0087 - Treibstoff 558
unterrichtet hatte. Es war gar nicht anders möglich gewesen, da wir sonst auf die Mitarbeit der City Police hätten verzichten müssen.
»Ich verstehe nicht«, sagte Gardener, »warum Miss Damell Sie auf van Buren aufmerksam gemacht haben soll, wenn sie kein reines Gewissen hatte. Und warum gab ihr van Buren freiwillig die Unterlagen? Warum hat sie die Unter-28 lagen vor ihrem Mörder, der doch gleichzeitig auch ihr Verbindungsmann war, versteckt? Wieso wusste der Mörder, wo Miss Darnell die Treibstoffpläne gelassen hatte?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Darüber zerbrechen wir uns unaufhörlich den Kopf. Vielleicht kommt dieses der Wahrheit nahe. Clarissa bekommt wahrscheinlich Hemmungen, will nicht mehr mitmachen, geht zu van Buren und weiß ihn davon zu überzeugen, dass ihm und den Plänen Gefahr droht. Van Buren gibt Clarissa die Pläne mit, sie fährt zu mir, schiebt mir den Hinweis in den Briefkasten und geht anschließend zum Bahnhof und deponiert sie dort. Dann fährt sie nach Hause und gelangt, von ihrer Mutter nicht bemerkt, in die Wohnung. In der Zwischenzeit muss der Mörder - immer vorausgesetzt, dass es so ist, wie ich es hier erzähle -bei van Buren gewesen sein und ihn getötet haben. Als er dann nach den Plänen sucht, tut er das vergeblich. Er setzt sich nun mit Clarissa in Verbindung und verspricht ihr, van Buren in Ruhe zu lassen, wenn sie ihm die Pläne gibt. Sie sagte ihm, wo sich die Mappe befindet, will sich aber erst persönlich davon überzeugen, ob van Buren noch am Leben ist. Jetzt bleibt ihrem Auftraggeber natürlich nichts anderes übrig, als sie zu erschießen. Anschließend macht er sich daran, die Mappe aus der Gepäckaufbewahrung zu stehlen, was ihm auch gelingt.«
»Ganz interessante Spekulationen«, erwiderte Gardener etwas ironisch. »Aber selbst wenn Sie recht haben, weiter kommen wir damit nicht.«
Bevor ich antworten konnte, klingelte das Telefon. Gardener meldete sich und reichte mir dann den Hörer. »Für Sie, Cotton.«
Der alte Neville, unser Kontaktmann im Districtsbüro war am Apparat.
»Jerry kennst du eine gewisse Donna de Haviland?«
»Ja, sie ist bei den United Chemical Works beschäftigt. Was ist mit ihr?«
»Ich weiß nicht, sie hat eben angerufen und erzählt, Miss Damell hätte eine Freundin gehabt, Ann Dyre oder Dryre. Sie soll irgendwo in Brooklyn wohnen…«
Viel war damit nicht anzufangen. Ich sagte Neville, er solle dennoch versuchen, die Adresse dieser Ann ausfindig zu machen. Möglicherweise könne Clarissas Mutter helfen…
***
Als wir nach dem Mittagessen mein Office im Districtsbüro betraten, läutete das Telefon. Ich hob ab und meldete mich. Am anderen Ende der Leitung war Lister, der G-man, der in Rock Harbor Dienst tat.
»Hier ist die Hölle los, Cotton«, sagte er. »Auf Wunsch von Colonel Seagrave habe ich soeben Benelh in Haft genommen. Können Sie nicht mal rauskommen?«
Ich sagte zu.
Phil und ich fuhren mit dem Lift in den Hof und setzten uns in meinen Jaguar. Mit heulender Sirene jagten wir los, kamen dennoch erst gegen 15 Uhr in Rock Harbor an.
Lister und Seagrave erwarteten uns bereits.
»War es notwendig, Benelli zu verhaften?«, fragte ich. »Vielleicht war das etwas voreilig gehandelt.«
»Es ging nicht anders«, erwiderte Seagrave und wandte sich dann Lister zu. »Sagen Sie es…«
Mein Kollege nickte. »Wir haben vier Zeugen auf getrieben, die Benelli mit der Darnell gesehen haben. Ein Zweifel ist ausgeschlossen. Und noch etwas, Benelh hat heute Morgen entdeckt, dass er seine Thompson-Pistole verloren hat.«
»Können wir mit Benelli sprechen?« , fragte ich Seagrave.
Der Colonel nickte, drückte auf die Taste der Haussprechanlage und gab den Befehl, den Lieutenant vorführen zu lassen. Fünf Minuten später wurde Benelli hereingebracht. Er trug den gleichen Zivilanzug wie am vergangenen Tag und war an den Handgelenken gefesselt.
Colonel Seagrave hatte vorher auf meine Bitte hin den Raum verlassen. Ich hoffte, auf diese Weise den Lieutenant gesprächiger zu machen. Die Gegenwart seines direkten Vorgesetzten hätte die Situation für ihn noch peinlicher gemacht.
»Hören Sie, Benelli«, begann ich. »Warum haben Sie uns gestern belogen?«
»Es tut mir leid, ich habe die Wahrheit gesagt«, versicherte er kalt.
»Es steht unumstößlich fest, dass Sie Clarissa Darnell gekannt haben.«
Benelli hob die Schultern. »Möglich«, sagte er müde, »aber dann unter einem anderen Namen. Haben Sie ein Bild von
Weitere Kostenlose Bücher