0086 - Der Schlüssel zur Macht
weiteres Mal aufschrillte und die Männer der ersten Gruppe die Schleusenhalle betraten, wendete er anscheinend mühevoll den Kopf. Ich sah in träge blinzelnde Augen.
Dicht vor dem Ruhenden stand ein tragbarer Simultanempfänger, auf dessen Bildschirm verschiedenfarbige Muster in sinnverwirrender Vielfalt erkennbar waren. Anscheinend war der alte Mann in das für mich rätselhafte Spiel vertieft gewesen. Er schien uns jetzt erst zu bemerken.
Die zweite Gruppe unter Reginald Bull kam an. Die lautstarken Befehle meines „Zweiten Offiziers" schienen den Arkoniden zu stören. Angewidert verzog er das Gesicht. Dann warf er mir einen so vorwurfsvollen Blick zu, als hätten wir in aller Öffentlichkeit eine Majestätsbeleidigung ausgesprochen.
„Schweigen Sie!" fuhr ich Bull an. „Der Erhabene ruht. Benehmen Sie sich anständig!"
Diesmal war der Blick aus den rötlichen Augen etwas wohlwollender. Lächelnd, auf den Fußspitzen schreitend, trat ich näher und legte wortlos grüßend die Hand auf die Brust. Er nickte müde.
„Muß das sein, Kapitän?" sagte er schwach.
„Kapitän Ighur. Erhabener, Kommandant auf Seiner Regentschaft Schlachtschiff KON-VELETE. Ich bitte ob meiner Unhöflichkeit um Entschuldigung, Erhabener. Jedoch habe ich den Befehl erhalten, mich mit meinen Leuten auf Sohle Vierzehn zu melden."
Die ringsum postierten Kampfroboter rührten sich nicht. Anscheinend unterstanden sie der Befehlsgewalt des alten Wissenschaftlers. Rhodan war mittlerweile auch erschienen. Damit hatten wir die Besatzung zusammen. Sein dezentes Hüsteln verriet mir deutlich, daß er sich über die Anwesenheit des Arkoniden wunderte. Seit wann war der Regent dazu übergegangen, Schlüsselpositionen von wirklich Lebenden besetzen zu lassen? Ich hatte mehr mit einem Robotkommando gerechnet.
Das faltige Gesicht des hageren Mannes zeigte eine Spur von Interesse.
„Du hast eine gute Erziehung genossen, Ighur?" erkundigte er sich.
Ich neigte leicht den Kopf. Mein Betragen zeigte die ersten Ergebnisse. „Ich wage es zu behaupten, Erhabener."
„Welche Schule?"
„Galaktonautische Akademie von Iprasa, Erhabener", log ich in der Hoffnung, daß diese berühmte und uralte Hochschule überhaupt noch existierte.
„Oh, Iprasa! Daher dein wohltuendes Benehmen. Wir sollten uns gelegentlich über die philosophischen Richtlinien des Testro unterhalten."
Ich wußte, daß wir nie dazu kommen würden. Außerdem hatte ich von diesem Testro noch nichts gehört.
„Es wird mir eine Ehre sein, Erhabener. Darf ich nun um die Zuweisung der Quartiere bitten? Meine Männer leiden unter der Hitze."
„Hitze?" wunderte sich der alte Mann. „Oh, diese Barbaren. Hitze, sagt er! Wo ist denn dieses Gerät?"
Er tappte, ohne hinzusehen, nach den breiten Armlehnen des Gliedersessels, wo die Steuerprogrammierung eingebaut war. Dabei starrte er schon wieder fasziniert auf den Simultanschirm, auf dem sich neue Muster abzeichneten.
„Dieser junge Oscer ist einfach wundervoll", hauchte er verzückt. „Die Idee der schattenlosen Musterzeichnung im schwebenden Eisball ist grandios. Er wird sich einen Namen machen, oder?"
Ich nickte eifrigst Beifall. Sein Blick wurde milde.
„Nun ja, dann bringe deine Leute in die Kühle der Klimastation. Hitze, so etwas! Hier ist es schauderhaft kalt."
Ehe er sich erneut in künstlerischen Betrachtungen verlieren konnte, griff die Schaltstation A-3 ein. Die Wachroboter bewegten sich plötzlich. Der Arkonide bemerkte noch nicht einmal, daß ihm das Kommando entzogen worden war.
„Folgen Sie mir", knarrte es aus dem Sprachschlitz einer schweren Kampfmaschine. Sie war gefährlicher als tausend Arkoniden von der Art dieses Naturwissenschaftlers. Unsere Männer bemühten sich, möglichst leise die Sicherheitsschleuse von Sohle 14 zu verlassen. Bull warf meinem degenerierten Rassegenossen einen Blick zu, der mir die Schamröte in die Stirn trieb. Erbittert beschloß ich, alles in meiner Macht stehende zu tun, um diesen unwürdigen Zustand zu ändern.
Eine zweite Kontrolle erfolgte nicht. Vor der Schleuse öffnete sich die riesige Kuppelhalle einer Untergrundstadt. Hier hatte man darauf verzichtet, die Gebäude im arkonidischen Trichterstil zu erbauen. Die Architektur war völlig zweckgebunden und daher zeitlos.
Es gab breite Straßen mit angeschlossenen Transportbändern und so viele Hinweis-Leuchtschriften, daß man irre werden konnte. Die gewölbte Decke der Halle war dem natürlichen Himmel in Farbe und
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