0087 - Treibstoff 558
Hospital, und ein Doktor Rodgers beschäftigte sich mit mir. Vor den Augen trug ich noch eine dicke Binde.
»Wer hat mich hierhergebracht?«, fragte ich.
»Ihr Kollege Decker. Er hat mich gebeten, Sie so schnell wie möglich wieder in Ordnung zu bringen.«
»Wird’s lange dauern?«
Der Arzt lachte. »Nur ein wenig Geduld, wenn ich gleich die Binde abnehme, wird es schon wieder gehen. Das Kokain muss erst einmal wirken, und mit Scheroson kriegen wir Ihre Augen schon wieder hin.«
Ich will Ihnen eine Schilderung dessen ersparen, was Rodgers noch mit mir anstellte. Jedenfalls war ich nach einer halben Stunde wieder so weit, dass ich sehen und das Krankenhaus verlassen konnte.
Ich fuhr mit einem Taxi zum Districtsbüro und stiefelte in mein Office. Phil war wenige Minuten vor mir zurückgekommen. Schon als ich sein Gesicht sah, wusste ich, dass Ann Dryer entkommen war.
»Wie konnte das passieren?«, fragte ich.
Er grinste. »Wie das passieren konnte? Du musst doch da besser Bescheid wissen als ich. Als ich dich rufen hörte, stürmte ich ins Zimmer und bekam mit einem Stuhl eins über den Kopf. Bis ich mich wieder aufgerappelt hatte, war das Mädchen über die Feuerleiter verschwunden. Anschließend habe ich dann zwei Cops zur Bewachung des Zimmers geholt und dich ins Hospital gebracht. Die Fahndung nach der Dryer läuft schon.«
Das Telefon klingelte. Es meldete sich Mr. High, der uns bat, zu ihm zu kommen.
Wir gingen hin und berichteten ihm unseren Reinfall. Er tadelte uns mit keinem Wort. Sondern sagte nur: »Schade, aber das kann jedem passieren. - Was haben Sie jetzt vor?«
»Ich denke, wir knöpfen uns Benelli vor. Er ist überhaupt der Mann, an den wir uns halten müssen.«
Mr. High nickte. »Ja, das stimmt. Denken Sie auch dran, das es nicht nur um die Aufklärung der Morde geht, sondern auch um die Sicherstellung der Treibstoffpläne.«
Es wurde an der Tür geklopft, ein Beamter der Funkabteilung betrat das Office. Er brachte Mr High ein langes Fernschreiben. »Eben aus Washington gekommen, Sir«, meldete er.
Das Schreiben hatte folgenden Wortlaut:
»United States Departmet of Justice - FBI, Washington 25, D. C., gleichlautend an New York City Police, Mordkommission IV, Lieutenant Gardener und FBI District New York. Betrifft FS New York City Police Nr. 2319/58 wegen Fingerabdrücken, von dort mit A, B und C bezeichnet. Formel A und B nicht registriert. Formel C identifiziert. Es handelt sich um Abdrücke von Hopalong Gray, geboren am 23 November 1917 in Chicago. Gray ist 179 cm groß, Gesicht länglich mit breitem Kinn. Nase weist Doppelhöcker auf, Augen grau, Haare hellrot, Foto nicht vorhanden. Personenbeschreibung stammt aus dem Jahr 1952. Bemerkungen: Gray war 1942 zwei Monate als Chemiker und Ingenieur bei den Palmstroem-Flugzeugwerken, San Diego, beschäftigt. Er wurde als Urheber einer ganzen Reihe von Sabotageakten ermittelt, entzog sich der Verhaftung durch die Flucht.«
Mr, High schob das Fernschreiben von sich und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Ich denke, wir wissen jetzt Bescheid. Gray ist der Mann, in dessen Auftrag sich Clarissa Darnell an van Buren und Benelli heranmachte. Wahrscheinlich ist er auch Clarissas und van Burens Mörder. Ich fürchte, der Bursche wird uns noch einige Kopfschmerzen machen.«
***
Der kommende Tag brachte uns eine Menge Arbeit, aber wir kamen keinen Deut weiter. Ann Dryer schien spurlos vom Erdboden verschwunden zu sein.
Wir dehnten unsere Nachforschungen selbstverständlich auch auf die Ontario-Bar aus, allerdings konnte man uns auch dort nichts sagen, was uns weitergebracht hätte.
Müde und zerschlagen fiel ich an diesem Abend ins Bett.
Am anderen Morgen saß ich um 8 Uhr in meinem Office und brütete über den Akten. Fünf Minuten später spazierte Phil zur Tür herein.
»Hallo, Jerry, ausgeschlafen?«
»Was man so ausgeschlafen nennt«, brummte ich. »Was gibt es Neues?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe eben im Flur Mr. High getroffen. Die Leichen der beiden Ermordeten sind freigegeben worden. Miss Darnell wird um 10 Uhr beerdigt, van Buren eine Stunde später.«
Wir elektrisiert fuhr ich hoch. »Dann weiß ich auch, was wir heute Vormittag unternehmen. Wir werden zu den Beerdigungen gehen.«
Phil sah mich verständnislos an. »Was versprichst du dir davon? Glaubst du vielleicht, der Mörder würde an der Beisetzung seiner Opfer teilnehmen? - Na schön, wenn du absolut willst, gehen wir hin.«
Ich stand auf. Ȇberlegen
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