0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen!
Schwarzen Tod, und deshalb hat er sich der Hilfe des Spuks versichert.«
Es war kompliziert, was Myxin mir da mitteilte, anders herum aber auch verständlich. Wer wie meine Freunde und ich im ewigen Kampf gegen die Jenseitsmächte stand, war auch zwangsläufig über seinen Gegner informiert.
Doch das brachte mir Jane Collins nicht wieder.
Sie war jetzt am wichtigsten. Hank Selnicks Schatten hatte vom Land der tausend Qualen gesprochen. Ich fragte Myxin, den Magier, danach.
»Kennst du dieses Land nicht?« lächelte Myxin.
»Nein.«
»Denke nach, John Sinclair. Erinnere dich an Maringo, den Höllenreiter. Bist du nicht damals durch ein Dimensionstor gefallen und im Vorhof zur Hölle gelandet? Das war das Reich des Spuks und gleichzeitig das Land der tausend Qualen. Dort hast du auch zum erstenmal die vier Reiter gesehen, die du nachher im Kloster wiedergetroffen hast. Erinnere dich an AEBA. Nimm jedes als Teil eines Ganzen und füge es dann zusammen. Du siehst, John Sinclair, der Kreis schließt sich. Irgendwie trifft man immer auf etwas Vergangenes, das bis hinein in die Gegenwart strahlt.«
Ja, Myxin hatte recht. Irgendwann und irgendwo traf ich alles wieder.
Ich fand, daß Myxin lange genug geredet hatte. »Bist du eigentlich nur gekommen, um mir das alles zu sagen?« fragte ich.
»Nein.«
»Sondern?«
»Ich will dir helfen, Geisterjäger. Ich will dich dorthin bringen, wo du Jane Collins finden kannst.«
Jetzt war es heraus. Ich sollte wieder einmal für ihn die Kastanien aus dem Feuer holen. Dabei wußte er genau, wie sehr ich an Jane hing, und daß ich gar nicht anders konnte. Ein raffinierter Schachzug. Myxin hatte wieder einmal Furcht, daß die anderen Dämonen zu mächtig wurden und ihn zurückdrängten.
Was blieb mir anderes übrig? Ich mußte mich auf alles einlassen, was er verlangte.
Dann meldete sich Suko. »Ich gehe mit«, sagte er.
»Nein!« Die Antwort des Magiers klang bestimmt. »Nur John Sinclair. Er allein.«
Suko und ich schauten uns an.
»Es ist deine Entscheidung«, sagte der Chinese leise.
Ich nickte.
»Wartet nicht zu lange«, forderte uns Myxin, der Magier, auf.
»All right«, sagte ich. »Die Entscheidung steht. Ich werde allein mit dir gehen.«
»Dann komm!« Myxin streckte seinen Arm aus.
Suko lächelte mir zu. »Viel Glück«, wünschte er mir.
Dann ging ich.
»Nimm meine Hand«, forderte Myxin mich auf.
Ich gehorchte. Seine Finger waren eiskalt, als würde Fischblut durch seine Adern fließen. Doch kaum hatte ich sie berührt, als der Friedhof vor meinen Augen verschwand und ich das Gefühl hatte, im nächsten Augenblick in einen unendlich tiefen und leeren Raum zu fallen…
***
Suko und Mary Selnick konnten nur noch staunen. Die Frau mehr als der Chinese, denn sie hatte so etwas noch nicht gesehen. Die beiden Männer waren plötzlich verschwunden, als hätte es sie niemals gegeben.
Mary Selnick wankte zurück. Sie näherte sich dabei ziemlich rasch dem Grabrand und wäre gefallen, wenn Suko sie nicht gestützt hätte.
»Was was war das?« fragte sie.
Suko lächelte. »Nennen wir es Magie.«
Mary strich sich das Haar aus der Stirn. »Ich begreife es nicht. Ich begreife es einfach nicht.« Sie warf einen Blick auf ihren toten Mann und fing an zu weinen.
Hank Selnick war nun endgültig gestorben. Auch sein Schatten existierte nicht mehr. Die Magie war gelöscht.
»Wir müssen dem Totengräber Bescheid geben«, sagte Suko. »Kommen Sie mit?«
Mary Selnick nickte.
Jim Murray hielt sich tatsächlich noch in der Bretterbude auf. Seine Augen waren gerötet, er hatte dem Brandy ordentlich zugesprochen. Mit unsicherer Stimme fragte er: »Sind Sie allein?«
Suko ließ die Tür halb offen stehen. »Ja, Mr. Murray.« Er schaute auf die Flasche. Sie stand auf einer alten Zeitung, die der Totengräber ausgebreitet hatte. »Fühlen Sie sich noch in der Lage, das Grab wieder zuzuschaufeln?«
»Im… mer…«
»Dann kommen Sie mit!«
Murray stand auf. Er stützte beide Hände gegen die Tischplatte und erhob sich schwerfällig. »Wo… wo ist denn Ihr Kollege?«
»Schon gegangen«, erwiderte Suko.
»Ah so, ja.« Plötzlich lachte Murray. »Da war doch noch einer. Ich habe… ihn gesehen.«
»Sie müssen sich täuschen.«
»Nein, nein, ich… ist ja auch egal.« Jim Murray ging mit schweren Schritten zur Tür.
Suko und Mary Selnick folgten ihm.
Die kühle Luft tat dem Totengräber gut. Tief atmete er ein, und sein Gang wurde aufrechter. Er reckte sich und
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