0087 - Im Schloß des teuflischen Zwerges
Stunde meines Triumphes gekommen und damit der Augenblick deiner größten Niederlage.
Der Große Lauriel kicherte.
Er erhob sich von seinem Thron und lief krummbeinig in der großen Höhle auf und ab. Sein langer Bart schleifte bis auf den Boden.
Kaltes Licht kroch aus den Höhlenwänden. Wabernde Nebelschleier wogten über den Boden. Es roch nach Schwefel.
Der Dämonenzwerg lief immer noch auf und ab. Das glühende Feuer in nen Augen wurde immer stärker. Wieder klang ein zufriedenes Lachen aus dem klaffenden Spalt seines Mundes.
Er rieb die krallenförmigen Klauen ineinander.
Nicht mehr lange, Zamorra, dachte der Große Lauriel. Dann wirst du auf die lange Reise in die ewige Verbannung gehen.
Das Reich der Finsternis wird dich verschlingen.
***
Die Suche nach Sir Jonathan Drake war ergebnislos verlaufen. So sehr sich die Männer auch bemüht hatten, sie fanden keine Spur des verschwundenen Schloßherrn.
Es sah fast so aus, als hätte es den unheimlichen Gastgeber niemals gegeben.
Niedergeschlagen und enttäuscht versammelten sie sich alle in der Bibliothek. Angst funkelte in vielen Augen. Einige der Männer hatten sich umgezogen, oder versucht ihre Kleidungsstücke abzuändern.
Nicole hatte ihr Kleid einfach um zwanzig Zentimeter abgeschnitten und mit einigen Sicherheitsnadeln enger gesteckt. Doch sie merkte schon wieder, daß alles zu weit und zu lang wurde.
Über zwanzig Zentimeter waren sie alle kleiner geworden. Noch war kein Ende abzusehen. Es sah sogar so aus, als würde sich der Verkleinerungsprozeß immer mehr beschleunigen.
Die hübsche Französin saß neben Zamorra, der den Kopf in beide Hände gestützt hatte und über diese ausweglose Situation nachdachte.
Zamorra hatte vor wenigen Minuten nochmals versucht, das Schloß zu verlassen. Sein Versuch war gescheitert. Auch sein geheimnisvolles Amulett konnte die aus dämonischer Energie bestehende Sperre nicht durchbrechen.
Zamorra resignierte trotz allem nicht.
Zu oft in seinem Leben hatte er sich in aussichtslosen Situationen befunden, und bisher war es ihm immer gelungen, einen Ausweg zu finden, mochten es die Mächte der Finsternis auch noch so geschickt angestellt haben.
Die Hand des Parapsychologen hielt das geheimnisvolle Amulett umklammert.
Er wandte sich an Nicole Duval.
»Hast du keine Idee, Cherie?« fragte er leise.
Nicole sah ihn hilflos an.
»Ich habe mir den Kopf zerbrochen, Chef, finde aber keine Lösung. Wir müßte in den Raum im oberen Stockwerk hineinkommen. Vielleicht würden uns ein paar Dynamitpatronen helfen.«
Der Geisterjäger lächelte.
»Auch Sprengstoff würde dort nichts nützen. Eher stürzt das ganze Schloß in sich zusammen.«
Die junge Französin erhob sich.
»Ich mache uns etwas zu essen. In der Küche befinden sich noch genügend Vorräte.«
Sie ging langsam davon.
Ihr Kopf reichte gerade noch bis zur Türklinke, als sie diese niederdrückte. Zamorra ahnte, welche Schwierigkeiten in den nächsten Stunden auf sie alle zukommen würden.
Was ihn selbst wunderte, war, daß das Amulett den Verkleinerungsprozeß mitmachte, im Gegensatz zu sonst allen anderen anorganischen Dingen.
Dr. Breunig kam heran.
Er trug eine Hose, an der er die Beine abgeschnitten hatte. Sein Hemd wirkte wie ein Kaftan.
Die Brille war längst zu groß für seinen kleiner gewordenen Kopf geworden. Er hielt sie in der Hand und zwinkerte Zamorra kurzsichtig an.
»Immer noch auf keine Lösung gestoßen, Professor?« fragte er zögernd.
Der Geisterjäger konnte deutlich die Angst in den Augen des Astrologen erkennen.
»Ich zermartere mir seit Stunden ergebnislos den Kopf«, brummte der Meister des Übersinnlichen. »Wenn wir wenigstens das Gemälde hätten, dann könnten wir versuchen, die dämonischen Kräfte, die ja von diesem Bild ausgegangen sind, wieder auf das Gemälde zurück zu übertragen.«
Roland Breunig nickte.
»Keine schlechte Idee«, murmelte er heiser. »Vielleicht sollten wir es mit einem anderen Gemälde versuchen«, sagte er plötzlich entschlossen. »Es könnte uns gelingen, die in uns befindenden dämonischen Kräfte, auf ein anderes Bild zu übertragen. Wir sollten es wenigstens versuchen.«
Professor Zamorra starrte den Astrologen skeptisch an. Dann schüttelte er müde den Kopf.
»Ich halte nicht viel davon«, bekannte er offen. »Aber Ihr Vorschlag ist immer noch besser, als hier tatenlos herumzusitzen, und auf ein Wunder zu warten.«
Zamorra erhob sich. Breunig teilte das Vorhaben den anderen
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