Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0087 - Treibstoff 558

0087 - Treibstoff 558

Titel: 0087 - Treibstoff 558 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Theodor Horschelt
Vom Netzwerk:
wir die Sache noch einmal. Ich denke, wir fahren jetzt zuerst einmal zu Lieutenant Gardener und hören, ob er was Neues weiß.«
    Eine halbe Stunde später saßen wir in Gardeners Office. Der Lieutenant wusste bereits von der bevorstehenden Beerdigung.
    »Auf den Gedanken, mir die Geschichte anzusehen, bin ich noch nicht gekommen«, sagte er. »Ich glaube auch nicht, dass etwas dabei herauskommen könnte. Trotzdem - wir wollen keine Möglichkeit außer Acht lassen. Gehen wir eben alle drei hin. Wir müssen aber vorsichtig sein und versuchen, nicht aufzufallen. Ich habe das Gefühl, dass der Verbrecher uns recht gut kennt.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Phil. »Vielleicht schadet das aber gar nichts. - Könnten wir nicht vier Leute mitnehmen, Gardener, die weniger bekannt sind? Einer von ihnen kann sich ziemlich aufdringlich ans Grab stellen, während die anderen mehr im Hintergrund bleiben.«
    »Selbstverständlich können wir das machen«, erwiderte Gardener. Er rief seine Sekretärin zu sich und wies sie an, vier Leute seiner Abteilung herzuschicken. Die Männer begriffen ihre Aufgabe schnell und verschwanden dann, um sich zu Hause umzukleiden.
    Inzwischen hatte ich mir aus dem Telefonbuch Mrs. Darnells Nummer herausgesucht. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Clarissas Mutter meldete. Ihre Stimme klang verzagt und leise.
    Ich teilte ihr mit, das ich beabsichtige, zur Beerdigung zu kommen, und sagte: »Sehen Sie sich bitte unter den Trauergästen unauffällig um. Und sollten Sie jemanden feststellen, der Ihnen völlig unbekannt ist, dann geben Sie mir bitte ein unmerkliches Zeichen.«
    »Um Gottes willen, Mr. Cotton, glauben Sie etwa, der Mörder wagte es, an das Grab meines armen Kindes zu kommen?«
    »Das ist unwahrscheinlich, aber wir müssen mit allem rechnen…«
    Der Zeremonienraum des Beerdigungsinstitutes, in dem man Clarissas Leiche aufgebahrt hatte, war gedrängt voll von Leuten. Mrs. Darnell stand in einer Gruppe von sechs, sieben Personen, wahrscheinlich Verwandte. Die übrigen Trauergäste setzten sich aus dem Personal der United Chemical Works zusammen. Ich erkannte unter ihnen Mr. Strong, den Vizepräsidenten, Demetrius Hasenclever und Donna de Haviland.
    Die Aussegnung nahm etwa eine halbe Stunde in Anspruch. Dann wurde der Sarg zu Grabe getragen. Langsam und feierlich schritt die große Trauergemeinde hinterher. Mrs. Damell hielt sich tapfer, und erst als der Sarg in die Gruft gesenkt wurde, war es um ihre Beherrschung geschehen. Zwei der Trauergäste mussten die weinende Frau festhalten.
    Mr. Strong hielt eine kurze Rede und schilderte Clarissa Darnell als überdurchschnittlich begabte und treue Mitarbeiterin, derer man in der Firma immer gedenken werde. Anschließend sprach ein Mann der Gewerkschaft, der in etwa das Gleiche sagte.
    Ich mischte mich mit Lieutenant Gardener und Phil unter die Anwesenden. Irgendeine Person, die mein Interesse hätte erregen können, fiel mir nicht auf.
    Fünf Minuten später war alles vorbei, und die Trauergäste hasteten zum Ausgang. Ihre Gespräche bewiesen, dass sie mit ihren Gedanken bereits wieder ganz woanders waren.
    »Niederlage auf der ganzen Linie«, murrte Gardener. »Wir müssen uns beeilen, damit wir noch zu van Burens Beerdigung rechtzeitig kommen.«
    Was mich an van Burens Beisetzung besonders erschütterte, war die Tatsache, dass der große Wissenschaftler, dem die amerikanische Raketentechnik viel verdankte, wie ein armer Mann zu Grabe getragen wurde. Angehörige und Freunde schien er nicht besessen zu haben. Außer dem Geistlichen, Gardener, Phil und mir hatten sich in der Aussegnungshalle nur Colonel Seagrave und eine ältere, einfach gekleidete Frau eingefunden. Wahrscheinlich war es van Burens Putzfrau.
    Am Grabe hielt der Geistliche nur eine kurze Ansprache. Bevor dann die Zeremonie beendet war, wandte ich mich einmal um und sah einen hochgewachsenen, weißhaarigen Herrn von etwa sechzig Jahren näherkommen. Ihm folgte ein Chauffeur, der einen großen Kranz trug.
    Der Weißhaarige erregte mein Interesse, und ich stieß Phil an und machte ihn auf den Mann aufmerksam. Als wir uns anschickten, das Grab zu verlassen, trat der Fremde vor und legte schweigend den Kranz nieder. Dann nahm er eine kleine Schaufel und warf dreimal Erde in die Grube, wo sie mit dumpfem Poltern auf den Sarg aufschlug.
    Er verharrte etwa fünf Minuten wie in stummem Gebet. Sein Gesichtsausdruck war starr und ließ nicht erkennen, was er dachte, aber seine Augen

Weitere Kostenlose Bücher