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0087 - Treibstoff 558

0087 - Treibstoff 558

Titel: 0087 - Treibstoff 558 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Theodor Horschelt
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der Mutter von Clarissa unbekannt. Neville.«
    ***
    Um 20 Uhr - wir hatten vorher in einem italienischen Restaurant zu Abend gegessen - stoppte ich meinen Wagen vor dem Haus 996 der John Street. Der Aufzug funktionierte nicht, und so waren wir gezwungen, acht endlose, steile Holztreppen hinaufzukeuchen.
    Da auch die Klingel der Adamssonschen Wohnung außer Betrieb war, pochte ich gegen die Tür. Es dauerte eine Weile, bis schlürfende Schritte sich näherten. Eine ältere Frau in einem schmuddligen Bademantel öffnete.
    »Was soll’s ’sein?«, fragte sie mit krächzender Stimme.
    Um das Verfahren abzukürzen rückte ich sogleich einen Dollar heraus. »Wir kommen vom Wohlfahrtsausschuss amerikanischer Artisten und möchten Miss Dryer sprechen.«
    Die Frau gab die Tür frei, ließ uns eintreten und wies in einen matt erleuchteten Korridor. »Geradeaus - die letzte Tür.«
    Wir gingen durch den Flur, klopften kurz an und betraten ein großes, dürftig eingerichtetes Zimmer. Bei unserem Einritt erhob sich eine etwas füllige Frau von vielleicht dreißig Jahren. Sie trug Stretch-Hosen und einen verwaschenen Pullover. Bei ihrer Figur hätte sie sich auf eine andere Weise vorteilhafter angezogen. Aber das war es nicht, was mich störte und stutzig machte, sondern ihr Haar, brünettes Haar mit eingefärbten silbernen Strähnen. Sie musterte uns mit gerunzelter Stirn und sagte kühl: »Ich kann mich nicht erinnern, Sie zum Eintreten aufgefordert zu haben.«
    Während Phil an der Tür stehenblieb, trat ich langsam näher, zeigte ihr meinen Ausweis und setzte mich. »Ich möchte einige Fragen an Sie stellen, Miss Dryer.«
    Aus zusammengekniffenen Augen starrte sie mich an. »Was wollen Sie?«
    »Wo waren Sie gestern Früh gegen 6 Uhr?«, fragte ich.
    »Gestern Früh?«, erwiderte sie gedehnt. »Um 6 Uhr? Da lag ich natürlich im Bett.«
    Ich drehte mich zu Phil um, gab ihm einen Wink, und er ging hinaus.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und rauchte schweigend. Je länger ich nichts sagte, desto unsicherer wurde sie, und schließlich ertrug sie es nicht mehr länger.
    »Wo ist Ihr Kollege hin?«
    »Werden Sie gleich hören, wenn er zurückkommt.«
    Sie besah sich angelegentlich ihre Schuhspitzen, sprang dann plötzlich auf und wollte an mir vorbei zur Tür. Ich kam ihr aber zuvor, indem ich ihr den Weg verstellte.
    »Lassen Sie mich hinaus Mister, sonst…!«, schrie sie und funkelte mich wütend an.
    Ich lächelte, »Was sonst…?«
    Sie öffnete den Mund, sagte aber nichts und wandte sich dann wieder um. Sie hatte sich kaum gesetzt, als Phil wieder hereinkam.
    »Mrs. Adamsson sagte, dass Sie die ganze Nacht fort waren und erst am späten Vormittag zurückkehrten, Miss Dryer.«
    Ich schaltete mich ein. »Also, reden Sie endlich, wo waren sie um 6 Uhr?«
    Sie blickte von Phil zu mir und schüttelte den Kopf. »Ich verweigere die Aussage. Machen Sie, was Sie wollen. Ich verlange einen Anwalt und möchte mich erst mit diesem beraten.«
    »Wie Sie wollen«, sagte ich. »Miss Dryer, Sie sind vorerst verhaftet. Ziehen Sie sich an und kommen sie mit.«
    Ohne ein Wort des Protestes ging sie zum Schrank, öffnete ihn und begann einen kleinen Koffer zu packen.
    »Sie kannten Clarissa Darnell?«, fragte Phil.
    Ann Dryer gab keine Antwort.
    »Gestern Früh um 6 Uhr stahlen Sie aus der Gepäckaufbewahrung des Grand Central Terminal eine rote College-Mappe, Miss Dryer. Stimmt das?«, sagte ich.
    Jedes Wort war vergeblich. Sie verzog keine Miene, packte in aller Ruhe den Koffer fertig und kramte in ihrem Handtäschchen herum.
    Phil ging zur Tür. »Ich möchte noch etwas wissen, was mich interessiert.« Damit verließ er das Zimmer.
    Ann Dryer nahm abschließend einen Mantel aus dem Schrank, hängte ihn über den Arm und kam dann auf mich zu. Zwei, drei Schritte vor mir blieb sie stehen, öffnete ihre Handtasche und begann darin zu kramen. Plötzlich nahm sie ihre Puderdose heraus, sah mich an und sagte: »Darf ich Ihnen einmal etwas Interessantes zeigen?«
    Ich trat zu ihr heran. Sie hielt ihre goldene Puderdose in der Hand, wendete sie herum, ließ blitzschnell den Deckel auf schnappen und blies hinein.
    Im gleichen Augenblick spürte ich einen stechenden, wütenden Schmerz in den Augen. Das verflixte Frauenzimmer hatte mir Pfeffer in die Augen geblasen. Ich griff nach ihr, rief zugleich nach Phil und bekam einen furchtbaren Schlag auf den Kopf, dass ich das Bewusstsein verlor.
    ***
    Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem

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