach Waffen ab. Es war das Unglaublichste, was ich je mit einem Mann seines Kalibers erlebte: Bill Warris hatte zum Zeitpunkt seiner Verhaftung keine einzige Waffe bei sich.
    Mit erhobenen Armen ließen wir ihn langsam vor uns hermarschieren. Rechts und links drückten ihm meine und Phils Pistole in den Rücken. Ein vierfacher Kameradenmörder sollte nicht die leiseste Chance haben, noch einmal entkommen zu können…
    ***
    Well, damit hätte die Sache eigentlich erledigt sein

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