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0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen!

0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen!

Titel: 0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinterlassen hatten.
    Vorsichtig ließ ich das Kreuz los. Meine Finger glitten über das leicht erwärmte Silber. Die Temperatur stach deutlich von der kalten Haut des Toten ab.
    »Was tun Sie?« hörte ich die Stimme der Frau. Sie zitterte leicht. Mary Selnick stand kurz davor, ihre Beherrschung zu verlieren.
    Ich gab keine Antwort, sondern konzentrierte mich auf die vor mir liegende Aufgabe.
    Halb schloß ich die Augen, dann breitete ich die Hände über dem Kreuz aus, wobei ich die Finger spreizte.
    Ich konzentrierte mich.
    Es gibt zahlreiche Völker, die sich mit der Erweckung von Toten beschäftigt haben, die auch die geheimen Rituale kannten. Ich jedoch wußte sie nicht. Ich mußte mich voll auf die Kraft des Kreuzes verlassen. Mir waren wohl einige Bannsprüche bekannt, die ich im Alten Testament gelesen hatte.
    Mit leiser Stimme sprach ich die nächsten Worte. »Kräfte des Lichts, ihr Sieger über die Heerscharen der Finsternis, steht mir bei im Kampf gegen die Mächte der Hölle. Michael, Raffael, Gabriel und Uriel, gebt mir die Kraft, die Finsternis zu durchdringen. Dringt ein in das Reich der Schatten, vernichtet das Böse und holt die Seele dieses Mannes hier zurück. Kämpft für ihn, kämpft für uns, kämpft für das Gute der Welt!«
    Ich schwieg.
    Wir warteten ab.
    In den nächsten Sekunden würde es sich zeigen, ob sich meine Hoffnung erfüllte.
    Noch tat sich nichts.
    Dann aber begann das Kreuz aufzuleuchten. Eine strahlende Aura stieg von dem Kruzifix aus in den grauen Himmel, explodierte zu grellen Lichtsäulen und schien wie mit riesigen Händen ausgestattet eine Wolke zu ergreifen.
    Wir alle schauten zum Himmel hoch.
    Nein, es war keine Wolke.
    Es war ein Schatten.
    Hank Selnicks Seele kehrte zurück!
    ***
    Mary schrie auf.
    Sie brach mit ihrem Schrei den Ring des entsetzten Schweigens. Er drang aus ihrem weit geöffneten Mund, blieb für einen Moment in der Luft stehen und zitterte dann über das weite Gräberfeld.
    Ich sprang auf.
    Suko hatte die Frau an den Schultern gepackt, und beide starrten wir zum Himmel hoch, wo sich die Wolke aufgelöst hatte und der Schatten auf die Leiche niederschwebte.
    Genau auf das Kreuz zu.
    Das geweihte Kruzifix wirkte wie ein Saugnapf. Es holte den Schatten heran, der, je näher er kam, immer kleiner wurde und hinterher nur noch ein grauer Schemen war.
    Dann war der Schatten verschwunden. Der tote Hank Selnick hatte seine Seele zurückbekommen.
    Nur was würde jetzt geschehen?
    Tief atmete ich ein, pumpte die Lungenflügel voll mit dem belebenden Sauerstoff und schaute mich um.
    Alles war normal. Nichts deutete mehr auf eine Anwesenheit irgendwelcher Dämonen hin.
    Mein Blick streifte das Gesicht der Frau. Marys Augen waren rot unterlaufen, der Mund stand offen, in ihren Pupillen irrlichterte es.
    Sie mußte die Hölle durchmachen, aber dieses Experiment war erforderlich gewesen, um den Schatten zu fassen.
    Ich schaute wieder auf den Toten und erschrak.
    Der Mund, zuvor noch geschlossen, stand halb offen. Deutlich erkannte ich die nikotingelben Zähne, sah sogar die Zunge und vernahm die lallenden Worte.
    Aber nicht der Tote sprach, sondern der Schatten!
    Es mußte der Schatten sein, denn die Lippen der Leiche blieben starr, und auch die Zunge bewegte sich um keinen Deut.
    Unartikulierte Laute drangen aus seinem Rachen, mehr ein Röcheln und Gurgeln. Bei diesen Geräuschen zog sich die Haut auf meinem Rücken zusammen, und neben mir vernahm ich das Schluchzen der Mary Selnick.
    Dann verstummte das Röcheln.
    Starr und steif lag der Tote vor uns.
    War jetzt alles vorbei?
    Ich beugte mich nieder. Der Wind erfaßte meine Haare und zerzauste sie. Mein Mantelstoff knatterte nebeneinander, über unseren Köpfen trieben die dicken, grauen Wolken wie urwelthafte Tiere dahin, so daß hin und wieder ein Stück freier, blauer Himmel zu sehen war.
    Das Rauschen des Windes war jedoch nicht laut genug, um die Worte zu übertönen, die aus dem Mund des Toten drangen.
    Jetzt sprach der Schatten.
    »Wer seid ihr? Was habt ihr getan?« vernahm ich die erstickte Frage.
    »Wir haben dich zurückgeholt. Du warst bereits im Jenseits, in den Welten zwischen den Dimensionen. Als Schatten bist du auf die Erde gekommen, um deine Rache zu erfüllen. Du wolltest Jane Collins töten lassen durch die Hand einer anderen. Als dies nicht klappte, hast du sie gefressen. Wo ist Jane Collins? Wo befindet sich ihr Körper, und wo irrt ihr Schatten herum? Sage es uns, rede endlich!«
    »Weg, weit

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